Es wirkt schon ein wenig anachronistisch, wenn Bands sich heute absolut kompromisslos einem mittlerweile nur noch im tiefsten Underground stattfindenden Genre wie dem Bestial / War Black Metal widmen, der sich trotz aller Death-Metal-Einflüsse viel eher an Revenge, Diocletian oder den allgegenwärtigen Blasphemy orientiert. Das Problem dabei ist nicht einmal die Kompromisslosigkeit, mit der man agiert – die nötigt einem sogar viel Respekt ab. Vielmehr ist es die Austauschbarkeit vieler Bands, die das Subgenre über die letzten Jahre hinweg relativ belanglos haben werden lassen. Und dennoch tauchen immer mal wieder Gruppierungen auf, die einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont aufscheinen lassen. So wie die aus Richmond, Virginia stammenden ANTICHRIST SIEGE MACHINE, die in wenigen Wochen ihr Debüt „Schism perpetration“ veröffentlichen werden.
Produktionstechnisch wandelt man auf einem schmalen Grad: Einerseits ist der Gitarrensound extremst angezerrt, so dass das Riffing gerade in den extrem schnellen Passagen kaum mehr auszumachen ist, andererseits gibt man in den tempobereinigten Phasen dem Sound auch genügend Luft, so dass sich die Riffs und besonders das Drumming entfalten können. Denn dass das Duo mit ihren Instrumenten umzugehen weiß, merkt man nach ein paar Durchläufen relativ deutlich. Und gerade die wenigen, im Midtempo angesiedelten Parts lassen immer wieder aufhorchen, da hier die nicht zu verleugnenden Death-Metal-Einflüsse ganz klar ihre Spuren hinterlassen haben. Natürlich darf man hier keine filigrane Technik erwarten – dafür ist man dann doch zu sehr in der Genrebubble gefangen. Aber innerhalb dieser arbeitet man so abwechslungsreich, wie es nun eben möglich ist. Seien es die Breaks im Drumming oder auch doomige Parts wie der Beginn von „Enduring power“: Alle diese kleinen Versatzstücke fügen sich im Großen und Ganzen zu einem stimmigen Album zusammen, dem man wirklich aufmerksam seine Zeit widmen sollte, selbst wenn man eher Bands wie Sacrificio präferiert, die dem Genre wirklich einen neuen Schub geben konnten. Als einzigen Totalausfall kann man lediglich den partiellen „white noise“ in „Apocalyptic despair“ ansehen, da dieser selbst für die ganz Harten unter den Hörern wahrscheinlich nur äußerst schwer zu ertragen ist und einen komplett aus dem bisherigen Hörerlebnis reißt, in das man auch erst wieder hineinfinden muss.
Eines muss man dem Duo ohne Umschweife attestieren: Das kompromisslose Chaos, das ANTICHRIST SIEGE MACHINE auf ihrem Debüt zelebrieren, ist nicht ohne Charme. Wo viele andere Bands stumpf ihren Soundbrei runterprügeln, finden sich hier durchaus einige annehmbare Akzente, die dem Bestial / War Black Metal vielleicht keine neuen Impulse verpassen können, aber dennoch für genügend Abwechslung sorgen, um das Genre frisch zu halten. Verfeinert man das Soundbild in Zukunft noch ein wenig, um dem Chaos eine etwas gelenktere Richtung zu verpassen, dann steht höheren Weihen sicherlich nichts im Wege. Solange ist „Schism perpetration“ ein solider Einstand, auf dem sich definitiv aufbauen lässt! GEHEIMTIPP!!! +++ 7,5 / 10 Punkten
ANTICHRIST SIEGE MACHINE – Schism perpetration
Bestial / War Black Metal from the United States
Krucyator Productions (CD) / Stygian Black Hand (LP)
Running time: 28:08 minutes
Release date: August 26th, 2019 (all formats)
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Antichrist Siege Machine Bancamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation