Zu den eher erheiternden Unterhaltungen auf Konzerten oder Festivals oder auch in Chats gehört häufig die Frage an mich, dass ich als Jüdin doch bestimmt vielen geilen Scheiß aus Nahost bzw. Israel kenne. Erheiternd deswegen, weil irgendwie jeder denkt, dass jüdisch-sein sofort impliziert, auch Ahnung von der israelischen Metal-Szene zu haben. Ein bisschen was kenne ich, ohne Frage. Aber ich würde nie behaupten, dass ich tief in dieser Szene stecke oder mich umfassend auskenne. Dafür liegt mein Fokus zu sehr auf der französischen Szene bzw. der südamerikanischen, in denen ich wirklich täglich wühle. Das mir dabei eine spannende Band wie die aus Tel Aviv stammenden DIM AURA bisher entgangen ist, verursacht natürlich einen faden Beigeschmack. Denn nicht nur deren heute erscheinendes zweites Album „The triumphant age of death“ ist ein richtig starker Release, schon das erste Album vom Dezember 2013, „The negation of existence“ konnte sich durchaus sehen lassen. Lieber spät eingestiegen als nie – und dass sich das gelohnt hat, zeigt sich wie folgt:
Bereits der Opener „Clockwork negativism“ ist ein straight nach vorne klopfendes Monster, der bereits sehr früh deutlich macht, dass man sich weder der norwegischen noch der schwedischen Schule oder sonst einer Spielart vollständig unterordnen möchte. Das macht extrem viel Laune, zumal man sich so relativ unbefangen darauf konzentriert, packende Songs zu schreiben. Und zum größten Teil gelingt das auch, denn auch „Towards the plague“ ist ein kompromissloses Black Metal-Gechoss, das alles zerstört, was ihm in den Weg kommt. Und gerade „Black heretic hate“ mit seinem Blackened Thrash-Unterton walzt dabei alles nieder. Das sorgt für viel Abwechslung auf dem Album und verhindert, dass der Hörer gelangweilt von Track zu Track skippt. Mit „Blood boiling misanthropy“ nimmt man das Tempo zunächst einmal heraus, bevor „Death, total death“ wieder ordentlich Fahrt aufnimmt. Und obwohl man sich eher im oberen Midtempo hält, entwickelt der Song (wie generell das Album) eine unglaublich dichte Intensität, der man sich nur schwer entziehen kann. „Antinomianism“ ist ein kurzes Interludium, in dem man ein wenig Atem schöpfen kann. Das tut der Atmosphäre und dem Albumflow gut und somit ist man bestens gerüstet für den Titeltrack „The triumphant (Age of death)“, der die Geschwindigkeit wieder ordentlich anzieht. Überhaupt ist man sehr flexibel, was Tempi anbelangt, was den Release frisch und unverbraucht erscheinen lässt. Und auch die trockene Produktion trägt da ihr Übriges dazu bei, da hier viel Sorgfalt darauf gelegt wurde, dass sich jede Nuance im Sound heraushören lässt. Gefällt mir! Gefallen tun mir auch die beiden Abschlusstracks „The cruel“ sowie „Mors vincit omnia“: Beide sind relativ zurückgenommen im Tempo, doch gerade letzterer Track erinnert sehr an alte Darkthrone, was dem Album einen würdigen Abschluss verpasst.
DIM AURA sind sicher nicht die originellste Band im Black Metal und auch der israelische „Exotenbonus“ ändert da nicht viel dran. Aber: Die Jungs gehen mit viel Herzblut an die Sache heran, was man „The triumphant age of death“ zu jeder Zeit anhört und ich bin mir ziemlich sicher, dass man sich mit etwas mehr Erfahrung und Zeit irgendwann soweit freischwimmen kann, um wirklich eigenständig aus der Szene herauszuragen. Das Potential ist zweifellos vorhanden. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
„The triumphant age of death“ wird sowohl als CD als auch digital veröffentlicht werden. Und eure Sammlung wird es euch nicht nur des Exoten-Bonus wegen danken, wenn ihr euch das Album in selbige stellt.
DIM AURA – The trimphant age of death
Black Metal from Israel
Saturnal Records
Running time: 49:03 minutes
Release date: March 22nd, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation