Manchmal passiert es, dass einem ein Album vorgelegt wird, dass dich von der ersten Sekunde an so dermaßen an den Eiern packt und dich mitreißt, dass man gar nicht anders kann, als immer und immer wieder die Repeat-Taste zu drücken. So ging es mir vergangenen Dezember kurz vor Weihnachten, als mir die Promo zum bereits vierten Album der kolumbianischen Thrash Metaller LUCIFERA vorgelegt wurde. „La caceria de brujas“ („Die Hexenjagd“) ist das gute Stück betitelt und wartet in seinen gut 39 Minuten mit einem so hohen Energielevel auf, dass man sich dem nur schwer wieder entziehen kann.
Das machen auch gleich die ersten Sekunden des Openers „Arda em llamas“ klar. Hat man beim Drumming zwar immer mal wieder den Eindruck, die Drums wären programmiert, so löst sich dieser Gedanke schnell wieder auf. Denn dies liegt einfach an der extrem trockenen Produktion, die sich auch auf den Snaresound auswirkt. Generell stehen die Drums gerne mal im Vordergrund, was dem Gitarrensound genügend Raum gibt, um in den richtigen Momenten hervorzubrechen. So wie im folgenden „Sigillum diaboli“, das ein angeschwärzter Thrash-Brocken ist und einfach nur gnadenlos nach vorne treibt. Spätestens jetzt wird klar, dass hier eine Band am Werk ist, die genau weiß, was sie tut und dies mit aller Leidenschaft aufs Album gebrannt hat. Und besonders die unbarmherzig gekeiften Vocals von Frontfräulein Blasfemia machen hier einen großen Reiz aus, der sich auch immer weiter vertieft, je länger „La caceria de brujas“ läuft. „Sortilegio“ nimmt nahtlos die Energie des vorigen Tracks mit und lässt erstmalig klassische Thrash-Strukturen erkennen, ohne diese allzuweit in den Vordergrund zu stellen. In das über sechs Minuten lange (und den somit zweitlängsten Track) „Ceremonia secular“ steigt man mit einem ausgedehnten Intro ein, bevor man zeigt, dass man sich nicht nur in gehobenen Geschwindigkeitsregionen wohlfühlt, sondern auch das Midtempo beherrscht. Auch fällt hier auf, dass die Gitarrenarbeit in den Leads durchaus melodisch sein kann, ohne dabei an Aggressivität zu verlieren.
Die zweite Hälfte des Albums eröffnet „Pacto pagano“ wieder sehr furios. Schnell nach vorne ziehend, lässt man keine Ermüdungserscheinungen erkennen. Füllen andere Thrash-Bands die Mitte ihrer Alben gerne mal mit dem ein oder anderen Lückenfüller, gehen LUCIFERA den genau entgegengesetzten Weg und hauen im Anschluss das ebenso gnadenlose „Conjuro“ raus. Und genau an dieser Stelle setzte bei mir nun die endgültige Erkenntnis ein, warum ich die südamerikanischen Bands (zumindest in weiten Teilen) den europäischen vorziehe: Hier wird unabhängig von Labels noch Wert auf ein hohes Maß an Authentizität und METAL gelegt. Lieber verpflichtet man sich kleineren Underground-Labels, die voll und ganz hinter der Band stehen, anstatt unter dem Dach eines größeren Labels unterzugehen und den Biss zu verlieren. Denn mal ehrlich: So erfrischend die eine oder andere europäische bzw. nordamerikanische Thrash-Band ist, die seit dem großen Revival vor einigen Jahren hochgekommen sind, einen Track wie „Brujeria“ wird man darauf eher nicht finden. Böse, brutal und sinnvoll mit Tempiwechseln ausgestattet, bereitet der Track unbarmherzig darauf vor, was dem Hörer im Albumcloser „Evocación del caos“ abschließend um die Ohren geknallt wird. Fühlt sich der Track zunächst wie ein typisches instrumentales Outro an, in dem man noch die ein oder andere Spielerei unterbringt, so öffnet sich der siebenminütige Track nach dem ersten Drittel plötzlich und lässt Platz für dunkel grollende Riffs. Zweimal durchläuft man diesen Rhythmus, bevor mit einem leicht verstörenden Outro das Album ausfadet. Zum Glück gibt es die Repeat-Taste…
Meine Fresse, ist das ein Höllenritt! „La caceria de brujas“ ist genau die Art von Thrash-Album, welches dir einfach nur brutal in die Weichteile tritt und sagt: Hier bin ich! Sei es des durchgängig hohen Energielevels, des gelungenen Songwritings oder der fiesen Vocals willen: LUCIFERA haben es mehr als verdient, dass man ihnen endlich auch abseits des tiefen Undergrounds den Respekt zollt, den sie verdienen. Ich für meinen Teil bin erneut extrem angefixt und kann es kaum erwarten, endlich das fertige Album in Händen halten zu können! Denn je öfter es in der Anlage rotiert, umso besser wird es!! Da bleibt nur noch eines zu sagen: PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Am 25.02.2019 erscheint das Album sowohl auf CD als auch digital. Die LP-Versionen auf schwarzem und rotem Vinyl werden am 18.03.2019 nachgeschoben. Wer sich eines der Formate (oder gleich alle) vorbestellen möchte, kann dies sowohl auf der Bandcamp-Page des Labels oder in dessen Webshop tun. So oder so: Eure Plattensammlung wird es euch danken!
LUCIFERA – La caceria de brujas
Blackened Thrash Metal from Colombia
Dunkelheit Produktionen
Running time: 38:35 minutes
Release date: 25.02.2019 (all formats)
Dunkelheit Produktionen Webshop
Dunkelheit Produktionen Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation