Vor genau zwei Jahren, im Februar 2017, erschien mit „Through lunar gateways“ die Debüt-EP des polnischen Solo-Projekts ARS MAGNA UMBRAE, das einige recht gute Rezensionen einheimsen konnte und mit seiner Mischung aus atmosphärischen, okkulten und stellenweise sogar leicht avantgardistisch angehauchten Momenten zu überzeugen wusste. Für das vollständige, erste Album „Lunar ascension“ hat man sich konsequenterweise genügend Zeit genommen, um den gesteckten Erwartungen gerecht werden zu können. Und soviel sie gesagt: Das ist rundum gelungen! Nicht nur ist man vom Gesamteindruck her etwas puristischer geworden, auch das Songwriting an sich wirkt nun stärker. Beibehalten wurde die stets vorhandene morbide Atmosphäre, die alleine durch das Riffing bzw. die Gitarrenarbeit generell erzeugt wird, die sich diesmal noch mehr in okkulten Regionen bewegt, als auf der EP.
Was man als Hörer mitbringen sollte, ist Zeit. Denn die benötigt das Album, bis es richtig zündet, da es zum täglichen „mal schnell durchhören“ komplett ungeeignet ist. Man muss sich in die Musik hineinfallen lassen, was dank der genannten, am Occult Black Metal orientierten Strukturen gar nicht so einfach ist. Dabei sind die Songs weder verschachtelt aufgebaut, noch arbeitet man mit großen Brüchen hinsichtlich der Songstrukturen oder Tempiwechsel. Das Tempo im allgemeinen bewegt sich dabei nicht in schwindelerregenden Höhen, sondern hält sich vornehmlich im mittleren bis leicht angezogenen Bereich. Ausreißer nach oben gibt es zwar durchaus, die halten sich jedoch im Rahmen und dienen lediglich der Dynamik der einzelnen Tracks. Und gerade die etwas zurückgenommenen Momente machen einen großen Reiz aus, da hier nur minimal instrumentiert eine sehr dichte Atmosphäre aufgebaut wird. Das gelingt nicht jeder Band in dieser Intensität, was dem Album einen weiteren Vorteil verschafft. Dies wird jedoch nicht nur durch das Songwriting erreicht, sondern auch dank der Produktion unterstützt. Die ist, bedingt durch das Genre, weder brutal noch bis ins kleinste Detail hinein differenziert. Dreht man die Anlage zu leise, verliert die Aufnahme auch etwas an Druck. Bei gewohnter, etwa mittlerer Lautstärke, kommen sämtliche Bestandteile jedoch am besten zur Geltung. Insbesondere die Gitarren, die, ich kann es nur immer wieder sagen, einfach den wichtigsten Anteil in diesem Soundgefüge spielen. Von daher ist es auch kein Wunder, dass es schlicht nicht möglich ist, hierbei einen Song vom anderen zu trennen oder aber über die anderen zu heben. Das Album funktioniert als eine Einheit und dafür bin zumindest ich wirklich dankbar in diesen Zeiten, in denen die meisten von einem Track zum nächsten springen.
Nein, das Album macht es einem wirklich nicht leicht. Selten genug kommt es vor, dass man wirklich viel Zeit in ein Album investieren muss und dafür ist „Lunar ascension“ ein perfektes Beispiel. Doch die Zeit lohnt sich: Denn was einen nach den ersten paar Durchläufen wie erschlagen und auch leicht ratlos zurücklässt, öffnet sich mit der Zeit zu einem gewaltigen Klangkosmos. Das wird nicht jedem gefallen, da ARS MAGNA UMBRAE wie schon mit der vorangegangenen EP eher ein Nischenpublikum ansprechen. Wer Occult Black Metal jedoch eher in seiner kopflastigen statt in seiner straighteren Form bevorzugt, der ist hier goldrichtig! DEFINITIVE KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Das Album lässt sich am einfachsten über die Bandcamp-Seite der Band selbst ordern, sowohl digital als auch die von I, Voidhanger Records veröffentlichte CD. Will man stattdessen lieber beim Label ordern, so empfiehlt sich auch hier deren Bandcamp-Page, da man von dort zu einem weiteren Internetshop geleitet wird. Der Webshop des Labels listet den Release seltsamerweise nicht.
ARS MAGNA UMBRAE – Lunar ascension
Black Metal from Poland
Independent (digital) / I, Voidhanger Records (CD)
Running time: 40:02 minutes
Release date: October 5th, 2018 (digital) / January 25th, 2019 (CD)
Ars Magna Umbrae Bandcamp
I, Voidhanger Records Bandcamp
I, Voidhanger Records Webshop
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation