Wie jeder weiß, hege ich für Black Metal aus Frankreich eine gewisse Schwäche. So gab es in 2017 durchaus die eine oder andere Veröffentlichung in der Schnittmenge aus Black Metal, Black / Thrash sowie Black Metal mit Post-Elementen, die mir extrem zugesagt haben. Ein Album wäre dabei fast (mal wieder) untergegangen: Nämlich das Debütalbum der aus Paris stammenden ACEDIA MUNDI, die im Mai des vergangenen Jahres mit „Speculum humanae salvationis“ ein beeindruckendes Stück Musik vorlegten. Vor allem die sehr gute Produktion ist bemerkenswert, die für eine so junge Band ohne jegliche Veröffentlichungen im Vorfeld nach wie vor für offene Münder sorgt. Auch die Tatsache, dass sich beide Gitarristen auch die Vocals teilen, kommt jetzt nicht so häufig in diesem Genre vor. Zum Glück artet es dabei nicht in nervigen Wechselgesang aus, sondern ist auf Grund der relativ ähnlichen Stimmlagen sogar sehr unaufdringlich.
Bevor man richtig ins Album einsteigt, bekommt man in Form von „Spreading venom in the hearts of children“ zunächst ein instrumentales, schön dissonantes Intro auf die Ohren „Ab-jection“ macht als eigentlicher Opener im Anschluss direkt die Marschrichtung klar: tempimäßig sehr abwechslungsreicher Black Metal, dem man die französische Herkunft zu jeder Zeit anhört (diese Songstrukturen kann man eben nur da). Das Wechselspiel zwischen pfeilschnellen und Midtempo-Passagen sorgt für den nötigen Spannungsaufbau und lässt den Hörer direkt tief in die Musik eintauchen. Mit „Deconstructing my soul“ hat man schon relativ früh auf dem Album einen ersten Höhepunkt: Wahnsinnig intensives und (für Black Metal-Verhältnisse) ergreifendes Riffing, das einem die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit nur so in die Seele schneidet. „The sadist ist the saddest“ lotet daran anschließend die dunkelsten Ecken der menschlichen Psyche aus und wirkt im musikalischen Aufbau beinahe schon chaotisch, allerdings auf diese wohltuende Art und Weise, so dass man sich intensiv mit dem Stück auseinandersetzen muss. Das sich anschließende „From Sodom to Magog“ macht es einem da schon wieder ein wenig einfacher: Das Stück ist einfach nur pure Raserei und gehört zu den Tracks, die am strukturiertesten wirken. Auch hier sind die Tempiwechsel wieder sehr geschickt gesetzt (dafür hat man generell ein Händchen) und die beiden Kreischhälse versprühen einfach nur puren Irrsinn! Und diesen Weg geht man in „Ceux qui marchent“ auch weiter, was dem Album einen weiteren Teil Schlüssigkeit verpasst. Das Abschlussdoppel „Nos qui non electi sumus…“ und „…Sumus fex dei“ bilden, als Einheit gesehen, den genau richtigen Schlusspunkt unter dem Album. Während ersteres durch seine Dynamik einen weiteren Höhepunkt bildet, ist letzteres erneut die Manfestation des puren Chaos. Ein würdiger Album-Closer für ein ausgesprochen sehr gutes Debüt!
Ein wirklich beeindruckendes Debütalbum! Ich kann es nur immer wieder sagen. Auch abseits des „Franzosenbonus“ hat man es hier mit einem Stück absolut wahnsinnigem Black Metal zu tun! Und wem die letzten Alben der Tschechen Inferno oder auch das aktuelle der kolumbianischen Kultisten Ignis Haereticum zu anstrengend waren bzw. sind, der ist hier genau richtig. Nicht, dass ihr mich falsch versteht: „Speculum humanae salvationis“ ist weit ab von ‚Easy listening Musik“. Allerdings ist man weniger komplex als die genannten Bands und somit einen guten Teil zugänglicher. PFLICHTKAUF!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Wer sich jetzt noch beeilt, kann noch eine der hübsch aufgemachten Digipack-CDs ergattern; diese sind beinahe ausverkauft. Die über Narbentage Produktionen veröffentlichte Tape-Version ist bereits restlos vergriffen. Als Alternative bleibt aber immerhin noch die Möglichkeit, sich das Album als Download zu kaufen.
ACEDIA MUNDI – Speculum humanae salvationis
Black Metal from France
Label / Distribution: Throats Productions (CD) / Narbentage Produktionen (Tape) & Bandcamp (Digital)
Running time: 38:28 minutes
Release date: 02.05.2017 (CD + Digital) / 21.07.2017 (Tape)
throatsproductions.bigcartel.com
www.bandcamp.com (Throats Productions)
www.bandcamp.com (Acedia Mundi)