Südamerika war ja schon immer eine gute Anlaufstelle, wenn es um eigenständigen Death Metal ging. Chile entwickelt sich gerade zu einem der Länder, die motivierte Bands mit erstklassigen Veröffentlichungen ausspucken, die zudem auch noch die ganze Palette der verschiedenen Stile im Death Metal bedienen können. Seit 2011 sind auch ORACULUM dazu zu zählen, die Death Metal im ursprünglichen Stil der Achtziger präsentieren und das Ganze mit der landestypischen Rohheit noch aufwerten. Allenfalls ganz frühe Asphyx könnte man als Vergleich für den Bandsound heranziehen, aber dieser Vergleich hinkt, da hier der doomige Einschlag fehlt. Nach jeweils einer Single und einer EP liegt nun mit „Always higer“ die nächste EP vor, die Ende September erscheinen wird. Produktionstechnisch hat man seit der 2014er EP „Sorcery of the damned“ noch mal eine gehörige Portion Wut draufgelegt, so dass die drei Tracks plus Intro nun noch aggressiver klingen.
Nach einem kurzen Intro („Exeunt“) steigt man mit „Lex talionis“ gewaltig in diesen Release ein. Von der ersten Sekunde an wird ordentlich Gas gegeben. Man merkt der Truppe an, dass sie in den letzten drei Jahren konsequent an ihrer Weiterentwicklung gearbeitet hat. Musikalisch klingt man noch enger eingespielt, die Vocals haben einen guten Sprung nach vorne gemacht und klingen jetzt noch fieser und die Produktion der EP tritt mal so richtig Arsch. Das kommt besonders gut zur Geltung im tempomäßig zunächst etwas zurückgenommeneren „Semper excelsius“, das erst nach gut der Hälfte die Geschwindigkeit des Vorgängertracks erreicht. Brutal, aber differenziert, genauso mag ich Death Metal-Produktionen. Die EP schließt mit dem Neun-Minüter „Sphinx“ ab, der zweifelsohne der bisher stärkste ORACULUM-Track ist. Die immer wieder eingestreuten orientalisch anmutenden Leads verleihen ihm einen ganz besonderen Touch (wie aktuell ähnlich Horrid’s „Cursed dunes“) und die eingestreuten Geschwindigkeitswechsel von anfangs noch eher Midtempo, im folgenden dann dem Tempo der restlichen Tracks angepasst, bis die letzten Minuten einem langsamen Lead zugesprochen werden, sind fast schon perfekt arrangiert.
Ich mag mir gar nicht ausmalen, was für ein Debüt die Chilenen abliefern könnten, wenn es irgendwann mal soweit sein sollte. Nimmt man jedoch diese EP zum Maßstab, dann dürfte uns eines der besten Death Metal-Alben der nächsten Jahre ins Hause stehen. Bis dahin vertreibt man sich die Zeit jedoch am ehesten mit „Always higher“, das ich jedem Death Metal-Lunatic nur ans Herz legen kann. Pflichtkauf! +++ 8 / 10 Punkten
Bereits jetzt könnt ihr euch im Webshop von Invictus Productions bzw. auf deren Bandcamp-Seite das Album im Pre-order sichern, sowohl auf CD als auch digital. Ansonsten einfach bis zum Release warten und dann die jeweiligen Shops aufsuchen. Es lohnt sich!
ORACULUM – Always higher
Death Metal from Chile
Label / Vertrieb: Invictus Productions
Running time: 21:19 minutes
Release date: 15.09.2017