Es ist schon extrem beeindruckend, was das Jahr 2017 an erstklassigen Veröffentlichungen im Black Metal zu bieten hat. Nicht nur, dass schon länger aktive und etablierte Bands wie Beltez oder Inferno mit spannenden und abwechslungsreichen Alben aufwarten, auch die junge Garde an Bands, die in den letzten Monaten debütierten und dabei mehr als bloß aufhorchen ließen, ist verdammt umfangreich aufgestellt. Seien es nun Frosted Undergrowth, Magoth oder Ars Magna Umbrae, Black March sowie Blood Moon, die alle mit verdammt starken Veröffentlichungen eine spürbare Duftmarke hinterlassen konnten. Sehr weit oben in dieser Riege steht mit „Potestas magicum diaboli“ das Debüt des niederländisch/norwegischen Duos ASAGRAUM. Ganz unerfahren sind die beiden Damen nicht, kennt man sie doch schon aus Bands wie Draugur (Obscura) oder Live-Aushilfen bei Craft und Isvind (Trish; derzeit auch bei Urarv). Und nein, ich werde hier jetzt keine Diskussion über das Thema „Frauen und deren Seltenheit im Black Metal“ anstoßen. Come on, wir haben 2017, nicht mehr 1991. Und bevor es jetzt heißt: „Aber du bist selbst eine Frau“, na und? Das einzige, was mich interessiert, ist das musikalische Können. Und das ist ohne Frage ausgezeichnet.
Denn bereits der Midtempo-Opener „Transformation“ zieht den Hörer von Beginn an unwiderruflich in seinen Bann. Zwar zieht das Tempo nach zwei Minuten ordentlich an, verfällt jedoch nicht in blinde Raserei. Besonders der zwischen typischem Black-Metal-Flirren und recht dissonant angezerrtem wechselnde Gitarrensound mit immer wieder eingestreuten klaren Passagen fällt positiv ins Gewicht. Ein Stilelement, dass sich durch das gesamte Album zieht und viel Abwechslung mit sich bringt. Noch einen Tick besser kommt das im folgenden „Black triangle flame“ zur Geltung, dass die pechschwarze Atmosphäre endgültig unterstreicht. Beginnt „Leviathan“ noch mit einem recht zurückhaltend wirkenden kurzen Intro, wird der anschließende Ausbruch dadurch als noch intensiver empfunden. Auch wenn sich dieses Wechselspiel zwischen dem Thema des Intros und den schnellen Passagen über den gesamten Track zieht, wirkt dieser nicht als künstlich in die Länge gezogen. Vor allem, da das Eingangsthema zum Schluss hin deutlich abweicht. Mit „Gospel of ignition“ hat man bereits zur Hälfte des Albums den unausgesprochenen Höhepunkt des Albums erklommen, da man schon jetzt alle in den vorigen drei Tracks genannten Elemente zu einem Ganzen verbindet. Die knapp sechs-einhalb Minuten gehören zudem zum Besten, was mir in den letzten neun Monaten auf einem Debüt um die Ohren geschlagen wurde. Sowohl das überwiegend sehr gemächliche Tempo (ohne jedoch doomig zu werden), untermalt von der konsequent durchgezogenen Doublebass, als auch die Gesamtstimmung des Tracks bilden einen eigenen kleinen Kosmos innerhalb des 46-minütigen Albums.
Obwohl man nun bereits auf dem Gipfel der Darbietung auf „Potestas…“ steht, geht es im folgenden nur unwesentlich abwärts. Man kennt natürlich nun das Wesentliche am Bandsound, ist mit der Atmosphäre vertraut und hat sich völlig in das Album fallen lassen. Das macht den weiteren Umgang damit aber nicht weniger herausfordernd. „Daar waar ik sterf“ als auch das bereits vor einiger Zeit ausgekoppelte „Black sun prayer“ verlieren nichts von ihrer Energie. Besonders letzteres erklimmt noch mal einen kleinen Seitengipfel, da es geschwindigkeitsmäßig das komplette Gegenteil von „Gospel…“ ist und somit der Abwechslung auf sehr angenehme Weise Genüge tut. Das Abschlussdoppel „Carried by Lucifer’s wings“ und „I burn within the devil“ fügen zwar keine neuen Elemente mehr hinzu, bilden allerdings einen würdigen Abschluss eines großartigen Debüts, dass ich in dieser Form nicht erwartet hätte.
Abschließend bleibt nur noch, ein paar Worte über die Produktion zu verlieren. Denn diese fällt zwar klar und sehr differenziert aus, ist jedoch alles andere als pures High-End. Die schon erwähnte Atmosphäre des Albums kommt jederzeit perfekt zur Geltung, ob nun brachial über die Boxen oder eher etwas leiser über die Kopfhörer. Der ursprüngliche Spirit des Black Metal der 90er in Verbindung mit dieser doch ‚modern‘ wirkenden Produktion funktioniert einfach, so dass ich für ‚Kartoffelkeller-Produtionen‘ immer weniger Verständnis aufbringen kann; dies nur mal am Rande. Übrigens: Auch Trish’s Leistung am Drumkit steht gleichauf mit dem musikalischen Können von Obscura. Produktionstechnisch ist dieses richtig gut in den Sound eingebunden, auch wenn ein wenig mehr Druck nicht geschadet hätte. Dies ist jedoch Kritik auf hohem Niveau, denn insbesondere die recht zurückgenommene, aber stets spürbare Doublebass-Arbeit finde ich richtig gut abgemischt.
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich dieses Debüt einmal näher anzuschauen. ASAGRAUM besitzen großes Potential, was sich auf den nächsten Veröffentlichungen sicherlich noch weiter entfalten wird. Mit diesem Album sind die Erwartungshaltungen schon recht hoch angesetzt worden, so dass ich hiermit eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen kann. +++ 8 / 10 Punkten
Da es bisher noch keine Infos zur Vorbestellung und den Formaten gibt, heißt es wohl oder übel noch bis zum Veröffentlichungstermin warten. Dann aber schleunigst ab in den Webshop des Labels und sich das Album geordert. Genauere Angaben dazu am Releasetag.
ASAGRAUM – Potestas magicum diaboli
Black Metal from The Netherlands & Norway
Label / Vertrieb: Kvlt
Running time: 46:03 minutes
Release date: 29.09.2017