BELTEZ – Exiled, punished…rejected

Copyright: Bret Hard Records / Beltez
Copyright: Bret Hard Records / Beltez

Seit gut einem halben Jahr landen immer mal wieder Alben von Bands auf meinem Schreibtisch, die mir zwar grob etwas sagen, mit denen ich mich aber wegen ihres Stiles in der Vergangenheit nicht sonderlich intensiv auseinadergesetzt habe. Regelmäßige Leser meines Magazins wissen ja, dass ich früher selbst extrem festgefahren in meinem Musikgeschmack war und dass sich das erst in eben diesem halben Jahr sehr stark gewandelt hat, denkt man an die Reviews von beispielsweise Dead Limbs, Heretoir, Nemesis Sopor oder auch Anomalie. Das gleiche Schicksal teilten leider auch die Nordrhein-Westfäler von Beltez, deren zweites Album „Tod: Part 1“ (erschienen Ende 2013) zwar in meinem Regal schlummerte, ich aber auf Grund des Totalverlustes meiner CD-Sammlung Mitte 2014 keine Chance mehr hatte, mich eingehender damit zu befassen. (Danke übrigens noch mal an dieser Stelle an die Arschlöcher, die annähernd 1000 CDs gestohlen haben.) Nun flatterte mir deren drittes Album „Exiled, punished…rejected“ ins Postfach, was Grund genug war, dem Quintett aufmerksam beide Ohren zu schenken. Und das war ein großes Glück: Denn sonst wäre mir wahrscheinlich der nächste Höhepunkt in diesem Jahr entgangen! Während sich oben genannte Bands ohne Wenn und Aber in „Post-“ Black Metal-Regionen bewegen, finden BELTEZ den genau richtigen Mittelweg zwischen Moderne und ursprünglichem Black Metal. Bestehen die Songstrukturen zu weiten Teilen aus modernen Arrangements, ist vor allem die Gitarrenarbeit jedoch purer Black Metal. Auch bei den Vocals verzichtet man komplett auf moderne Elemente wie Klargesang und ist auch hier ganz im Erbe der Neunziger verfangen. Das Drumming ist verdammt präzise, ausdrucksstark und hat genügend Power, um so manch anderen Drummer in die zweite Reihe zu verbannen. Aber was ist jetzt mit den „modernen“ Elementen? Die drücken sich in erster Linie durch die kreierte Atmosphäre aus, die stets zwischen tiefer Melancholie, wütender Raserei und kompletter Selbstaufgabe pendelt.

Schauen wir uns nun aber mal die einzelnen Tracks an. Das Intro „Prelude“ ist genau das: Ein akustisches Präludium zu dem Sturm, der sich noch während des zweiminütigen Stückes entfaltet und nahtlos in den Opener „Adamantinarx“ übergeht. Schon diese neuneinhalb Minuten walzen den Hörer komplett nieder. Pure Raserei, immer wieder unterbrochen von etwas zurückgezogeneren Momenten machen den Track zu einer der am besten gewählten Eröffnungen eines Albums der letzten Zeit (ja, ich habe eh eine schwäche für überlange Opener…) und vor allem dank der richtig starken Gitarren-Leads ist das Eis auch sofort gebrochen. ‚Da kann wirklich nichts mehr schief gehen‘ denkt man sich und liegt damit auch richtg. Denn das folgende „Repent and restless“ fährt mit seinem melancholischen und doch wütenden Grundton eine gewaltige Soundwand auf, die dazu einlädt, die Anlage noch ein Stück weiter aufzudrehen. Insbesondere der Mittelteil mit seinem sehr an den alten norwegischen Black Metal angelehnten Riffing zieht dabei in seinen Bann. An dieser Stelle fällt mir mal wieder ein, dass ich mit einer früheren Aussage wahrscheinlich gar nicht mal so falsch liege; nämlich dass der heutige Black Metal wesentlich glaubwürdiger klingt als vor fünfundzwanzig Jahren. Bar jeder Provokation nur um ihrer selbst willen steht heute ausschließlich die Musik und der Ausdruck in ihr und durch sie im Vordergrund. Das zunächst halbakustische beginnende „Algol“ verschafft diesen Gedanken noch ein wenig Raum und lässt den Hörer kurz Ruhe schöpfen, bevor noch einmal die Stimmung des letzten Tracks aufgenommen wird. Mit dem Titeltrack öffnet sich anschließend ein weiteres Soundmonster: Wieder einmal regiert pure Raserei, nur unterbrochen durch kurze, ein wenig ruhigere Momente, in denen die eingangs erwähnten, etwas moderneren Elemente verstärkt Einzug halten. Diese kommen im Album-Closer „Soulweaving“ dann auch endgültig zum Tragen. Bereits das beinahe sphärisch wirkende Intro sowie die sich nach und nach verstärkende Intensität, die schließlich wieder in extrem angezogenes Tempo mündet, stellen das Stück eindeutig als bestes des ganzen Albums heraus. In dem 14-Minüter finden sich nicht nur alle Elemente des Albums wieder, sondern es stecken so unglaublich viele Emotionen unter den wie aus purer Agonie schreienden Vocals, dass man zum Schluss hin gar nicht anders kann, als völlig erschöpft zusammenzubrechen…

Im Grunde kann man zu diesem Album nur sagen: Fantastisches Werk! Die exzellente Produktion, das musikalische Können und vor allem das Songwriting machen „Exiled, punished…rejected“ zu einem weiteren, aktuellen Referenzwerk im modernen Black Metal, der aus sich selbst heraus existiert und sich tief in der Seele verankert. Das ist wahre Kunst und zeugt davon, dass der Großteil der sich auf die Neunziger berufenden Black Metal-Bands aus (oftmals falsch) verstandener Nostalgie heraus ihre Musik schaffen. Die Zukunft gehört jedoch definitiv Bands wie BELTEZ… Absoluter Pflichtkauf!!! +++ 9 / 10 Punkten

Wenn ihr euch nun dazu berufen fühlt, euch dieses Ausnahme-Album ins Regal zu stellen, dann schaut am Releasetag einfach im Webshop von Bret Hard Records vorbei, wo ihr das Album auf CD und LP erwerben könnt. Alternativ dazu ordert ihr euch das Tape bei The Crawling Chaos Records. Genaueres zu Limitierungen findet ihr ebenfalls spätestens am Releasetag hier auf Black Salvation.

Copyright: Beltez
Copyright: Beltez

BELTEZ – Exiled, punished…rejected
Black Metal from Germany
Label / Vertrieb: Bret Hard Records (CD + LP) & The Crawling Chaos Records (Tape)
Running time: 46:19 minutes
Release date: 23.06.2017

www.brethard.de
www.thecrawlingchaos-records.de
www.bandcamp.com

2 Gedanken zu „BELTEZ – Exiled, punished…rejected

  1. Beltez Antworten

    Tod: Part 1 klingt allerdings anders als die aktuellen Sachen. Den Titeltrack des neuen Albums findest du übrigens hier:

  2. Kraehenblut Antworten

    Das klingt doch mal mehr als interessant … ich muss gestehen, die Band nach ihrem Debüt wieder aus den Augen verloren zu haben. Am gestrigen Tag habe ich mir dann „Tod: Part 1“ ergattert – zwar noch nicht reingehört, aber das werde ich bei Gelegenheit auf jeden Fall nachholen, hehe.

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