INFERNO – Gnosis kardias (Of transcension and involution)

Copyright: World Terror Committee / Inferno
Copyright: World Terror Committee / Inferno

Black Metal-Bands aus dem Osten Europas haben immer etwas sehr Spezielles an sich, was bei der Konzeptualisierung anfängt und der musikalischen Vielfalt aufhört. Auch die seit 1996 existierenden Tschechen INFERNO gehören zu dem Schmelztiegel kreativer Klasse, der ein ums andere Mal fantastische Alben hervorbringt. So auch dieses Studioalbum, das siebte mittlerweile, das die beeindruckende Diskografie der Band um einen weiteren Hochkaräter erweitert. „Gnosis kardias (Of transcension and involution)“ heißt es und bietet in den sechs Songs verteilt auf gut 45 Minuten eine Vielzahl an abwechslungsreichen Ideen, die alles andere als langweilig sind. Dabei muss man sich stets vor Augen halten, dass man es hier nicht mit einem ’normalen‘ Black Metal-Album zu tun hat, sondern dass dieser stets nur den Rahmen bildet für die okkulte Messe, die hier zelebriert wird. Die Songstrukturen werden dabei in jedem Song neu ausgeformt, so dass sich kein Track wie der andere anhört.

Der Opener „The innermost disillusion“ ist wohl der Track, den man noch am ehesten in die ‚reine‘ Black Metal-Ecke stellen kann, obwohl man bereits mit eher genre-untypischen Elementen und Strukturen arbeitet, während das folgende „Abysmal cacophony“ im Grunde zweigeteilt ist: Während in der ersten Hälfte mit erneut konsequent durchgezogener Double-Bassdrum das Tempo recht hoch angesetzt ist, wandelt sich der Track nach gut der Hälfte der Spielzeit in fast schon hymnisches Midtempo. Das ist extrem gut gelungen; vor allem, da man nicht den Eindruck eines Bruches innerhalb des Stückes hat. „Upheaval of silence“ steigert sich vom Intro bis in den eigentlichen Song hinein hinsichtlich der Dynamik immer mehr. Beginnt man noch sehr zurückhaltend nur mit schön-schaurigen Gitarren, zieht man nach und nach das Tempo an, bis man nach den ersten drei Minuten schließlich wieder pure Raserei mit schnellerem Midtempo verquickt. Besonders gelungen sind hier die Vocals, die vom Growlen hin zum sporadisch eingesetzten Frauensopran ein reiches Spektrum abdecken. Von der ersten Sekunde an herrscht pure Raserei im bereits vorab vorgestellten „Ω > 1 (Oscillation in timelessness)“. Allerdings überrascht man auch hier den Hörer wieder durch ein interessantes Break, das das Tempo zunächst komplett herausnimmt, um sich schließlich in ein von morbiden Gitarrenklängen unterlegtes Finale zu verwandeln und somit auch einen fast fließenden Übergang in den Zehnminüter „Gate-eye of fractal spiral“ zu schaffen. Was in diesem Song passiert, kann man nur als meisterlich bezeichnen, obwohl es fast unmöglich ist, alle Elemente zu beschreiben, die hier vorherrschen. Sicher, es finden sich alle auf dem Album vertretenen Elemente, jedoch ist es auf der anderen Seite auch völlig anders, als das bisher Gehörte. Regelrecht hynoptisch zieht der Song dich in ein okkultes Universum, in dem die Grenzen zwischen Avantgarde und Althergebrachtem komplett verschwunden sind. Das ist nicht einfach nur der beste Song auf dem Album, sondern einer der besten Tracks in den letzten Jahren. Regelrecht sphärisch-verspielt geht es in dem ambient-lastigen Outro „Orison for the baneful serpent“ zu, dass einen doch recht ruhigen Schlusspunkt unter ein Album setzt, dass ansonsten voller Energie steckt.

„Gnosis kardias“ gehört zu der Art Album, für das man sich ausreichend Zeit nehmen muss, um wirklich jede Nuance im Sound nachvollziehen und erleben zu können. Man wird bei den ersten Durchläufen zwar von der Fülle der verarbeiteten Einflüsse erschlagen, dann jedoch öffnen sich die Strukturen und man kann eines der ungewöhnlichsten und faszinierendsten Releases der letzten Zeit richtig genießen. Da bleibt nur zu sagen: Beim nächsten Mal bitte eine etwas druckvollere Produktion! Ansonsten gilt: Pflichtkauf! +++ 9 / 10 Punkten

Wer sich nun von diesem okkulten Meisterwerk angesprochen fühlt, der kauft sich das Album entweder als CD oder LP (was ich alleine schon des exzellenten Artworks wegen empfehle) im Webshop von World Terror Committee beziehungsweise in deren Bandcamp-Shop im digitalen Format.

Copyright: Inferno
Copyright: Inferno

INFERNO – Gnosis kardias (Of transcension and involution)
Black Metal from Czech Republic
Label / Vertrieb: World Terror Committee (CD + LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 44:47 minutes
Release date: 04.04.2017

www.store.w-t-c.web-republic.de
www.bandcamp.com

Anregungen? Kritik? Immer her damit...

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.