Austia’s finest ABIGOR beweisen mit diesem Split-Album einmal mehr, dass sie zu den innovativsten und unberechbarsten Vertretern im Black Metal zählen. Und obwohl jede Veröffentlichung der Band aus dem bezaubernden Wien anders klang, wusste man immer sofort, wer gerade in der Anlage rotierte, auch ohne vorher aufs Cover zu schauen. Von daher war im Prinzip von Beginn an klar, was man hier zu hören bekommen würde: Black Metal der anspruchsvolleren Art. Und man wird auch nicht enttäuscht.Hier sei die Bemerkung eingeschoben, dass die Bandnamen gleichermaßen als Tracktitel zu nehmen sind, was ein ganz interessantes Konzept ist (und der Rezensentin ein paar Worte Schreibarbeit spart). Der Eröffnungstrack ist „Abigor“; ein zwölf-einhalb Minuten langes Stück, dass sich zunächst im langsamen, fast doomigen Tempo vorangebewegt sowie Klargesang und andeutungsweise Chöre enthält, was einen super Kontrast zu den sonstigen Vocals darstellt. Ab ca. der Hälfte wird das Tempo dann etwas angezogen, kommt aber nie über höheres Midtempo hinaus. Es gibt Bands, die würden aus so einem Song eine ganze EP machen und trotzdem nicht die Intensität in der Atmosphäre erreichen, wie dies ABIGOR gelingt. Absolut großartig!
Die US-Schwarzheimer von NIGHTBRINGER bilden dagegen einen angenehmen Kontrast. Denn hier wird größtenteils zwar auch nicht das höchste aller Tempi angeschlagen, jedoch sind die acht Minuten voller Atmosphäre, die auf ihre eigene Art und Weise den Österreichern in nichts nachsteht. Ein wenig kann man sie mit den Griechen Acherontas vergleichen, sowohl von der Grundatmosphäre her als auch im Stil generell. Und da der 90er-Jahre-Black Metal aus Griechenland ja nicht zu den schlechtesten Stilrichtungen zählt (zumindest die Bands, die sich im okkulten Bereich bewegten) und NIGHTBRINGER zudem auch nicht zu den schlechtesten Bands zählen, ist „Nightbringer“ ein verdammt gut gelungenes Stück, dass die Hoffungen auf das im April erscheinende Album mächtig schürt (und dass bereits jetzt die farbigen Vinyl-Formate ausverkauft sind, spricht ja auch irgendwie dafür).
Apropos Griechenland: THY DARKENED SHADE entfachen dann erstmals richtig Feuer in der schwarzen Glut. Die Athener Horde bewegt sich zumeist im hohen Tempo durch ihren Zehn-Minüter und streut in den wenigen Midtempo-Breaks schöne melodische Leads ein. Der zwei-minütige Piano-Einschub ist zwar Geschmackssache, stellt jedoch keinen allzu großen Stilbruch dar, da die Übergänge gut gemeistert wurden.
Das Album schließen die Schweden von MORTUUS ab. Und was für ein Abschluss das ist: Bereits mit ihren beiden Alben (erschienen 2007 und 2014) konnten sie mich mit ihrer Mischung aus Black Metal und Doom richtig begeistern und so war ich natürlich gespannt auf diesen Song. Und eine bessere Wahl hätten Abigor für diese Kollaboration nicht treffen können. Diese zutiefst okkulten elf Minuten gehören mit zum Besten, was ich in dieser Richtung in letzter Zeit gehört habe. Da wird sich in den schwärzesten Regionen langsam fortbewegt und somit ein Album beendet, dass es in dieser Intensität nicht allzu oft gibt.
Fazit: Kaufen!!! Schlicht und einfach… +++ 9 / 10 Punkten
Das wirklich schick aufgemachte Digipack erhaltet ihr über den WTC-Webshop als CD oder über die Bandcamp-Page der Band als Download. Ein LP-Release ist ebenfalls geplant und wird in Kürze wohl auch realisiert werden.
ABIGOR / NIGHTBRINGER / THY DARKENED SHADE / MORTUUS – Split
Black Metal – International collaboration
Label / Vertrieb: Independent (CD-Vertrieb in Deutschland exklusiv über WTC) & Bandcamp (Download)
Running time: 42:42 minutes