Es erstaunt mich immer wieder, wie viel Herzblut ganz besonders die kleinsten Labels in ihre Bands und deren Veröffentlichungen stecken. Die Rheinland-Pfälzer ‚Geisterasche Organisation‘ sind dafür ein perfektes Beispiel. Nicht nur liegt der Fokus auf Black Metal jenseits der Norm, auch ist die visuelle Präsentation der jeweiligen Alben stets ein Erlebnis. Diesen Eindruck untermauert einmal mehr das aktuelle, zweite Album von F41.0, die nicht nur sehr intensiven, atmosphärischen Black Metal darbieten, sondern auch ein Artwork präsentieren, das alles andere als konventionell ist und in keinster Weise an irgendwelche Klischees erinnert. „Bürde“ bietet jedoch nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für die Ohren. Und was sofort beim ersten Durchlauf auffällt, ist die Produktion. Viele Bands, die vergleichbare Stile fahren, legen hierbei meistens Wert auf richtig viel Druck, allerdings klingt es oftmals doch ein wenig zu steril. Hier ist das anders: Zwar auch nicht wirklich roh oder gar verwaschen, ist der Gesamtsound richtig dreckig, was die sehr oft einfließenden aggressiven Parts verdammt intensiv wirken lässt. Was ich bei dieser Art von Musik allerdings am meisten schätze: Man kann das Album sowohl unter den Kopfhörern als auch voll aufgedreht genießen.
Die Songs selber versprühen nicht nur viel Atmosphäre sondern auch ein gehöriges Maß an Melancholie, was insbesondere durch den Wechsel von rasend schnellen, melodischen Gitarrenleads hin zu ebenso melodischen Midtempo-Parts erwirkt wird. Die größtenteils klaren, herausgeschrieenen Vocals unterstreichen das noch. Einzig das Drumming klingt ein wenig zu basisch; was allerdings nicht weiter stört, sondern meiner Ansicht nach die Grundstimmung des Albums eher noch unterstützt. So ist der Opener „Davor“ ein gelunger Einstand, der die genannten Elemente bereits sehr gut in Szene setzt. Im folgenden „E.V.A.“ verdichtet sich die Atmosphäre weiter zu einer gewaltigen Soundwand; und schon jetzt sollte jedem klar sein, dass hier mal wieder ein absoluter Ausnahmekönner am Werke ist. „Enso“ hat die, wie ich finde, intensivsten Vocals des Albums. Und spätestens hier kann man sich endgültig in die Musik hineinfallen lassen, was dem sich anschließenden Titeltrack sehr zupass kommt. Das teilweise fast orchestral anmutende Stück in all seiner Aggressivität reißt den Hörer einfach nur mit sich mit und gibt „Bürde“ die nötige Tiefe, die ein solches Album einfach braucht. „Alpha“ hat es da nicht ganz einfach, dagegen anzukommen, da das Stück ein wenig ruhiger aufgebaut ist und der Melancholie so etwas mehr Raum lässt. Der Album-Closer „Kokytos“ gibt wieder ein wenig mehr Druck und führt so ins Ende der knapp 47 Minuten. Auch hier stehen nochmals besonders die melodischen Gitarren-Leads sowie die grandiosen Vocals im Vordergrund und lassen nach dem Schlussakkord nur einen Gedanken zurück: Was für ein grandioses Album!
Ich möchte an dieser Stelle deshalb nicht mehr viele Worte verlieren. „Bürde“ ist ein wirklich fantastisches Album mit einem überragenden Titeltrack, das sich wirklich JEDER, der auch nur einen Funken von musikalischem Gespür in sich trägt, ins Regal stellen muss. Absoluter Pflichtkauf!!! +++ 9 / 10 Punkten
Wer sich dieses kleine und sehr spezielle Werk atmosphärischen Black Metals sichern will, der muss im Geisterasche-Webshop schnell zuschlagen. Denn die Erstauflage der CD ist auf lediglich 200 Exemplare limitiert. Als Alternative bietet sich natürlich auch der Bandcamp-Shop des Labels an.
F41.0 – Bürde
Atmospheric Black Metal from Germany
Label / Vertrieb: Geisterasche Organisation (CD) & Bandcamp
Running time: 46:24 minutes
Release date: 19.05.2017 (all formats)