Es ist immer wieder beachtlich, auf welch hohem Niveau sich die Black Metal-Szene teilweise bewegt und wie viele Bands wir im Moment haben, die Release für Release dieses Niveau halten oder sogar noch ausbauen können. Eine dieser Bands sind die Polen von MEDICO PESTE, die soeben mit ihrer EP „Herzogian darkness“ eine Veröffentlichung vorlegten, die es an Anspruch und Vielfältigkeit locker mit einem großen Teil der aktuellen Veröffentlichungen aufnehmen kann und zudem eine konsequente Weiterentwicklung des eigenen Stils ist. Man ist in den vier-einhalb Jahren seit dem Release des Debüts „Tremendum et fascinatio“ noch düsterer geworden und beschwört auf den vorliegenden etwas mehr als 25 Minuten erneut ziemlich effektiv die inneren Dämonen herauf.
Bereits der Opener zieht mit seiner düsteren Atmosphäre jegliche Hoffnung aus dem Hörer. Das hypnotische Midtempo-Riffing in den ersten zwei Minuten, dass sich danach mehr und mehr öffnet sowie die Tempiwechsel und Breaks, die Platz für musikalische Abwechslung schaffen, füllen diese ersten zehn Minuten erstklassig aus. Sehr zum Gesamtbild tragen auch die Vocals bei, die nicht stumpf hinausgekeift werden, sondern stets variabel in ihrer Ausdrucksweise sind. Egal, ob heiser gesprochen oder manisch geschrieen: Das Stimmspektrum ist beachtlich und führt dazu, dass sich der Track letztlich viel kürzer anfühlt und man den Übergang zu „Hallucinating warmth and bliss“ zunächst nur durch das angezogene Tempo sowie das noch dissonantere Riffing wahrnimmt. Dieses bleibt konstant repetitiv, was einen unheimlichen Sog auslöst. Zur Abwechslung trägt allerdings das nach gut zwei Dritteln eingestreute längere Break bei, das den schnellsten Part auf diesem Album einläutet. Und auch hier merkt man nicht, dass schon wieder fünf Minuten um sind und der knapp acht Minuten lange Song am Ende in „Le delire de negation“ übergeht, welches nur aus einem sich ständig wiederholendem, pure Verzweiflung atmendem Riff sowie an Marschmusik erninnerndem Drumming besteht und die Vocals hier ein eher begleitendes, zusätzliches Instrument sind. Richtig gut fügt sich letztlich noch das Bauhaus-Cover „Stigmata martyr“ in diese EP ein, da man es versteht, ein deutlich zu erkennendes Fremdstück wie ein eigenes wirken zu lassen. Und da Bauhaus in der Black Metal-Szene selbst nicht die größte Inspiration sind, muss man das auch erst mal schaffen. Respekt.
Abschließend bleibt bei dieser EP auch nur ein Kritikpunkt hängen, der mich ein wenig stört: Mir persönlich klingen die vier Tracks ein wenig zu drucklos. Klar, MEDICO PESTE spielen keinen Black Metal, der einen durch seine Brutalität erschlagen soll und grundsätzlich würde auch eine etwas zurückgenommenere Produktion gut wirken. Doch gerade im zweiten Track merkt man, dass man es damit ein wenig übertrieben hat. Nichtsdestotrotz liegt mit „Herzogian darkness“ ein Release vor, den sich jeder Fan von atmosphärischen, dissonanten Klängen im Black Metal ins Regal stellen sollte. Was mich angeht, werde ich es noch ziemlich oft hören, bis irgendwann das nächste Album vorliegt. Pflichtkauf!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Jetzt aber schnellsten ab in den Shop von World Terror Committee und sich das Album als MCD oder MLP zugelegt. Die MLP ist auf 500 Exemplare limitiert und es gibt sie in schwarz (400 Stück) sowie auf clear Vinyl (100 Exemplare). Alternativ dazu besucht den Bandcamp-Shop des Labels und kauft euch dort die digitale Version.
MEDICO PESTE – Herzogian darkness
Black Metal from Poland
Label / Vertrieb: World Terror Committee (MCD + MLP) & Bandcamp (Download)
Running time: 25:38 minutes
Release date: 30.03.2017