Ich muss zugeben, dass mir diese Finnen bisher entgangen sind, obwohl FÖRGJORD bereits seit 1999 existieren und das vorliegende Album „Uhripuu“ immerhin ihr drittes Studioalbum ist. Schade eigentlich, denn hier gibt es handwerklich ausgezeichnet gemachten Black Metal finnischer Prägung, der auch über viel Atmosphäre verfügt. Ein wenig sauer stößt dem einen oder anderen vermutlich die etwas zu raue und verwaschene Produktion auf, der eben dieser atmosphärischen Komponente nicht wirklich gerecht wird. Das Intro „Johdanto“ überrascht durch die sehr ruhige, akustische Einführung sowie der zuerst kaum merkbaren, jedoch stets sich weiter in den Vordergund spielenden, verzerrten Gitarre. Das ist atmosphärisch sehr gut gelungen, zumal man in dieser Form auch die ersten Sekunden des Openers und gleichzeitig Titeltracks gestaltet. Doch man geht recht schnell zum üblichen Tagesgeschäft über: tempimäßig sehr variierter Black Metal, der zeitweise zudem richtig schöne Harmonien beinhaltet, die auch von den Gesangslinien unterstützt werden. Und das ist bemerkenswert, werden diese doch Black Metal-typisch gekeift. Das Konzept wird im folgenden „Kuolleiden yö“ weiter ausgebaut, obwohl man hier das Tempo stellenweise drosselt. „Täyttymys“ beginnt sogar noch schleppender, steigert sich im Verlauf des Albums jedoch ins hohe Midtempo. Auch wenn mir die Texte nicht vorliegen, so steht doch zu vermuten, dass es in „Vahvempi kuin koskaan“ um Vampirismus geht, was schon alleine der generellen Atmosphäre des Songs wegen gut passen würde; einer fast epischen Raserei. Fantastisch (und der wohl beste Song auf dem ganzen Album)! Eine kurze Ruhepase gibt es während des Interludiums „Nälkämaan laulu“, das aus einem ritualistischen Chanting besteht und in „Kiviseen syleilyyn“ übergeht, das ähnlich atmosphärisch ist wie der vorletzte Track. Dies wird auch in den noch folgenden Tracks beibehalten, wobei „Tie, totuus ja kuolema“ ein extrem treibendes Stück ist, während der eigentliche Rausschmeißer „Ovat korpit pois lentäneet“ ein nochmals sehr schleppender und atmosphärischer Track ist. Auf dem Album befindet sich noch eine Coverversion des Songs „Joutsenlaulu“ des finnischen Sängers Yö, die leider nicht auf der Promo enthalten ist, weswegen sie auch nicht in die Wertung einfließt.
Ich weiß, Produktion ist nicht alles. Wenn durch eine solche wie auf diesem Album jedoch ein Großteil der Atmosphäre komplett unterminiert wird, ist das einfach nur verdammt schade, da es genügend andere Bands gibt, die trotz einer gewissen Rohheit im Sound ausdifferenziert und atmosphärisch klingen. Und auch wenn ich nicht ganz so enttäuscht bin, wie von der aktuellen Black Cilice, die mit ähnlichen Problemen behaftet ist, so hoffe ich doch auch hier inständig, dass für die Zukunft hinsichtlich der Produktion nicht mehr die Kellerbands der 90er Pate stehen. Reinhören ist jedoch auch hier Pflicht, da die Band grundsätzlich über einiges Potenzial verfügt. +++ 7,5 / 10 Punkten
„Uhripuu“ bestellt ihr euch entweder im Shop von Hells Headbangers als CD oder aber in deren Bandcamp-Shop als Download.
FÖRGJORD – Uhripuu
Black Metal from Finland
Label / Vertrieb: Werewolf Records / Hells Headbangers Records (CD) & Bandcamp (Download)
Running time: 47:30 minutes
Release date: 10.03.2017