Ich gebe zu: Es gibt Labels, bei denen kaufe ich Veröffentlichungen, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Qualität ist stets überdurchschnittlich gut, die komplette Aufmachung bilden zusammen mit der Musik eine Einheit und es gibt weder zu viel noch zu wenig. So wie im Falle von Iron Bonehead Productions, die gerade die Split-CD / -12″-LP der griechischen Black Metaller Funeral Storm und Celestial Rites herausgebracht haben. Die schlichte Aufmachung wird dem Release durchaus gerecht: der CD liegen im 4-seitigen Booklet die Texte bei, während sie bei der LP auf das Insert gedruckt wurden. Das ist schon mal sehr gelungen und stimmig. Das Cover ist für diese Art von Black Metal zwar etwas ungewöhnlich, aber dafür sind griechische Bands sowieso bekannt. Meine Neugier war also geweckt.Die Athener FUNERAL STORM existieren mit Unterbrechungen bereits seit 2002. Die erste Veröffentlichung erfolgte jedoch erst 2012 in Form einer Split, der ein Jahr später eine weitere folgte. 2015 schob man zudem eine Compilation mit unveröffentlichten Tracks nach. CELESTIAL RITES aus Rhodos lösten sich bereits im vergangenen Jahr auf, nachdem sie seit ihrer Gründung 1997 drei Demos und eine EP veröffentlichten und postum nun noch auf dieser Split mit zwei Songs partizipieren, die man bereits in anderer Soundqualität auf der 2014er-EP „Bearer of dawn“ findet.
Der Reigen wird von FUNERAL STORM eröffnet, die mit „Martyr of the lake“ ein sehr melodisches und auch ein wenig melancholisches Stück an den Anfang gestellt haben. Wer ein Problem mit dominanten Keybords hat, wird hier ein leichtes Problem haben, denn der davon erzeugte Soundteppich sticht sofort hervor, bildet zusammen mit dem Gitarrensound allerdings eine schöne Harmonie. Auch das von Eskarth the Dark One (Agatus) beigesteuerte Solo ist wirklich wunderschön. Etwas zackiger als der im ruhigen Midtempo angesiedelte Opener geht es in „The Necromancer“ zur Sache. Die Keybords dienen hier nur noch als Hintergrunduntermahlung, die Drums jedenfall sind viel besser zu hören. Und da fällt der sehr trockene Drumsound dann auch erstmals auf. Am Werke ist hier ein Drumcomputer, der zwar wirklich gut programmiert wurde, aber doch ein wenig zu steril klingt. Glaubensfrage… Der Track an sich ist guter griechischer Black Metal, der ohne weiteres auch in die Neunziger gepasst hätte. Gehobener Durchschnitt und besonders für Szene-Komplettisten geeignet.
CELESTIAL RITES sind vom Grundsound her wesentlich roher, wie man gleich an „Into the gorge“ merkt; allerdings stört der Drumcomputer hier doch ziemlich die Atmosphäre. Mit einem menschlichen Drummer würde das um einiges brutaler klingen; so wirkt es einfach nur monoton. Selbst die nur sporadisch eingestreuten Keyboardpassagen reißen da nur minimal etwas heraus. So richtig nervt das dann bei „Rites of the sea god“, dass ein absolut wahnsinnig geiles Riff hat; und dann kloppt der Computer die gerade aufgebaute Atmosphäre kaputt. Am liebsten wäre ich die Wände hoch gegangen, kann mich dem Underground-Charme allerdings auch nicht völlig entziehen…
Im Grunde ist dieser Release eine zwiespältige Sache: auf der einen Seite merkt man den Bands durchaus an, dass hier mit viel Überzeugung ans Werk gegangen wird. Andererseits wird dieser Eindruck wieder durch den Drumcomputer zerstört. Denn mal ehrlich: so winzig ist die griechische Szene nun auch nicht, als dass sich nicht ein Drummer hätte finden lassen. Ich setze meine Wertung trotzdem ins obere Mittelfeld, da es ein Release für Szenespezialisten ist. Und einen halben Punkt extra gibt es für das Riff in „Rites of the sea god“. +++ 7,5 / 10 Punkten
Die MCD sowie das auf 500 Exemplare limitierte 12″-Vinyl (in schwarz) erhaltet ihr im Webshop von Iron Bonehead Productions, in deren Bandcamp-Shop ihr euch auch den Download kaufen könnt. Aber mal ganz im Ernst: Wer hört diese Art von Musik denn nicht auf Vinyl???
FUNERAL STORM / CELESTIAL RITE – Funeral rite (Split)
Black Metal from Greece
Label / Vertrieb: Iron Bonehead Productions (CD + LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 20:40 minutes
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