Es ist bemerkenswert, in welcher Spannbreite man heutzutage Black Metal antrifft. Da haben wir auf der einen Seite diejenigen, die strikt an den Ursprüngen in all ihrer Konsequenz von Sound und Auftreten festhalten; daneben stehen diejenigen, die sich zwar ebenfalls zur Musik und dem Lebensgefühl jener Ära hingezogen fühlen, das Gesamtbild jedoch aktuelleren Produktionen anpassen; dann wiederum gibt es Bands, die für eine Auffächerung des Genres sorgen und somit immer frischen Wind in die Entwicklung der Musik hineinbringen. Und letztlich haben wir Bands, die weder vom Auftreten, noch konzeptuell so richtig in eine der Richtungen passen. Eine dieser letztgenannten Bands sind die Belgier WIEGEDOOD, die man weder anhand der Promofotos noch der Artworks als Black Metal klassifizieren würde.Bereits 2015 hat das Trio aus Ghent mit einem gewaltigen Ausbruch namens „De doden hebben het goed“ auf sich aufmerksam gemacht. Hier wurde Black Metal im modernsten Sinne dargeboten: ohne Experimente im Post-Bereich, ohne irgendwelche äußerlichen Anpassungen; es gab einfach nur kompromisslos eines über den Schädel gezogen. Ebenso verhält es sich beim fast namensgleichen Nachfolger, der als Zusatz die Ziffer „II“ trägt. Ein Album voller Wut und Zorn bricht über uns herein, mit einer saubrutalen Produktion versehen, die dir die Gedärme in den hintersten Winkel drückt. Wenn dieses Ungetüm bereits in den ersten Takten des Openers „Ontzieling“ hervorbricht, muss jedem der dies hört klar sein, dass es hier keine nette Musik gibt. Meine Freundin bspw. dachte anhand des Covers, es hier mit Folk oder Celtic Metal zu tun zu haben und wurde gleich eines Besseren belehrt. Die rasend schnellen Riffs, die Drums, die stets immer weiter nach vorne treiben sowie die keifenden Vocals machen absolut keine Gefangenen. Richtig geil sind die Belgier, wenn sie ins Midtempo wechseln und die hin und wieder melodischen Soli einen guten Gegenpunkt zum sonstigen Geprügel bilden. Das erste Stück geht nahtlos über in „Cataract“, welches erst sehr ruhig beginnt, dann in ein gut fünf-minütiges, beinahe hymnisches Midtempo-Lead wechselt, bevor man sich wieder in rasende Gefilde begibt. Ich liebe ja bekanntlich lange Tracks, und dieser Elf-Minüter langweilt mich zu keiner Sekunde, trotz des relativ lang beibehaltenen Riffings zum Ende hin. Dem Titeltrack wohnt zu Beginn ein recht kakophonisches Intro inne, dass in den ersten Durchläufen für die meisten wohl sehr gewöhnungsbedürtig sein dürfte, verblasst jedoch nach 2-einhalb Minuten nach und nach und geht über in einen sehr Midtempo-lastigen Song. Das abschließende „Smeekbede“ spielt dann nochmals mit rasenden, melodischen Leads und bangkompatiblem Midtempo, bevor es mit einem heiseren Schrei ein richtig starkes Album beendet. Alle, die Wert auf zeitgemäßen Black Metal ohne Post-Elemente legen, sollten hier definitiv zuschlagen. +++ 8,5 / 10 Punkten
Im Moment erhaltet ihr „De doden hebben het goed II“ ausschließlich als CD und Download. Die Erstpressung der beiden Vinyl-Formate (jeweils 500 Exemplare in durchsichtigem oder schwarzem Vinyl) ist bereits restlos ausverkauft. Eine Pre-order könnt ihr jedoch bereits jetzt abgeben; die nächste Pressung (500 Exemplare in durchsichtigem grün sowie 500 Exemplare in grün) wird nach Labelangabe circa Ende März / Anfang April verfügbar sein. Den Link zum Webshop findet ihr wie gewohnt unten auf der Seite. Den Download könnt ihr euch bei Bandcamp kaufen.
WIEGEDOOD – De doden hebben het goed II
Black Metal from Belgium
Label / Vertrieb: ConSouling Sounds (CD + LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 33:25 minutes