Es ist wirklich erstaunlich, welche Stilblüten man im Black Metal so findet. Mit den Berlinern WIND IN HIS HAIR haben wir nun einen Vertreter des atmosphärischen Black Metal, verbunden mit einer ordentlichen, aber nie dominierenden, Crust-Schlagseite. Interessant ist vor allem, dass man sich hier völlig Black Metal-untypisch mit Native American-Themen auseinandersetzt und der Wut auf die Gesellschaft freien Lauf lässt. Das hört man im extremen Metal eh nicht alle Tage in dieser Kombination (höchstens Unru fallen mir da spontan noch ein); von daher war auch meine Neugier schnell geweckt. Während das Intro „The guts of the land“ noch ein Spoken-word-Track, untermalt von atmosphärischen Klängen ist, gibt man im folgenden „Sequoia“ dann stellenweise richtig Gas.Obwohl man sagen muss, dass sich vor allem die Midtempo-Parts richtig gut anfühlen, denn hier regieren eindeutig die aus dem Atmospheric Black Metal bekannten melodischen Gitarrenparts. „Old light“ beginnt fast doomig; allerdings stößt mir hier das zunächst zu austauschbare Riffing etwas sauer auf und den Klargesang hätte man sich besser auch geschenkt (Konzept hin oder her). Am meisten Kraft enfalten die Vocals nun mal in den heiseren Mittellagen und dass auch dieser Track dann eher im Midtempo angesiedelt ist, tut ihm sichtlich wohl. Der Titeltrack hat die wohl deutlichsten Crust-Anleihen neben „Sequoia“, die ebenfalls schon fast doomig zu nennen sind und zum atmosphärischen Black Metal wie die fehlende Ergänzung im Gesamtsound der Band wirken. „Black bark red roots“ schließt diese EP mehr als würdig ab; die Melodien entfalten eine beinahe erhabene Atmosphäre und entlassen den Hörer mit dem Wunsch nach mehr als lediglich 20 Minuten Spielzeit. Produktionstechnisch gibt man sich ebenfalls keine Blöße. Es klingt alles schön roh und trotzdem gut ausdifferenziert; für eine EP, zumal nur auf Vinyl, ist das genau richtig. Wer also nicht mit Teufels-Scheuklappen durch die Welt läuft und sich ein kleines Schmuckstück ins Plattenregal stellen möchte, der greift hier zu. +++ 8 / 10 Punkten
Die EP erhaltet ihr über Supreme Chaos Records als grau/weiß/schwarzes Splatter-Vinyl (limitiert auf 100 Exemplare; 30 davon mit Patch und bedruckter Stofftasche), als weiß/graues Splatter-Vinyl (250 Exemplare) und schwarzes Vinyl (150 Exemplare). Ihr könnt dazu entweder die Shopseite der Homepage oder den Bandcamp-Shop nutzen, wo ihr natürlich auch das digitale Album erwerben könnt. Allerdings solltet ihr Gas geben, denn das Vinyl ist schon fast vergriffen.
WIND IN HIS HAIR – Earthwrecker
Atmospheric Black Metal / Crust from Germany
Label / Vertrieb: Supreme Chaos Records (under license from Replenish Records) (LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 22:13 minutes