HERETOIR – The circle

Copyright: Northern Silence Production / Heretoir
Copyright: Northern Silence Productions / Heretoir

Als dieses Album auf meinem Tisch landete, befürchtete ich schon, dass es eine schwierige Angelegenheit werden würde. Nicht etwa, weil mich die musikalische Weiterentwicklung einer Band stören würde. Ganz im Gegenteil: als Musikerin und Journalistin begrüße ich eine solche sogar. Nur als Fan habe ich da so meine Schwierigkeiten. Umso mehr, wenn sich in die sogenannte „Post“-Richtung entwickelt wird, wie eben auch die Augsburger HERETOIR (by the way: warum spricht man von „Post“ eigentlich fast immer nur in Verbindung mit Black Metal oder beim Rock?). Zugegeben: Man beweist als Künstler großen Mut, wenn man sich fortlaufend neuen musikalischen Herausforderungen stellt und nicht immer und immer wieder das gleiche Album aufnimmt und sich damit auch der Gefahr aussetzt, dass ein Großteil der Fangemeinde diese Weiterentwicklung nicht nachvollziehen und mittragen kann und man sich daher ständig eine neue Fanbase aufbauen muss. Mit diesem Blickwinkel bin ich letztlich an „The circle“ herangegangen. Und was soll ich sagen? Es ist fantastisch! Das Eröffnunginstrumental „Alpha“ führt fast schon sphärisch in die kommende Stunde erstklassiger Musik ein, die vor allem einem gerecht wird: Einem riesigen musikalischen Anspruch. Der Black Metal scheint hier nur noch in wenigen Momenten durch und auch das nur äußerst rudimentär im Drumming. Die Gitarren weben einen solch mächtigen Klangteppich, dass man sich nach kurzer Zeit dabei erwischt, auf jede kleinste Nuance im Sound zu achten. Und ganz besonders dankbar bin ich, dass man auch die Bassparts zu jeder Zeit heraushört, was bei heutigen Produktionen auch nicht immer die Regel ist (man höre sich einfach nur mal „Inhale“ an). Der Fokus der 11 Tracks liegt daher sehr stark auf der instrumentellen Darbietung, ohne dass dabei die Vocals vernachlässigt wirken. Im Gegenteil sind diese ein integraler Bestandteil des Gesamtsounds und wirken auch nicht so verloren, wie das bei vielen Bands ähnlicher Stilprägung der Fall ist. Die Dynamik des Albums von wütenden, fast schon aggressiven Parts hin zu sehr ruhigen Momenten ist ebenfalls fantastisch gelungen. Nichts wirkt hier aufgesetzt oder kalkuliert. Die Atmosphäre des Albums kann man nur als durchtränkt vom Herzblut der Musiker beschreiben. Wenn im vorletzten Track „Fading with the grey“ die Black Metal-Wurzeln noch am deutlichsten durchscheinen, realisiert man erst, dass hier vier Menschen am Werk sind, die die Musik um ihrer selbst willen machen und nicht aus Nostalgie an einem einmal festgelegten Standard kleben (was ich zugegebenermaßen bei manchen Bands durchaus charmant finde). „The circle (Omega)“ schließt dann sowohl thematisch als auch musikalsich ein Album, wie wir es in diesem Jahr wohl kein zweites Mal mehr hören werden. Jeder, absolut jeder, der auch nur ein wenig über den Tellerrand zu schauen vermag, sollte sich mit diesem Album beschäftigen. Ein absolutes MUSS für die Plattensammlung! Kaufempfehlung!!! +++ 9 / 10 Punkten

Zum Schluss noch eine Anmerkung in eigener Sache, falls dieses euphorsiche Review jemanden irritiert: Ja, ich bin als Black Metal-Fan sonst absolut dogmatisch, auch wenn ich gerne über den Tellerrand schaue und mir eine eigene Meinung bilde. Und wenn ich dadurch weniger „Trve“ wirke, ist mir das mittlerweile auch vollkommen egal. Nach wie vor ist die alte Black Metal-Szene bzw. deren Erben das, was mich persönlich und musikalisch immer ausmachen wird und was ich am vehementesten gegen jedwede Art von Kommerzialisierung verteidigen werde. Aber ganz ehrlich Leute? Wer auf der einen Seite bspw. Fenriz als Person abfeiert, obwohl dieser bekanntermaßen einen extrem breit gefächerten Musikgeschmack hat, auf der anderen Seite jedoch andere Fans, die ein ebenso breites Spektrum als Inspiration bevorzugen, niedermacht, ist in erster Linie eines: ein grenzenloser Heuchler.

„The circle“ wird am 24.03.2017 von Northern Silence Productions sowohl als normale Jewelcase-CD als auch im schicken Digipak (in limitierter Auflage von 1000 Stück) veröffentlicht werden. Desweiteren werdet ihr die Möglichkeit haben, euch das Album entweder auf schwarzem (limitiert auf 200 Exemplare) oder rotem Vinyl (auf 300 Exemplare limitiert) zu kaufen.

Copyright: Heretoir
Copyright: Heretoir

HERETOIR – The circle
Post-Black Metal / Depressive Rock
Label / Vertrieb: Northern Silence Productions (CD + Digipak)
Running time: 65:45 minutes

www.northern-silence.de

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