Review: THYRATHEN – ThanatOpsis

THYRATHEN – ThanatOpsis // © 2021 Ván Records / Thyrathen

Da griechischer Black Metal zu den wenigen dauerhaften Konstanten in meiner ewigen Playlist seit den frühen Neunzigern zählt und ich schon seit geraumer Zeit kein Album mehr aus dem aufregendsten aller metallischen Mittelmeer-Länder reviewt habe, kommt mir das Debüt THYRATHENs gerade recht. Deren Line-up setzt sich aus Veteranen aus Bands wie Rotting Christ, Macabre Omen, Jackal’s Truth und Varathron zusammen und hat mit „ThanatOpsis“ im vergangenen November einen wahrhaft aufregenden Release vorgelegt.

Man muss es vielleicht nicht zwingend erwähnen, jedoch soll auch auf „ThanatOpsis“ der erste Höreindruck der sehr warmen, dynamischen Produktion gelten. Man kann natürlich mit Recht behaupten, dass Black Metal kalt, unzugänglich und hässlich zu klingen hat. Doch historisch betrachtet, waren dies nie Attribute, die die Originatoren im Sinne hatten, als sich der Stil, wie wir ihn heute kennen, in den Neunzigern verfestigte und speziell in Südeuropa eine ganz eigene Soundästhetik verpasst bekam. Dieser mediterrane Einfluss sorgt bis heute dafür, dass besonders im griechischen Black Metal die Bosheit und okkulte Atmosphäre vieler Bands denen ihrer nordeuropäischen Kollegen überlegen ist. Vorliegendes Album reiht sich nahtlos in diese Tradition ein, verwebt es doch relativ warme Gitarrenspuren mit epischem und bisweilen klassisch-theatralischen Songwriting. Letzteres setzt lediglich hier und da Akzente, primär überzeugt das Album mit verflucht starken Songs, die sich nicht hinter den Genreklassikern verstecken müssen.

Das beginnt bereits mit der deklamierenden Eröffnung, die wie ein Versatzstück aus dem klassischen griechischen Theater klingt und einen Zeitsprung von 2.500 Jahren in die Vergangenheit macht. Selbst wer sich noch nie mit der Materie beschäftigt hat, wird nicht die Faszination leugnen können, die diese sechs Minuten unweigerlich in ihm / ihr auslösen werden, lässt man sich nur unvoreingenommen und frei jeglicher Erwartungshaltung darauf ein. Der Übergang in den metallischen Opener reißt den Hörer dabei nur unwesentlich heraus, obwohl sich die Atmosphäre vom lichten Theaterspiel hin zu düsterem Black Metal wendet. Und zunächst hält sich dieser Eindruck auch, wird doch klassischem mediterranem Black Metal gehuldigt. Je länger man sich jedoch in das Album versenkt, desto deutlicher entwickelt sich ein starkes Verlangen, wirklich jede einzelne Schicht freizulegen. Denn neben den erwähnten herkömmlichen Zutaten sind es vor allem die kleinen Einsprengsel wie akustische Einsätze, zusätzliche melodische Gesangsspuren unter den Metal-Vocals und vor allem die stets eingewobenen und an südländische Folkmusik erinnernde Melodiefetzen, die den besonderen Reiz der Kompositionen ausmachen. Wo Yoth Iria Anfang letzten Jahres ein Meisterwerk aus genreübergreifendem Black Metal erschufen, hieven THYRATHEN den klassischen Sound nun auf die nächste Stufe. Ich bin vollständig fasziniert und fühle mich regelrecht verzaubert!

Ohne Wenn und Aber muss man „ThanatOpsis“ zugestehen, zu den Höhepunkten im an diesen nicht gerade armen griechischen Black Metal zu zählen. Wo andere klassische Bands wie Rotting Christ oder Varathron heutzutage einen relativ modernen, wenn auch immer noch unverkennbaren Sound fahren, bleiben THYRATHEN tief in der ursprünglichen Materie verwurzelt. Somit trifft grandioses Songwriting auf eine warme, natürliche und dennoch zeitgemäße Produktion, die die mediterrane Finsternis nahezu perfekt einzufangen weiß. Ein Album also, das man nicht zwangsläufig nur als Freund schwarzmetallischer Klänge lieben wird, sondern das auch das Potenzial hat, anderen Hörerschichten zu gefallen! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Erschienen ist „ThanatOpsis“ am 26.11.2021 via Ván Records als auf 500 Exemplare limitierte Digipack-CD sowie digital.

THYRATHEN // © 2021 Thyrathen

THYRATHEN – ThanatOpsis
Black Metal from Greece
Ván Records
Running time: 60:27 minutes
Release date: November 26th, 2021 (all formats)

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Review © 2022 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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