Review: BOARHAMMER – I: Cutting wood for magickal purposes

BOARHAMMER – I: Cutting wood for magickal purposes // © 2021 Boarhammer

Grundsätzlich stellen sich mir sofort die Lauscher auf, wenn die Rede von Black Metal ist, der sich eher an der ersten Welle aus den Achtzigern orientiert. Was eigentlich auch kein Wunder ist, war das musikalische Spektrum dieser Zeit doch wesentlich offener gestaltet, als dies seit den Neunzigern der Fall ist. Mit dieser Meinung stehe ich glücklicherweise nicht alleine da und so wimmelt es in der Szene generell von interessierten Personen, denen aufregende, intensive Musik wichtiger ist, als irgendwelche Genreschubladen. Dabei ist es auch völlig unerheblich, ob es sich um reine Fans oder kreative Musiker handelt; die Begeisterung steht bei allen im Vordergrund. Damit geht einher, dass auch die eigentlich eher als kauzige Vorreiter der heutigen Szene geltenden Bands einiges mehr an Beachtung bekommen und nicht mehr nur Spezialisten bekannt sind. BOARHAMMER scheinen diese Gedanken vielleicht auch nicht ganz unbekannt zu sein. Obwohl erst seit 2020 aktiv, strotzt ihr Ritualistic Black Metal doch regelrecht vor Elementen, die sie und ihr erstes Demo „I: Cutting wood for magickal purposes“ zu einem der beeindruckensten Newcomer machen!

Um gleich vorweg jeglichen Hauch von Missverständnissen zu untergraben: Die Stilbezeichnung trifft den musikalischen Output zwar sehr genau – jedoch sollte man nun keine Rumpelkapelle erwarten, die mehr durch ihre „kultige“ Attitüde um Aufmerksamkeit buhlen möchte denn mit echter Substanz. Denn der Sound von BOARHAMMER ist zwar schön dreckig und räudig, erinnert aber eher an verwaschenere Venom als an viele der gängigen Aufnahmen aus Omis Kartoffelkeller. Aber natürlich steckt da noch mehr drin als lediglich der Blick nach Newcastle. Nein, vielmehr schaut man in die andere Richtung nach Osteuropa, hin zu Tormentor oder alten Masters Hammer. Ebenso wie diese zu Recht kultisch verehrten Vorreiter eines ganz speziellen Sounds ist auch die Grundlage dieses Duos mal schnell gespielter, mal im Midtempo angesiedelter runtergestimmter Heavy Metal mit einer pechschwarzen Atmosphäre. Aktuelle Vertreter ähnlicher Spielart sind Malokarpatan, die jedoch wesentlich kauziger agieren, wohingegen „Cutting wood…“ sehr viel direkter auf den Punkt kommt und deutlich schwarzmetallischer klingt.

Damit kommen wir auch zum Alleinstellungsmerkmal der Band. Wo andere moderne Genrevertreter eher durch eine gewollte eigenwillige Kauzigkeit auffallen, haben BOARHAMMER dies schlichtweg nicht nötig. Denn deren Songwriting ist so prägnant auf den Punkt gebracht, so durch und durch metallisch und doch eben mit einer rituellen Tiefe versetzt, dass es einem die Knochen unwillkürlich durch das Fleisch drückt. Die sieben Tracks mögen oberflächlich betrachtet zwar einen gewissen Primitivismus verströmen, sind darunter jedoch mit vielen kleinen Elementen angereichert, die die Atmosphäre des Demos wahnsinnig dicht und intensiv machen. Vom ersten Moment an ist man komplett in einen Bann geschlagen und ich wage mir gar nicht auszumalen, was in Zukunft noch auf uns hereinstürzen wird. Jungs, ihr habt ab sofort einen neuen Fan!

Bringen wir es abschließend ganz einfach auf den Punkt „I: Cutting wood for magickal purposes“ mag zwar im Proto-Black-Metal verwurzelt sein, ballert jedoch mit einer solchen Räudigkeit und Energie aus den Boxen, dass es eine wahre Freude ist. Dass BOARHAMMER diesen Output zudem nur als Demo laufen lassen, zeigt vor allen Dingen pures Understatement. Denn JEDE andere Band hätte solch einen großartigen Release bereits als Album veröffentlicht. Zuschlagen ist also oberste Pflicht! Ich bin restlos begeistert!! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten

Erschienen ist „I: Cutting wood for magickal purposes“ am 03.12.2021 als auf 150 Exemplare limitiertes Tape im Eigenverlag.

BOARHAMMER // © 2021 Boarhammer

BOARHAMMER – I: Cutting wood for magickal purposes
Ritualistic Black Metal from Germany
Independent
Running time: 29:43 minutes
Release date: December 3rd, 2021 (all formats)

Boarhammer Bandcamp

Review © 2022 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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