Stellte man ganz unvoreingenommen einen Ländervergleich an, in dem die Qualitäten der Bands aus einem Land in Relation zu Bands aus anderen Ländern betrachtet würden, dann stünde die Schweiz ohne Zweifel ganz weit oben in solch einem Ranking. Denn egal, ob es sich nun um (Hard) Rock der Marke Krokus oder Gotthard handelt oder die finstersten Abgründe im extremen Metal erkundet werden: Eidgenössische Musiker und Bands haben anscheinend ein vortreffliches Gespür für außergewöhnlich gute Musik. Mir jedenfalls ist kein Totalausfall bekannt, der in jüngerer oder länger zurückliegender Vergangenheit veröffentlicht wurde. Über das Alleinstellungsmerkmal von Hellhammer / Celtic Frost / Triptykon muss man keine Worte mehr verlieren, Bølzer sind eine Macht, Ungfell begeistern seit ihrem ersten Release und eine unbekannte Truppe wie Temple ov Perversion steht in Sachen Räudigkeit und Faszination keiner etablierten Band nach. Mit DEATHCULT gibt es nun seit 2010 eine Horde Death Metal-Fanatiker, die sowohl in einer Ursuppe aus Einflüssen von Death und Autopsy schwimmen und gleichzeitig einen tiefschwarzen Aspekt in ihr Songwriting einfließen lassen. Das zweite Album, betitelt „Of soil unearthed“, ist nun veröffentlicht und so wollen wir uns voller Freude diesem Brecher widmen!
Denn ein solcher ist das Album ohne jeden Zweifel, alleine schon der wuchtigen Produktion wegen. Hart und unbarmherzig ist das, was da aus den Boxen kracht. Und doch so differenziert, dass kein Riff verloren geht in dieser Soundwand. Jeder Hit auf die Snare ist trotz des wahnwitzigen Gewitters an den Drums deutlich zu vernehmen. Was besonders die Tempiwechsel schön flüssig gestaltet. Generell ist die soundtechnische Präsentation ein echter Kompromiss aus Old School und moderaten modernen Hörgewohnheiten: Kein Soundmatsch und auch kein High-End-Mastering, sondern eine perfekte Balance, die schließlich auch dem Songwriting zugute kommt.
Und dieses feuert von Sekunde eins an aus allen Rohren, so dass selbst das rein instrumentale Intro einen Feuersturm zu entfachen vermag. Der lässt in der guten Dreiviertelstunde auch niemals nach, sondern fegt wütend all jene Konformisten beiseite, für die Death Metal immer noch die Aura von „Buddy-Mucke“ hat. Weiter als „Of soil unearthed“ könnte man höchstens noch im schleimigsten Doom/Death von diesen entfernt sein, agieren die Schweizer doch dermaßen brutal, dass das diabolische Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht weichen möchte. Oder um es etwas plakativer auszudrücken: DEATHCULT wischen mal eben im Vorbeigehen den Boden mit den ganzen Retro-Kapellen auf, die ach-so-cool den frühen Death Metal worshippen, ohne jedoch keine bis kaum vorhandene eigene Ideen zu verarbeiten. Nicht falsch verstehen: Es gibt durchaus einige wenige Bands (ebenso wie im Black und klassischen Metal), die retro klingen, ohne jedoch retro sein zu wollen – und das sind dann auch meistens diejenigen, die von vorne bis hinten überzeugen. Die allermeisten Ergüsse sind jedoch Rohstoffverschwendung; böse formuliert. Auf vorliegendem Album klingt allerdings keine Note nach Schema F und in keinem Moment hat man auch als erfahrener Hörer das Gefühl, diesen oder jenen Part schon anders – oder besser – gehört zu haben. Dem Quartett trieft die Passion für diese Art von Death Metal aus jeder Pore und verwandelt das Ganze in einen Mahlstrom aus Aggression und Bosheit. Die Riffs erheben sich monolithisch über allem, die herausgekotzten Vocals klingen derber als ein angeschossener Bulle und das Drumming ballert nicht nur nonstop die Snare kaputt, sondern weiß auch mit interessanten Fills aufzuwarten. Genauso muss Death Metal klingen: Unbarmherzig – unnachgiebig – bar jeder Trends! Und sobald der letzte Ton aus den Boxen gekrochen ist, gibt es nur eines was man tun kann: Dem Album den nächsten Durchlauf zu verpassen!!
„Verdammte Scheiße, ist das geil!“ Das waren exakt meine Worte, als ich „Of soil unearthed“ zum ersten Mal durch die Boxen jagte. Es dürfte niemanden überraschen, dass diese Schweizer exakt meinen Death-Metal-Nerv getroffen haben, da ich in der Vergangenheit ja schon öfter meine diesbezüglichen Vorlieben kundgetan habe. Doch die Erbarmungslosigkeit, mit der DEATHCULT auf ihre Hörer losgehen, ist ein nicht genug zu würdigendes Faszinosum in einer Musiklandschaft, in der selbst im Metal mehr und mehr auf durchgeplanten Konformismus gesetzt wird. All diesem Mainstream hält das Quartett einen fetten Mittelfinger entgegen und zerprügelt ihn regelrecht zu Staub. Death Metal ist eben dann am besten und authentischsten, wenn man dessen Brutalität und Bösartigkeit einfach fließen lässt – ohne Kompromisse und ohne Anbiederung! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Erschienen ist „Of soil unearthed“ am 28.01.2022 via Invictus Productions als CD, digital sowie als 12″-LP auf schwarzem und rot/schwarzem Splatter-Vinyl.
DEATHCULT – Of soil unearthed
Death Metal from Switzerland
Invictus Productions
Running time: 44:38 minutes
Release date: January 28th, 2022 (all formats)
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Review © 2022 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation