Review: FIAT NOX – Demanifestation (Hymns of destruction and nothingness)

FIAT NOX – Demanifestation (Hymns of destruction and nothingness) // © 2022 Crawling Chaos / Hellish Visions / Fiat Nox

Mit jeder weiteren Band, die sich im heimischen Black-Metal-Underground manifestiert, verstärkt sich mein Eindruck, dass diese Zusammenschlüsse von Musikern zu einer immer spannenderen Angelegenheit werden. Und obwohl mir Projekte, die den Spirit der Mittneunziger hochhalten, sehr am Herzen liegen (siehe aktuell Furis Ignis), finde ich die größte Erfüllung im Black Metal doch wohl am ehesten bei Bands, die man sich erschließen muss und deren Songs nicht unbedingt wie von selbst ins Ohr gehen. Was mich zu den Bremern FIAT NOX bringt: Die veröffentlichten im Juni 2021 (via Crawling Chaos) ein bemerkenswertes Debüt, das leider das Pech hatte, in die Zeit meiner aufblühenden Depression aufzuschlagen, so dass ich mich auf diesen Seiten nicht damit auseinandersetzen konnte. Dabei ist „The archive of nightmares“ ein wundervolles Beispiel dafür, wie man düsteren, leicht an die orthodoxe Schule angelegten Black Metal mit ansprechender Raserei verbindet und den Songs einen anspruchsvollen Unterton verpasst, der in keinster Weise auf überpräsente Klischees zurückgreifen muss. Und bereits fünf Montate später legte man mit „In contemptuous defiance“ eine ebenso starke EP nach, die diesmal der wilderen Seite mehr Ausdruck verlieh (erschienen via Personal Records). Nun ist bereits der nächste Release zu verzeichnen: „Demanifestation (Hymns of destruction and nothingness)“ ist wiederum eine 30-minütige EP – und deren Qualitäten stellen wir uns in den folgenden Absätzen.

Wie gewohnt gelten diese ersten Sätze natürlich der Produktion. Die ist wiederum sehr druckvoll und dynamisch geraten – kein Schnickschnack, keine Experimente, sondern mit einem ausgewogenen Mix aus Atmosphäre und Aggression versehen. Besonders der Gitarrenton gefällt mir ausgesprochen gut und wenn ich etwas zu meckern hätte, dann sind das die etwas zu leisen Cymbals. Da wäre etwas mehr Präsenz wünschenswert, obwohl das vielleicht auch nur mein eigenes Empfinden als Schlagzeugerin sein mag…

Das Songwriting ist dagegen makellos: Dynamisch und punktgenau werden die Songs vorgetragen und vor allem die leichte Hinzunahme melodischer Elemente steht der Band ausgesprochen gut. Die große Stärke sind besonders die nahtlosen Übergänge von schnellen Riffs zu den immer wieder eingeflochtenen cleanen Gitarrenparts, wie man sie in der orthodoxen Strömung gerne verwendet. Diese Nahtlosigkeit führt zu einem großartigen Flow innerhalb der Musik, so dass man sich als Hörer im Grunde auch keine Gedanken darüber macht, welche Einflüsse in diesem oder jenem Part zum tragen kommen. Die Konsequenz und auch die spürbare Begeisterung, mit der die Band agiert, macht schlichtweg Spaß – auch wenn dieses Wort betreffend Black Metal immer noch einen seltsamen Beigeschmack für den einen oder die andere haben mag. Das ändert jedoch nichts daran, dass man mit jedem Songpart mitfiebert, sich auf die nächste Idee freut und vor allen Dingen mehr will! Wo man sich das Debüt stellenweise noch erarbeiten musste, fließt jeder einzelne Track nun geschmeidig durch die Boxen, ohne dabei an Anspruch zu verlieren. Und der ist in den drei Longtracks gar nicht mal so niedrig. Im Gegensatz zur vorigen EP, die mit kürzeren und schnelleren Nummern versehen war (von einer Ausnahme abgesehen), hat man nun den ausgedehnten Nummern Platz geschaffen. Und es ist bemerkenswert, wie kurzweilig diese wirken, da man sie nicht auf Teufel komm raus in die Länge zieht. Anscheinend hat man dem Songwriting genügend Eigendynamik gelassen, um einen auf Dauer spannend angelegten Eindruck beim Hörer zu hinterlassen: Mission accomplished, kann man da nur sagen. Ich bin schwer begeistert!

Je intensiver man sich mit FIAT NOX beschäftigt, umso mehr treten zwei Kerneigenschaften hervor: Da wäre oberflächlich betrachtet eine wirklich fantastisch aufspielende, verschworene Gemeinschaft von Musikern, die sich in kürzester Zeit von Release zu Release zu steigern vermag. Gräbt man jedoch tiefer, so stößt man außerdem noch auf den unbedingten Willen, kein Abziehbild eines Genreteils zu sein, der leider immer noch zu sehr auf Effekthascherei schielt. Und speziell dieser Punkt manifestiert sich in grandiosen Songs, deren Düsternis und Erhabenheit sich immer wieder aus den dunkelsten Abgründen in rasende Schwärze erhebt und deren Zerstörungspotential in ebenjener Negation liegt, die man in „Demanifestation (Hymns of destruction and nothingness)“ ein ums andere Mal vortrefflich beschwört! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Erschienen ist „Demanifestation (Hymns of destruction and nothingness)“ via Crawling Chaos am 22.01.2022 als auf 500 Exemplare limitierte CD sowie digital.

FIAT NOX // © 2022 Fiat Nox

FIAT NOX – Demanifestation (Hymns of destruction and nothingness)
Black Metal from Germany
Crawling Chaos
Running time: 30:01 minutes
Release date: January 22nd, 2022 (all formats)

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Review © 2022 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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