Review: NEKROMANTHEON – Visions of Trismegistos

NEKROMANTHEON – Visions of Trismegistos // © 2021 Indie Recordings / Nekromantheon

Wenn es um Thrash geht, bin ich sehr wahrscheinlich noch viel wählerischer, als ich es bei anderen Genres bin. Während ich bei Black-, Death-, Doom-, Speed- und im klassischen bzw. epischen Metal Abwechslungsreichtum sehr schätze, muss mir ein richtiges Thrash-Album einfach einen direkten Schlag versetzen, damit es genießbar ist. Jedenfalls ist dies ein sehr wichtiges Kriterium, denn es geht ja noch weiter: Die Bands sollten einen gewissen Old-School-Charme besitzen, ohne gleich rumpelig zu wirken. Auch sollten sie nicht auf Teufel-komm-raus technisch rumfrickeln, außer es passt vom Gesamtkontext her (und da gibt es sowieso sehr wenige Bands, auf die das zutrifft). Der Großteil der Thrash-Welle der letzten zehn Jahre ist daher bis auf wenige Ausnahmen komplett an mir vorbeigezogen. Eine dieser wenigen Ausnahmen sind die Norweger NEKROMANTHEON, die in ein paar Tagen ihr drittes Album veröffentlichen werden. Und eines kann ich an dieser Stelle schon sagen, ohne gleich das Fazit vorwegzunehmen: „Visions of Trismegistos“ ist eines der besten Alben, die mir jemals im Thrash untergekommen sind!

Alleine schon der Einstieg in den Opener und Titeltrack „The visions of Trismegistos“ reißt dem Hörer gepflegt den Schädel runter: Mit unglaublicher Energie prescht das Trio nach vorne; dabei wirkt es weder hektisch noch sich überschlagend – es herrscht kontrolliertes Chaos und die Musiker wissen dabei ganz genau, was sie tun. So wirkt die ganze Atmosphäre wie aus dem Blackthrash gezogen, allerdings völlig befreit von Black Metal-Anteilen. Die Wucht, die auf uns niederprasselt, ist angsteinflößend, denn dank der druckvollen Produktion klingt der Sound böse und alles zermalmend. Haben „Seven rulers of fate“ und „Faustian rites“ erst einmal zugeschlagen und hat man den ersten Schock über dieses so pure und reine Thrash-Feuerwerk überwunden, springt einem unwiderbringlich ein fettes Grinsen ins Gesicht. DAS ist es, worauf man jahrelang gewartet hat; genau SO sollte sich ein Thrash-Album anfühlen: Modern, ohne das Old-School-Feeling zu vergessen. Böse und angepisst, ohne in infantile Stumpfheit zu verfallen. Einfach mal in „Neptune descent“ reinhören und ihr wisst, was ich meine. Natürlich baut sich bei dieser Herangehensweise ans Songwriting kein Album-überspannender Spannungsbogen auf; doch innerhalb der Songs tut es das sehr wohl. Selbst wenn die meisten Tracks mit Vollgas beginnen und auch so wieder enden, so kann man ihnen doch nicht ihre schlüssige Struktur absprechen.

Wahrscheinlich ist es ebendiese Struktur, die nur unterschwellig zu spüren ist, die dem Album seinen Wahnwitz verleiht. Charly Steinhauer von Paradox hat mal gesagt, dass man im Thrash Metal einfach zocken können muss, und diese Aussage trifft in diesem Fall vollkommen zu. Denn auch „Scorched death“ und „Dead temples“ sind bis ins Detail durchkomponiert und versprühen dennoch eine wilde Rohheit, der man sich schlichtweg nicht entziehen kann. Vielleicht liegt das Geheimnis darin begründet, dass man als Trio wesentlich kompakter komponieren und aufnehmen kann und somit weniger Köche den Brei verderben. Spekulation, Spekulation… Statt dessen lässt man sich lieber noch „Thanatos“ und den Album-Closer „Zealot reign“ vor den Latz knallen und sitzt – zumindest nach dem ersten Durchlauf – völlig fassungslos vor der Anlage und fragt sich, was zu Hölle das gerade war. Dass man dann direkt auf Repeat drückt, ist wohl selbstverständlich… Ich für meinen Teil bin extremst begeistert.

Neun Jahre Wartezeit zwischen zwei Alben sind nicht gerade leicht verdaulich. Doch wenn eine Band mit solch einem Album wie „Visions of Trismegistos“ wieder auf der Bildfläche erscheint, sind solche Gedanken sowie Makulatur. Ganz davon abgesehen, dass wir besonders im vergangenen Jahr schon von wesentlich länger inaktiven Bands positiv überrascht wurden. Was NEKROMANTHEON hier abliefern ist das womöglich beste und purste Thrash Metal-Album der letzten zehn Jahre: Wuchtig, mit einem fast schon perfekten Songwriting versehen, böse und druckvoll produziert, schraubt es sich unwiderstehlich in die Hirnwindungen, die bereits nach dem ersten Hördurchlauf kapitulieren und nach mehr verlangen werden. Thrash Metal-Puristen werden hier sowieso zuschlagen; allen anderen sei das Hineinhören dringendst empfohlen. Denn was hier durch die Gehörgänge rauscht ist Perfektion in seiner reinsten Form. Musikalisch gesprochen: ein MEISTERWERK!!! +++ 10 / 10 Punkten

Erscheinen wird „Visions of Trismegistos“ am 30.04.2021 via Indie Recordings als CD, Tape, digital sowie als 12″-LP auf schwarzem und auf rotem Vinyl. Vorbestellungen sind bereits möglich.

NEKROMANTHEON // © 2021 Nekromantheon

NEKROMANTHEON – Visions of Trismegistos
Thrash Metal from Norway
Indie Recordings
Running time: 32:44 minutes
Release date: April 30th, 2021 (all formats)

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Review © 2021 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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