Es ist derzeit nicht gerade leicht für mich, in den Black-Metal-Modus umzuschalten, und Schuld daran sind – wer Black Salvation auf Facebook folgt, weiß es – natürlich Sorcerer. Jedesmal, wenn deren aktuelles Album durch die Anlage brettert, kommt das Gefühl in mir auf: Wer braucht schon Black Metal? Sobald jedoch wieder eisige, klirrende Riffs durch die Boxen jagen, ist die Antwort: Ich! Doom in all seinen Facetten ist sicherlich der wichtigste Teil meiner Seele, für den ich ohne zu zögern alles andere aufgeben würde; mein Herz jedoch gehört dem Black Metal. Und das hüpft jedesmal ganz besonders vor Freude, wenn mich wieder einmal etwas aus Quebec erreicht. Waren dies in der letzten Woche Serment, ist es diese Woche SOMBRE HÉRITAGE, ein weiteres Ein-Mann-Projekt, diesmal von Hak-Ed-Damm’s Gitarrist Exu. „Alpha ursae minoris“ ist etwas zentrierter auf den typischen Quebec-Sound ausgerichtet, spielt jedoch auch mit leicht melancholischen Untertönen, wie man sie auch in den Neunzigern schon bei einigen Bands gefunden hat.
Diese Melancholie findet sich ab dem Opener „Polaris“ in jedem der sechs Tracks, die ihren Platz gerne mal im getragenen Midtempo finden und rein von der Produktion her schön rau klingen. An dieser Stelle wundert es mich immer wieder, wie nahtlos die Grenze vom rauem Underground-Sound hin zu einem etwas klareren Klangbild eigentlich ist. Denn alles, was sich im Spielfeld von Melancholie und Atmosphäre abspielt, würde auch sehr gut funktionieren, läge dem Soundbild ein klarer und drückender Klang zugrunde. Wahrscheinlich ist dies auch mit eines der Erfolgsgeheimnisse des Quebec-Sounds… Spekulation, Spekulation – Abwechslung davon schafft der rasende Titeltrack „Sombre héritage“, der mit einer ordentlichen Soundwand aufwartet und dadurch der rauen Basis beinahe Hohn spottet, wirkt man doch auch so durchaus mächtig. Die wahre Kraft des so oder so starken Songwriting entfaltet sich dann erstmals in „Nature souillée“, das Melancholie und Atmosphäre wundervoll verquickt und den Hörer dazu einlädt, still dazusitzen und seine Gedanken schweifen lassen. Das muss mal in diesem Genre auch erst einmal schaffen. „Déchéance“ und „Dissidence“ ziehen das Tempo dann wieder ein ordentliches Stück an, was das Wechselspiel aus getragenen und schnellen Stücken in einen guten Albumflow versetzt. Mit seiner Spielzeit von gut 37 Minuten hat es eh die perfekte Länge und wird vom Schlusstrack „Ténèbres“ schließlich abgerundet, das Kraft und Melancholie auf das Vortrefflichste verbindet. Großartig!
Es gibt wenige andere Alben, deren Klasse sich in wenigen Worten zusammenfassen lässt. In der Regel kann man ja jeden Track bis ins kleinste Detail auseinander nehmen und analysieren; SOMBRE HÉRITAGE dagegen lassen einfach ihre Musik wirken: fühlen statt hören. Denn je öfter das Album in der Anlage rotiert, desto mehr dringen die Songs in das Gefühlsleben ein und werden Teil davon. „Alpha ursae minoris“ ist ein Prachtstück von Debüt, das gerade seiner rauen Grundstimmung wegen so gut funktioniert und schlicht und ergreifend bei jedem Durchlauf mehr Spaß als zuvor macht. Qebec-Fans generell und auch alle anderen Hörer melancholischen und atmosphärischen Black Metals sollten hier zugreifen! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Schon jetzt kann man sich das Album als Pre-order im Webshop des Labels sichern. Erscheinen wird es als CD sowie digital via Bandcamp. Am Releasetag gibt es alle Infos dazu wie gewohnt noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
SOMBRE HÉRITAGE – Alpha ursae minoris
Black Metal from Quebec, Canada
Sepulchral Productions
Running time: 36:52 minutes
Release date: June 24th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation