THE RITE – Liturgy of the black

THE RITE – Liturgy of the black // © 2020 Iron Bonehead Productions / The Rite

Es ist ja fast schon ein geflügeltes Wort geworden, wenn ich sage, dass es derzeit gute Zeiten für Fans von Denial of God sind: Im vergangenen Jahr eine sehr starke EP sowie ein alles überragendes Album, vor wenigen Monaten der Re-release des Debüts und nicht zuletzt der ebenfalls im letzten Jahr erfolgte Re-release der Debüt-EP von THE RITE, der zweiten Band von DoG-Krächzer Ustumallagam, verstärkt mit Mitgliedern von Bands wie Black Oath und Krossburst. Beiden Bands eigen ist natürlich das charakteristische Organ des Fronters sowie das Wildern in Proto-Metal-Regionen. Wo Denial of God jedoch viel stärker im klassischen Metal verwurzelt sind, gehen THE RITE wesentlich doomiger zugange und reizen dessen Vielfalt von langsam bis zackig gnadenlos aus. Nun steht das erste Album in den Startlöchern und eines kann ich dem Fazit schon jetzt vorweg nehmen: „Liturgy of the black“ ist ein grandioses Album geworden!

Das Intro „The initiation“ verbreitet aus dem Stand weg eine geballte Horroratmosphäre und wirkt wie entsprungen aus einem alten, obskuren Schwarz-Weiß-Streifen, basierend auf realen Gegebenheiten. So minimalistisch die Inszenierung auch sein mag, packt sie den Hörer dennoch tief im schwarzen Herzen, bevor es mit dem Midtempo-Stampfer „The black effigy“ richtig losgeht. Und dieses ist ein perfekter Opener: Eine pechschwarze Atmosphäre legt den Grundstein für die folgende knappe Dreiviertelstunde, die Riffs pendeln zwischen Black und Doom Metal und das knochentrockene, songdienliche und dennoch extrem starke Drumming treibt den Song unbarmherzig nach vorne. Die im Promotext gezogenen Einflüsse von Mercyful Fate, Celtic Frost, Death SS und Samael passen hier ausnahmsweise einmal wie die Faust aufs Auge, hat man doch scheinbar alle Stärken dieser Protagonisten zu etwas ganz Eigenem verrührt. Was sich auch im folgenden „Children of Belial“ deutlich bemerkbar macht. Das beginnt recht zackig, legt im Gegensatz zum Opener eine ordentliche Schippe an Geschwindigkeit obenauf, nur um nach einem Break zum Chorus hin flüssig in zähflüssigste Regionen abzudriften. Mit „Necromancy“ haut man dann relativ früh einen ersten Höhepunkt raus, der die Essenz der Band so perfekt auf den Punkt bringt, dass man im Grunde nur diesen Track zu hören braucht, um sich von der hohen Qualität des Songwritings zu überzeugen.
Wieder im treibenden Nackenbrecher-Midtempo angesiedelt sind die fast acht Minuten schon verdammt intensiv, hätte man als i-Tüpfelchen nicht noch den kurzen, etwas ruhigeren Mittelpart mit beschwörend gewisperten Vocals eingestreut. Das schleppende Finale krönt den Song schließlich mit aller Wucht zu einem der besten des Genres, den man einfach nicht besser hätte inszenieren können. „Inszenierung“ ist dabei auch ein gutes Stichwort, denn jeder einzelne Song bringt unbestreitbare Live-Qualitäten mit sich und alleine daran lässt sich schon die Erfahrung der Musiker festmachen, die hier aus jeder einzelnen Note trieft. Ein Song wie „Famadihana“, das mit seinem Downtempo Doom par exellence ist, gehört einfach auf die Bühne. An Abwechslung mangelt es zudem auch nicht gerade: Obwohl man sich meisten in Midtempo-Regionen aufhält, sind gerade die Ausbrüche nach oben und nach unten auf der Temposkala so geschickt gesetzt, dass man sich als Hörer schlichtweg nie gelangweilt fühlt. Beispiel „The bornless one“, dessen Tempiwechsel so fließend ineinander übergehen, dass es trotz der düsteren Atmosphäre eine wahre Freude ist, sich mit dem Song wie mit dem Album immer wieder zu befassen. Oder „Echoes from past lives“, dass mit einem gelungenen Mix aus sakraler und Horror-Atmosphäre einen weiteren Höhepunkt darstellt, während „Sinister Minister“ einen kompromisslosen Gegensatz bietet. Als Schlusstrack wartet man in „Trespassing the chapel“ noch einmal mit bösen Riffs im zähen Kriechgang auf und vollendet eine Reise, die an Intensität nichts, aber auch gar nichts zu wünschen übrig lässt. Abgerundet wird der Longplayer noch mit dem Outro „Last rites“, das atmosphärisch an das Intro anknüpft und somit den Kreis schließt. Was für ein Wahnsinnsalbum!!! Mir fehlen die Worte…

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so recht, wo ich im Fazit anfangen soll: Ist es das geniale Songwriting, dass „Liturgy of the black“ zu einem perfekten Gebräu aus klassischem Doom und Black Metal macht, das ich zuerst nennen soll? Oder vielleicht die grandiose Atmosphäre, deren Bösartigkeit sich ausschließlich durch die Riffs und die Vocals aufbaut und komplett ohne irgendwelche Soundspielereien auskommt? Oder doch lieber der unverfälschte Metal-Spirit, der aus jeder Pore von THE RITE fließt und Band wie Album eine in der heutigen Zeit viel zu selten wahrgenommene und gelebte Authentizität verpasst? Es sind alle diese Punkte, für sich alleine genommen und in ihrer Gesamtheit, die trotz der unverkennbaren Einflüsse etwas Eigenständiges erschaffen und mittels einer absoluten Kompromisslosigkeit nur zu einem führen können: der Höchstnote! Denn wir haben es hier schlicht und ergreifend mit einem zu tun: einem MEISTERWERK!!! +++ 10 / 10 Punkten

Ab dem Releasetag wird das Album im Webshop des Labels als CD und 12″-LP erhältlich sein sowie natürlich auch digital via Bandcamp. Alle Infos rund um die Formate gibt es dann natürlich wie gewohnt auch noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu lesen.

THE RITE // © 2020 The Rite

THE RITE – Liturgy of the black
Blackened Doom Metal from Denmark & Italy
Iron Bonehead Productions
Running time: 45:20 minutes
Release date: June 19th, 2020 (all formats)

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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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