VALDRIN – Effigy of nightmares

VALDRIN – Effigy of nightmares // © 2020 Blood Harvest / Valdrin

Eine Band, die in den letzten beiden Jahren sehr, sehr häufig ihren Weg auf meinen Plattenteller gefunden hat, sind die US-Black/Deather VALDRIN, die nicht nur mit einem ganz eigenen Textkonzept aufwarten, sondern sich in der Riege der stärksten Melodic-Black-Metal-Bands seit dem 2014er-Debüt weit oben einordnen. Der Vierer geht mit einer beeindruckenden Kompromisslosigkeit zu Werke, die so manch anderen Vertreter im Genre erblassen lassen müsste, würden wir mittlerweile nicht sowieso in einer Zeit leben, die trotz des hohen Outputs an Releases nicht gerade arm an hochklassigen Veröffentlichungen ist. So ist es kein Wunder, dass auch das vor rund zwei Jahren erschienene zweite Album sehr viel Beachtung im Underground fand; nicht nur der reduzierten Synth- und Keyboardklänge wegen, die nun spannender und passender eingesetzt wurden, sondern auch, weil man einen gewissen Gegenpol zu artverwandeten Gruppen wie The Spirit oder Thulcandra darstellte; ein gewisser Dissection-Einfluss war zwar nach wie vor vorhanden, jedoch nicht so überpräsent wie bei den genannten Epigonen. In wenigen Wochen erscheint mit „Effigy of nightmares“ nun endlich der dritte Streich – und ob sich die Warterei gelohnt hat, das begutachten wir in folgenden Zeilen.

Was als erstes auffällt, nachdem das noch sehr sphärische Intro „Gates of Hospice“ in das Album leitet, ist der im Gegensatz zum in dieser Hinsicht schon starken Vorgänger etwas kraftvollere und doch auch ein wenig rohere Sound im Opener „Exsanguination temple“: Nach vorne treibende Riffs, rasende Drums, kraftvoll gekeifte Vocals und sinnig gesetzte Tempiwechsel lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass den Hörer in den insgesamt 30 Minuten ein verflucht intensiver Höllenritt erwarten wird. Das verringerte Tempo in der zweiten Hälfte des Tracks, eingeleitet durch fantastische Synths, baut zudem eine dichte Atmosphäre auf, die bis zum letzten Ton auch aufrechterhalten wird. Mit „Red burning candles of hatred“ schiebt man den prägnantesten Song des Albums hinterher, der hinsichtlich Riffs und Leads wie ein aus blutigen Strömen geborener Bastard aus mittleren Emperor und Dissection wirkt. Angesiedelt im oberen Midtempo ist auch der Synth-Einsatz in den Breaks und zur phasenweisen Untermalung recht dominant, was sich jedoch sehr gut in den Albumflow einpasst. Denn das folgende „Serpentine bloodhalls“, ein ruhiges instrumentales Interludium, wird in der ersten Hälfte ausschließlich von wenigen akustischen Gitarrenanschlägen, gewisperten Vocals und weit im Hintergrund agiernden Keyboards getragen, bis es sich in der Instrumentierung steigert und mit Wucht in „Basilisk of light“ kulminiert: Einem rasenden, alles seinen Weg kreuzend vernichtenden Monster, das den Hörer erbarmungslos verschlingt. Selbstverständlich finden sich auch hier die typischen melodischeren Leads; die sind jedoch eher als Farbtupfer und nicht als übergeordnetes Stilmittel zu sehen. Und genau dieses Zusammenspiel ist es auch, was Band wie Album so herausragend macht: Man verbindet schon vorhandene Stilelemente zu einer flüssigen Mixtur, die auf Grund der ihr innewohnenden Kompromisslosigkeit nicht jedem schmecken wird, aber diejenigen belohnt, die sich länger als fünf Minuten mit der Musik befassen. So ist es auch kein Wunder, dass der Schlusstrack „Down the oubliette of maelstrom“ sämtliche Facetten noch einmal vereint, eine unfassbar dichte Atmosphäre aufbaut, die sich am Ende in einer unheimlichen Soundcollage entlädt, abruppt endet und den Hörer mit geweiteten Augen und einem tiefen Gefühl der Befriedigung zurücklässt…

Zu sagen, ich wäre schwer begeistert, wäre wahrscheinlich die Untertreibung der Woche: Schließlich habe ich mich im Vorfeld schon sehr auf „Effigy of nothingness“ gefreut, ohne überhaupt einen Ton gehört zu haben. Dass diese Erwartungshaltung dann mit einer solch kompromisslosen, bluttriefenden Abrissorgie belohnt wird, lässt mich dann doch ziemlich debil grinsend vor der Anlage hocken. Was VALDRIN hier in 30 Minuten bieten, gehört schlicht und ergreifend zum Besten, was es hinsichtlich melodischerem und aggressivem Black / Death Metal zu hören gibt. Dass man mittlerweile zudem sehr eigenständig agiert und gewisse Bandvergleiche nur noch für eine grobe Verortung dienen, spricht auch dafür, dass man sich dieser Ausnahmetruppe spätestens jetzt intensiv widmen sollte! PFLICHTKAUF!!! +++ 9,5 / 10 Punkten

Erhältlich ist das Album schon jetzt als Pre-order – und zwar als CD, LP, Tape sowie digital über den Webshop des Labels und Bandcamp. Am Releasetag selbst wird es alle Infos zu den Formaten selbstverständlich noch einmal wie gewohnt auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu lesen geben.

VALDRIN © 2020 Valdrin

VALDRIN – Effigy of nightmares
Blackened Death Metal from the United States
Blood Harvest
Running time: 30:08 minutes
Release date: June 12th, 2020 (all formats)

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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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