Der heimische Underground ist extrem vital – und das ist beinahe eine Untertreibung: Zwar derzeit nicht gerade im Wochentakt, aber immer noch in schöner Regelmäßigkeit schlagen Alben auf, die man einfach hören MUSS! Und natürlich will, man ist ja nach wie vor auch Fan. So freue ich mich derzeit tierisch auf das in wenigen Wochen erscheinende gleichnamige Debüt der Thüringer SANCTIFYING RITUAL (mit Mitgliedern von Nocturnal Witch und Division Speed), deren letzte EP auch schon wieder sieben Jahre alt ist. Nach wie vor steht kompromissloser Death Metal auf dem Programm, der einem schlicht und einfach die Rübe vom Hals zimmert.
Dass man größtenteils ordentlich Gas gibt und selbst die lockeren Midtempo-Parts dazu einladen, die Matte kreisen zu lassen, ist dabei die wohl größte Stärke des Songwritings. Es wird einfach niemals langweilig in diesen 41 Minuten und bereits der Opener „(Tales of the) Sinister appearances“ haut während seiner gut sechs Minuten schon so viel Momentum raus, dass sich dieses über die gesamte Albumdistanz hinweg halten kann. Von Vorteil ist dabei natürlich auch die richtig starke, dem Bandsound zu jeder Zeit angemessene Produktion. Weder wirklich modern oder stumpf und primitiv ist der Klang der Scheibe brutal, aber differenziert. Besonders die Drums ballern ordentlich aus den Boxen, was an den Saiteninstrumenten passiert, ist jederzeit herauszuhören und die räudigen Vokills passen hervorragend ins Gesamtbild. Textlich und musikalisch lehnt man sich Im Großen und Ganzen an die Ur-Death-Metal-Szene an: der Tod selbst, verrottende Kadaver und ziemlich viel Gore beherrschen das Gesamtbild, was stilistisch seinen Niederschlag im frühen US-Death-Metal und auch der kleinen, aber feinen deutschen Szene Anfang der Neunziger findet. Und: Wäre das Album um ca. 2012 herum erschienen, wäre es sehr wahrscheinlich in einem Atemzug mit dem damals erschienenen Debüt von Chapel of Disease genannt worden, die zu diesem Zeitpunkt ja ganz ähnliche Einflüsse verarbeiteten. SANCTIFYING RITUAL warten jedoch mit einer weniger schwarzen Atmosphäre auf; Bezüge zum Proto-Black-Metal finden sich hier eher im Dreck unter den Fingernägeln vom Leichen-Ausbuddeln. Will heißen: Die Grundatmosphäre ist eher thrashig als morbide, was auch der durchgängige, leichte Hall unter den Vocals nicht verhindern kann. Was ich persönlich großartig finde und hoffentlich auch von vielen anderen Deathbangern so gesehen wird. Wer die aktuelle Nekrovault abfeiert (und wer bitte tut das nicht?), der wird auch mit diesem Scheibchen sehr zufrieden sein. Ich für meinen Teil werde dieses Geschoss wohl noch sehr, sehr oft auf dem Plattenteller rotieren lassen. Ich bin schwer begeistert!!!
So manch einer kann es ja nicht verstehen, wenn ich aktuellen Bands wie SANCTIFYING RITUAL bescheinige, mehr Feuer unterm Arsch zu haben als der Großteil der „alten Helden“. Doch daran ist nicht zu rütteln, sind von diesen doch kaum noch wirklich relevante Acts aktiv, von der Qualität so mancher Veröffentlichung ganz zu schweigen. Im Gegensatz dazu brennen die Thüringer auf ihrem selbstbetitelten Erstling ein wahres Feuerwerk an purem, unverfälschten und verflucht mitreißendem Death Metal dar, der jeden begeistern wird, der schon zum Frühstück rohes, blutiges Fleisch verschlingt und dabei Hymnen von Tod und Gore durch die Anlage ballert. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Ab dem Releasetag wird es das Album im Webshop des Labels zu kaufen geben, und zwar als CD, 12″-LP und digital. Alle Infos gibt es dann natürlich wie gewohnt wieder auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
SANCTIFYING RITUAL – Sanctifying Ritual
Death Metal from Germany
Iron Bonehead Productions
Running time: 41:16 minutes
Release date: June 5th, 2020 (all formats)
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Review © 2020 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation