KAPALA – Der Suchende

KAPALA – Der Suchende // © 2019 Independent / Kapala

Die Überraschungen nehmen einfach kein Ende: Da flattert mir vor einer guten Woche das Debüt einer Essener Band ins Promopostfach, das vom Start weg einen dermaßen fiesen Impact auf mich ausübte, dass ich gar nicht anders konnte, als das Album immer und immer und immer wieder zu hören. KAPALA nennt sich das Quintett (nicht zu verwechseln mit den indischen Black/Death/Noise-Terroristen gleichen Namens), das dem Silberling den Titel „Der Suchende“ verpasst hat. Und was auf diesem abgeliefert wird, muss man sich einfach mal so vorstellen: Hätten gemäßigtere Bethlehem kurz nach ihrem „Dictius…“-Meisterwerk eine wilde Orgie mit Bölzer gefeiert – das Ergebnis wäre unweigerlich KAPALA gewesen.

Das machen bereits die ersten, schleppenden Takte des Openers „Initiation Metamorphose“ deutlich, die nach einem sauberen Break in kontrollierte, aber zu jeder Zeit absolut hypnotische Raserei münden. Das Wechselspiel zwischen dieser und etwas ruhigeren Passagen in Verbindung mit den tiefen und rauhen Vocals ergibt ein explosives wie giftiges Gebräu, dem man sich als Hörer nicht entziehen kann. Beeindrucken kann auch der Sound, der klar und druckvoll, aber nie poliert aus den Boxen schallt. Gerade der Gitarrensound profitiert davon, sobald der nur leicht angezerrt wird und den Songs eine intensive Dynamik verpasst. Die folgenden Tracks „Tief unten“ sowie „Des Gewundenen Weg“ bauen darauf auf und lassen dem klassischen Black-Metal-Riffing genügend Raum, sich zu entfalten. Was sich da in die Gehörgänge schleicht, ist ein fieser Bastard aus eben diesen Riffs sowie einer doomigen Atmosphäre, die man vor allem den extrem guten und aussagekräftigen Vocals zu verdanken hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Genrekollegen sind sie hier mit ein wenig Geduld durchaus leicht zu verstehen – was den Vergleich mit alten Bethlehem und Landfermann am Mikro so offensichtlich macht. Sicher, da liegen stilistisch schon kleinere Welten dazwischen – und dennoch kriecht der Vergleich immer wieder in die Gedanken. Dank der anspruchsvollen Texte, die auf der einen Seite zwar mehr oder weniger eindeutig Themen wie Spiritualität und Okkultismus behandeln und viel Verständnis für die Bedeutung des Pfades der linken Hand durchblicken lassen, auf der anderen Seite jedoch auch immer mit einer gewissen Metaebene arbeiten, die dann auf Selbstreflexion und vor allem auf Selbsterkennung abzielt. Spannend machen das Album auch die Gegensätze: Ist „Azoth“ noch ein Ausbund an purer Finsternis, ergibt sich „Therianthropie“ anschließend der puren Aggression. Wohlgemerkt, alles durchsetzt mit zahlreichen Tempiwechseln, so dass diese Stimmungen niemals einen schlichten roten Faden bilden, sondern viel mehr ein Auf und Ab darstellen. Ein wenig erinnert das auch an Verheerer, ohne jedoch an deren Schwere heranzureichen. Allerdings muss man sagen, dass das Songwriting so stark ist, dass die genannten Vergleiche eher als grobe Orientierung dienen, denn als Richtschnur. Mit den beiden Abschlusstracks „Der Gebrochene und der Meister“ sowie „König der Könige“ führt man schließlich diesen kompromisslosen Weg fort und zu einem wahrlich befriedigenden Ende, so dass man sowohl ausgelaugt als auch hungernd nach mehr den nächsten Durchlauf starten muss.

Es gibt in diesem Jahr nur ein Album, das ähnlich massiv daherkommt, wie dieses Debüt, nämlich Verheerer’s aktuelles Meisterwerk. Ist dieses jedoch eine absolut monolithische Soundwand, arbeiten KAPALA um einiges durchlässiger. „Der Suchende“ ist in seiner Mischung aus pechschwarzem Riffing, einer alles zudeckenden doomigen Atmosphäre und den anspruchsvollen Texten ebenfalls eine ganz eigene Klasse für sich. Die Essener verstehen es, ihren Songs durch viele Wechsel im Tempo eine gehörige Portion Abwechslung zu verschaffen, ohne jemals die nötige Wut und Aggression aus dem Sound zu verlieren, so dass selbst die wenigen leicht zurückgenommenen Passagen davon profitieren. Man kann guten Gewissens sagen, dass dem Quintett mit diesem Release ein Ausrufezeichen gelungen ist, das sich jeder noch ganz dick auf die Wunschliste setzen sollte, der ein Faible für von Doom durchsetzten Black Metal hat. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Jetzt aber schnellstens in den Bandcamp-Shop der Band gewechselt und sich das Album entweder auf CD, als eines der auf 50 Stück limitierten Tapes oder digital zugelegt!

KAPALA // © 2019 Kapala

KAPALA – Der Suchende
Black / Doom Metal from Germany
Independent
Running time: 39:44 minutes
Release date: November 9th, 2019 (all formats)

Kapala Bandcamp
Kapala Facebook

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

Anregungen? Kritik? Immer her damit...

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.