RAPTVRE – Monuments of bitterness

RAPTVRE – Monuments of bitterness // © 2019 The Crawling Chaos Records / Raptvre

2019, was machst du nur mit mir? Nicht nur haust du uns armen Fans (und Kritikern) ein geiles Album nach dem anderen um die Ohren – nein, du haust uns auch reihenweise geile und zudem anspruchsvolle Alben um die strapazierten Lauschlappen. So wie in diesem Fall: Vor etwas mehr als einem halben Jahr legten die Kölner RAPTVRE eine 3-Track-Demo vor, die szeneweit und genreübergreifend für viel Aufmerksamkeit sorgen konnte und die Erwartungen an das Debüt gewaltig in die Höhe schraubte. Das erscheint nun in Form von „Monuments of bitterness“ binnen Wochenfrist und dürfte einen ähnlichen, wenn nicht gar stärkeren, Impact auslösen.

Den Einstieg ins Album macht man sich allerdings vielleicht ein wenig zu einfach, stehen da mit „Feast upon their flesh“, „Torn to shreds“ und „Devouring mist“ doch gleich drei alte Bekannte in Form der Tracks der Demo. Was allerdings Kritik auf hohem Niveau ist, sieht man die Songs im Gesamtkontext des Albums. Startet dies recht furios, wird die zweite Hälfte immer vielschichtiger und komplexer, was einen starken Sog verursacht, der dem Hörer alles abverlangt. Was nicht heißen soll, dass es in der ersten Hälfte an anspruchsvollem Material mangelt. Gerade, wenn man mit diesen ersten drei Tracks noch nicht vertraut ist, wird man als unbedarfter Hörer gnadenlos an die Wand gepresst, so intensiv wirkt das Material. Wie intensiv, das stellt besonders das mit gerade einmal zweieinhalb Minuten sehr kurze „Throne torcher“ unter Beweis: Hart an der Grenze zwischen gerade noch progressivem Death Metal und Djent-artigen Sounds gelegen, baut man in dieser minimalen Spielzeit eine maximale Soundwand auf, die man so schnell auch nicht zu durchbrechen in der Lage ist. Das hohe Tempo nimmt man zudem in das folgende „Shrouded“ mit, während sich die Songstrukturen immer weiter überlagern. Sind die ersten Tracks schon verflucht anspruchsvoll arrangiert, sind die beiden gerade genannten quasi das Foreshadowing auf das, was da noch kommt. Schon in „Devouring mist“ baut man einen sehr ruhigen Part ein, baut diesen in „Shrouded“ noch weiter aus und lässt den Übergang dort von ruhig zu intensiv förmlich explodieren. Genregrenzen existieren spätestens ab hier nicht mehr; was zählt, ist allein das Songwriting. Dessen Komplexität in den sich noch anschließenden drei Tracks „Echokammer“, „Whispers of the wicked“ sowie dem Albumcloser „Sumerki…Temnota“ ist atemberaubend. Ein Vergleich mit technisch ähnlich gelagerten Bands wäre an dieser Stelle vielleicht gar nicht mal so verkehrt, würde RAPTVRE jedoch zu keiner Sekunde gerecht werden. Zu sehr hebt man sich in seiner Eigenständigkeit vom Rest der Szene ab, zu sehr ist man darauf bedacht, diese Eigenständigkeit einem natürlichen Rhythmus, einer natürlichen Entwicklung folgen zu lassen – was hervorragend funktioniert, klingt doch kein Song wie der andere. Das macht es auf der einen Seite natürlich schwierig, möglich Interessierten Anspieltipps zu geben, auf der anderen Seite spricht dieser Umstand jedoch auch für die Qualität, die der Band, ihrem Songwriting und dem Ganzen als Gesamtkunstwerk innewohnt. Ich bin extremst begeistert – und das will in meiner momentanen Verfassung etwas heißen (siehe Facebook-Post von diesem Freitag)!

Apropos Gesamtkunstwerk: Unter diesem Motto steht bekanntlich sämtliches Schaffen des Künstlers Maxime Taccardi, der auch für das Cover von „Monuments…“ verantwortlich zeichnet. Und selbst wenn hier ein wenig das Fangirl aus mir spricht (ich mag den visuellen Stil von MT sehr!): Gebt mir das Album auf Vinyl inklusive großformatigem Poster! Denn schon lange ist mir kein Cover mehr untergekommen, das die Intensität eines Albums so gut unterstreicht!

Was kann ich im Fazit noch sagen, was nicht schon in den vorigen Absätzen steht? „Monuments of bitterness“ ist ein absolut wahnsinniges Album – im besten Sinne des Wortes. Aggressiv, direkt und verflucht anspruchsvoll in seiner Melange aus Black, Death und Progressive Metal. Wer sich einfach nur die Rübe abmontieren lassen möchte, ist hier denkbar fehl am Platz. Denn obwohl die Songs beim oberflächlichen Hören durchaus gut ins Ohr laufen, benötigen sie, um sie wirklich tiefgehend genießen zu können, viel Zeit, um sich zu entfalten. Und das ist gut so! RAPTVRE gehören zu der Sorte Bands, die Anspruch und Zugänglichkeit im extremen Metal so perfekt verbinden, wie dies nur wenige andere beherrschen. Das sollte man honorieren und dem Album die gebührende Aufmerksamkeit schenken. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Schon jetzt kann man sich das Album im Webshop des Labels als Pre-order sichern. Erhältlich sein wird es als Digipack-CD sowie digital. Für die Vorbestellung des digitalen Formats besucht einfach die Bandcamp-Seite der Band. Alle Infos zu den Releases gibt es am Erscheinungstag noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation zu lesen.

RAPTVRE // © 2019 Raptvre

RAPTVRE – Monuments of bitterness
Black / Death / Progressive Metal from Germany
The Crawling Chaos Records
Running time: 40:33 minutes
Release date: November 22nd, 2019 (all formats)

The Crawling Chaos Records Webshop
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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