DISHARMONY – Messe de minuit

DISHARMONY – Messe de minuit // © 2019 Iron Bonehead Productions / Disharmony

Vor zwei Jahren erschien das Debüt der mir bis dato schändlicherweise nicht bekannten Griechen DISHARMONY. Deren Mix aus okkultem Black und Heavy Metal auf „Goddamn the sun“ erinnerte angenehm an die Stilvorreiter Denial of God und brachte dennoch eine ganz eigene Atmosphäre mit, die auch heute noch bei jedem neuen Durchlauf absolut fasziniert. Ärgerlicherweise verpasste ich die Ende Oktober vergangenes Jahr im Zuge des Never-Surrender-Fests als Tape veröffentlichte EP „Messe de minuit“ dank Umzug, Renovierung der neuen Wohnung und einer verpeilten Telekom, die über zwei Monate brauchte, um meinen Internetanschluss zu prüfen. Und da ab Dezember schon die ersten Alben für dieses Jahr ins Promo-Postfach flatterten, blieb schlichtweg keine Zeit, um diese Monate aufzuholen. Iron Bonehead Productions sei Dank, gönnen diese der EP nun auch noch die Veröffentlichung auf CD, LP und (wahrscheinlich) auch digital, so dass genügend Gründe für ein Review vorliegen – und ich endlich keine Ausreden mehr habe, eine meiner Lieblingsbands links liegen zu lassen.

Denn schon mit dem Opener „Hail the witch“ baut sich eine gleichwohl unheilvolle wie hymnische und im besten Sinne okkulte Stimmung auf. Das Songwriting ist nach wie vor nah am frühen Black Metal orientiert, jedoch stets unterlegt mit einer typischen, aus dem Heavy Metal der Achtziger entlehnten Basisstruktur, die sich besonders im Chorus gut spüren lässt. Das macht schon verflucht viel Spaß und so ist es kein Wunder, dass man diese Stimmung nahtlos in das folgende „By the moonlight“ mit hinübernimmt. Die Riffs erinnern stellenweise an einige Songs vom Debüt, was jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt, da durch das sehr treibende Midtempo und geschickt gesetzte Breaks genügend Abwechslung herrscht. Mit „Into the tomb“ zieht man das Tempo dann erstmals ordentlich an, was im Falle DISHARMONYs heißt, dass man das treibende Midtempo gerade im Drumming etwas erhöht. Die drei Minuten sind dadurch eine gelungene Auflockerung, zumal man die sonstigen Elemente im Sound beibehält. Will heißen, eine angezerrte Gitarrenspur, eine cleance Spur und beide in einträchtiger Harmonie neben- und miteinander agierend. Mit dem regulären EP-Closer „Corpus Christi“ wechselt man in dessen erstem Drittel abschließend in einen sehr doomigen Grundton, der der Band allerdings äußerst gut zu Gesicht steht und den man in Zukunft gerne weiter verfolgen darf. Das im weiteren Verlauf typische Midtempo zeigt, wie gut man sich auf diesen Stil versteht, wie man es schafft, trotz dieser relativ begrenzten Mittel eine fantastische Atmosphäre aufzubauen und wie verdammt gut sich jedes einzelne Lead in die Songs einfügt. Ich für meinen Teil kann es kaum noch erwarten, endlich wieder ein abendfüllendes Album in Händen zu halten. Großartig!

Zusätzlich zu diesen vier Tracks hat man auf diese Neuveröffentlichung noch den Mitschnitt einer echten Messe de minuit (Mitternachtsmesse) draufgepackt. Wer jetzt einen rituell aufgeblasenen Quatsch erwartet, wie man ihn aus schlechten Filmen oder so mancher Serie aus den Siebzigern kennt, hat entweder keine Ahnung von der Materie oder ist in Irrtümern verfangen, die man „dank“ so manchem Interview aus den Neunzigern von der ein oder anderen Black-Metal-Band kennt. Die rituelle Atmosphäre, die hier herrscht, hat etwas zutiefst Düsteres, allerdings auch sehr Beruhigendes und Erkenntnisreiches an sich, das die Faszination, die die Band ausstrahlt sowie das Konzept dahinter erstrahlen lässt. Mit dieser Erfahrung sollte sich jeder intensiv auseinandersetzen.

Es gab in diesem Jahr schon die eine oder andere EP, die mir richtig viel Spaß gemacht haben (besonders von Délétère), mein persönlicher Liebling ist jedoch „Messe de minuit“. Man kann gleichzeitig in den Songs versinken und sich von dem tollen Songwriting mitreißen lassen, oder man lässt die Tracks in voller Lautstärke aus den Boxen brüllen und hat einfach nur Spaß damit. Diese Intensität in einem doch sehr puristischen Stil wie diesem Mix aus Black und Heavy Metal zu erreichen – das ist wahre Kunst und zeugt von der Leidenschaft, mit der DISHARMONY diese zelebrieren. Man muss zudem nicht tief im Okkultismus stecken, um dem Konzept der Band nahezukommen, auch wenn dies für die Beschäftigung mit den Lyrics sicher von Vorteil ist. Wer ansonsten einfach nur Bock auf eine etwas okkultere Form dieses Stils hat und mit der neuen Denial of God noch nicht ausgelastet ist, der sollte hier definitiv zuschlagen. Allen anderen sei empfohlen, wenigstens mal reinzuschnuppern. Ich bin begeistert! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten

Ab dem Releasetag selbst wird die EP im Webshop des Labels und wahrscheinlich auch über Bandcamp erhältlich sein. Wie in der Einführung schon beschrieben, als CD und LP und (wie anzunehmen ist) auch digital. Alle Infos dazu gibt es dann natürlich wie gewohnt auch auf der Facebook-Seite von Black Salvation.

DISHARMONY // © 2019 Disharmony

DISHARMONY – Messe de minuit
Black / Heavy Metal from Greece
Iron Bonehead Productions
Running time: 40:14 minutes
Release date: October 28th, 2018 (Tape) / November 28th, 2019 (CD, LP, digital)

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Disharmony Bandcamp
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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