THE KRYPTIK – When the shadows rise

THE KRYPTIK – When the shadows rise // © 2019 Purity through Fire / The Kryptik

Symphonic Black Metal ist definitiv wieder auf dem Vormarsch. Und mehr und mehr setzt sich die Einstellung der Neunziger durch, dass es lediglich eine weitere Spielart im Black Metal ist – eben nicht aggressiv bis zum Anschlag, sondern durchsetzt von Melodien und symphonischen Elementen. Und das ist auch gut so, denn eine gewisse Voreingenommenheit gegen das Subgenre mag ihre Existenzberechtigung Ende der Neunziger, Anfang der Zweitausender gehabt haben, als sich die Szene nach dem großen Ausverkauf neu konsolidieren musste, was auf Grund der mittlerweile sehr hohen Qualität und echten Leidenschaft vieler aktueller Bands jedoch obsolet geworden ist. Und gerade diese Leidenschaft ist es, die man auch dem Duo THE KRYPTIK anhört, die mit ihrem zweiten Album „When the shadows rise“ in den Startlöchern stehen, das in wenigen Tagen erscheinen wird und den Hörer erneut auf eine Reise tief in die Vergangenheit entführen will.

Schon das so sakrale wie atmosphärische Intro „The awakening of evil“ baut ordentlich Atmosphäre auf und weckt die Neugier auf das, was da noch kommen mag. Und das ist gar nicht mal wenig, wie der Opener „Damned“ zeigt: Viele der Synthteppiche hätten so auch auf den jeweils ersten Alben von Emperor, Obtained Enslavement oder Limbonic Art stehen können. Die Bezüge sind wohl so gewollt – und das ist gar nicht mal schlecht gelöst. Denn der verwaschene Gitarrensound ist weit ab von der Perfektion oben genannter Bands und nur in den klaren Harmonieläufen und Leads lässt sich erkennen, wie die Band mit einem durchgehend sauberen Sound klingen würden: zu austauschbar. Zumal man mit einem Track wie „Flames of revenge“ in der Hinterhand eigentlich nichts falsch machen kann, dessen Grundriff -und melodie sehr treibend sind und auch die Synths die genau richtigen Töne treffen, um den Titel musikalisch zu untermalen. Leider merkt man hier auch, dass dem Album insgesamt doch ein etwas druckvollerer Drumsound fehlt, da dieser fast vollkommen unter dem ganzen Rest verschwindet. Der folgende Titeltrack „When the shadows rise“ nimmt den leicht hymnischen Unterbau des vorigen Songs ein wenig zurück und wechselt wieder in ein etwas straighteres Korsett. Der Abwechslung tut das spürbar gut, so dass sich gerade durch die doch mal mehr, mal weniger dominanten Keys keine Gleichförmigkeit einstellt. Gewisse Grundthemen werden nämlich immer wieder aufgegriffen, was zwar keine Ermüdungserscheinungen weckt, jedoch schon ein wenig schade ist (ja, das Problem hatte auch die erste Emperor, aber da beide Bands einen anderen Ansatz verfolgen, erübrigt sich hier ein direkter Vergleich). Das alles ist natürlich Kritik auf relativ hohem Niveau, denn trotz alledem macht die Platte verdammt viel Spaß – man hört aus jeder Note heraus, wie viel die Musik dem Duo an sich bedeutet. Und wer ein so schönes Instrumental wie „The fall“ auf ein Black-Metal-Album packt, weiß anscheinend ganz genau, was er tut bzw. sie tun. „The last breath of sadness“ läutet dann langsam die Schlußphase des Albums ein und so deutlich wie hier tritt an wenig anderen Stellen das Potenzial hervor, das man in Punkto Songwriting besitzt. Gerade anhand der Gitarrenarbeit fällt auf, wie gut viele Passagen auch ohne die Keyboardteppiche funktionieren würden, auch wenn man dann kaum noch von Symphonic Black Metal, sondern eher von einer melancholischeren, etwas moderneren Ausrichtung sprechen müsste. Und das ist in der heutigen Zeit doch alles andere als schlecht. Der Albumcloser „Ungodly“ fährt abschließend noch einmal das gesamte Bandspektrum auf und führt die 39 Minuten zu einem würdigen Ende.

„When the shadows rise“ ist sicherlich kein perfektes Album: Der Gitarrensound ist ein wenig zu rauschend, die Drums zu weit im Hintergrund und hie und da wirken die Synthteppiche noch ein wenig zu gleichförmig. Alles in allem jedoch ist THE KRYPTIK ein sehr intensives Album voller Leidenschaft gelungen, das nicht nur eine Huldigung an den Symphonic Black Metal der Neunziger darstellt, sondern in erster Linie der heutige Szene zugute kommt. Die Zeitlosigkeit des Subgenres manifestiert sich hier in einem Songwriting, das völlig unabhängig von irgendwelchen Trendströmungen funktioniert. So muss das sein – egal, ob da nun 1996 oder 2019 steht. Geheimtipp!!! +++ 7,5 / 10 Punkten

Das Album ist bereits jetzt als Pre-order im Webshop des Labels erhältlich, wo es als reguläre CD, als auf 100 Exemplare limitiertes A5-Digipack sowie als 12″-LP auf schwarzem und transparent-blauem Vinyl erhältlich ist. Am Releasetag selbst wird es alle Infos dazu noch einmal auf der Facebook-Seite von Black Salvation geben.

THE KRYPTIK // © 2019 The Kryptik

THE KRYPTIK – When the shadows rise
Symphonic Black Metal from Brazil
Purity through Fire
Running time: 39:03 minutes
Release date: October 31st, 2019 (all formats)

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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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