Zu den dienstältesten Bands im deutschen Underground darf man getrost die Brandenburger DARKMOON WARRIOR zählen, die seit 1996 aktiv sind und trotz guter bis sehr guter Veröffentlichungen stets unter dem Radar liefen, was eine etwas breitere Resonanz angeht. Denn trotz der Noise- und Ambient-Wurzeln, die heute kaum mehr zu erkennen sind, hat man stets solides Material vorgelegt, mit dem man sich durchaus einmal näher befassen sollte. Da passt es gut, dass mit „Angels of dirt – Beasts of rebellion“ das dritte Album kurz vor dem Release steht, dem wir uns im folgenden einmal genauer widmen werden.
Zwei Dinge sind es, die von Beginn an auffallen: Der eiskalte, recht basisch gehaltene Sound – und der (zumindest in der Promo) zu leise Mix. Man muss die Anlage schon gehörig aufreißen, damit das Album seine ganze Power entfalten kann. Im Grunde ist dies auch schon der größte Kritikpunkt, weswegen wir umstandslos hin zum Opener „Thermonuclear predator“ umschwenken: Neben dem erwähnten kalten Riffing finden sich gerade im letzten Drittel auch schon die ersten Anklänge an melodischere Leads, die sich hervorragend in den Sound einfügen. Auch das Drumming ist abwechslungsreich und wechselt ohne großartige Breaks vom Up- ins Midtempo, was für etwas Dynamik sorgt. Ein guter Start, den das folgende „Coração sinistro“ noch weiter unterstreicht, setzt man hier doch auf kompromisslosen Highspeed, dessen Unterlegung mit den auch im weiteren Verlauf des Albums immer öfter eingesetzten melodischen Leads eine explosive Mischung ergibt. Der Midtempo-Part zur Hälfte des Tracks sorgt für angenehme Abwechslung, was ziemlich deutlich für das Gespür des Trios für Songs generell spricht. Mit „XX.XV.XX“ treibt man dies zum ersten Mal auf die Spitze, fügen sich die bisher eingesetzten Elemente doch zu einem Soundgebilde zusammen, dem auch gewisse schwedische Bands der Mitt-Neunziger anerkennend zugenickt hätten. Großartig! Überhaupt ist die schwedische Schule viel präsenter als die norwegische, von der man sich zwar eine gewisse Kälte bewahrt hat, jedoch sind die Riffs und Leads in ihrer Melodik und Harmonie viel eher dem Melodic Black Metal zuzuordnen. Etwas unscheinbar kommt da ein Track wie „Into thy crimson realms“ daher, dessen Riffing im ersten und letzten Drittel spürbar moderner ausfällt – auch wenn das Ganze erneut in einem aggressiv-melodischen Feuerewerk gipfelt. Jedoch ist dies Krititk auf hohem Niveau, denn gerade diese Mischung aus Aggression und Melodie ist die große Stärke der Band. Dass man auch richtig straight nach vorne preschen kann, stellt man mit „Blackmetal anarchy“ unter Beweis, dessen rotziger Verschnitt aus Venom, Motörhead und Schweden-Black-Metal unglaublich viel Energie freisetzt und durchaus auch auf die aktuelle Scheibe von Nocturnal Breed gepasst hätte. Und auch mit langsameren Songaufbauten kommt man ohne Probleme zurecht: „Svjatogor“ ist mit seinen Wechseln aus Midtempo sowie leicht angezogenem Uptempo wahrscheinlich der Track des Albums, der die schwedischen Einflüsse am deutlichsten auslebt – und dies mit aller Konsequenz. Gerade die Breaks und Tempiwechsel sind so gesetzt, dass die Assoziationen zu so mancher Großtat von Sacramentum oder Lord Belial nicht von der Hand zu weisen sind. Jedoch hütet man sich zum Glück davor, ein reines Plagiat zu sein und streut genügend eigene Ideen ein, um eine gewisse Distanz und Eigenständigkeit zu wahren. Mit dem Abschlussdoppel „Brenne für mich“ sowie dem Titeltrack „Angels of dirt – Beasts of rebellion“ schießt man schließlich noch einmal zwei ordentliche Granaten auf die willige Hörerschaft ab: Weckt ersteres leichte Verweise auf Belphegor zur „Pestapokalypse“-Phase (dank der Vocals), ist letzteres ein schmutziger und räudiger Lobgesang auf die Wurzeln des Genres, der noch einmal die absolute Kompromisslosigkeit betont, mit der man als Band unterwegs ist und die für das Genre immer unverzichtbar sein wird. Ein schöner Schlußpunkt unter ein sehr gelungenes Album!
Ein wenig verwunderlich ist es schon, dass DARKMOON WARRIOR bisher nur dem harten Kern der Szene ein Begriff sind, zieht sich doch eine konstante Entwicklung durch sämtliche Veröffentlichungen, die hier und da zwar nur an Feinheiten etwas verändert, aber gerade hinsichtlich der Riffs stärker und stärker geworden ist. So finden sich auf „Angels of dirt – Beasts of rebellion“ sowohl klassische Black-Metal-Riffs als auch sehr nah am Melodic Black Metal orientierte, was eine starke Mischung ergibt, die man jedem Hörer empfehlen kann, der trotz aller Vorlieben für kompromisslose Sounds auch melodischen Ausflügen nicht abgeneigt ist. Ein Album also, das man sich unbedingt einmal zu Gemüte führen sollte! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten
Das Album ist bereits jetzt im Vorverkauf erhältlich, und zwar als CD sowie als 12″-LP im Gatefold auf schwarzem oder transparent/scharzem Splatter-Vinyl. Limiterung ist bisher noch nicht bekannt, dies sollte sich bis zum Releasetag jedoch noch ändern. Dann gibt es alle Infos dazu wie gewohnt gebündelt auf der Facebook-Seite von Black Salvation.
DARKMOON WARRIOR – Angels of dirt – Beasts of rebellion
Black Metal from Germany
Folter Records
Running time: 45:00 minutes
Release date: September 27th, 2019 (all formats)
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation