ARCTOS – Beyond the grasp of mortal hands

ARCTOS – Beyond the grasp of mortal hands // © 2019 Northern Silence Production / Arctos

Kanada war schon immer ein gutes Pflaster für ausgezeichnete Metal-Bands; angefangen bei Voivod bis hin zu den heutigen Bands im Heavy-, Speed-, Death- oder Black Metal. Wo sich die Vertreter im klassischen Metal durch schier unbändige Energie und Frische auszeichnen, kommen in den extremen Spielarten noch eine kompromisslose Herangehensweise sowie die stets spürbare Faszination für die gewaltigen Naturlandschaften hinzu – die sich zwar nicht ständig in den Texten wiederfindet, sich dafür jedoch immer wieder in der Musik selbst spiegelt. Zu den neueren, aufregenden Vertretern darf man die aus Alberta stammenden ARCTOS zählen, die schon 2017 mit ihrer ersten EP „A spire silent“ auf sich aufmerksam machen konnten und am 20. September nun ihr Debüt „Beyond the grasp of mortal hands“ veröffentlichen werden. Stilistisch bewegt man sich im Melodic Black Metal, was der gerade wiedererstarkenden Szene einen weiteren Baustein hinzufügt. Bemerkenswert ist vor allem, dass man nicht nahtlos an den Großtaten der Pioniere der Neunziger anknüpft, sondern dem Genre einen frischen, etwas moderneren Anstrich verpasst.

Und das ist auch rundum gelungen, wie schon der Opener „The ancestor’s path“ eindrucksvoll unter Beweis stellt: Mit einem schön atmosphärischen Intro beginnend, einem sich darauf aufbauenden Riff sowie dem Ausbruch der kompletten Instrumentalfraktion in eine rasend schnelle und melodische Soundwand wird eine brachiale Naturgewalt entfesselt, die ebenso eingängig wie komplex gestaltet ist. Die Riffs und Songstrukturen sind zwar allesamt leicht zugänglich, jedoch sollte man sich davon nicht täuschen lassen, bauen die einzelnen Parts doch durchaus aufeinander auf und verschaffen dem Album somit eine ganz eigene Dynamik. Neben den eher rauen Vocals sind es vor allen Dingen die Breaks und Tempiwechsel, die die Tracks so abwechslungsreich erscheinen lassen. Dass man in den zehnminütigen Opener einen relativ langen, ruhigen Mittelpart einstreut, zeugt zudem vom Selbstbewusstsein der Truppe; ebenso wie die Leads, die eher in den melodischen Death Metal passen würden. Auch der nahtlose Übergang in das nicht minder aufregende „Shattered tomb“ weiß zu überzeugen, schraubt man das Aggressionspotenzial doch ein wenig nach oben, ohne allzu brutal zu werden. Erwähnung sollten an dieser Stelle auch die im Hintergrund sehr oft zu findenden Synths bzw. das Piano finden, die dem Sound eine sehr charakteristische Note geben und sich niemals aufdringlich in den Vordergrund schieben. Und wenn, dann lediglich in Form eines kurzen Intros wie zu „Somnos aeternus“, das mit seinem eher ruhigen Midtempo auch leisere Töne zu setzen wagt und dadurch zu den stärksten Tracks auf dem Album zu zählen ist. Sobald er sich in der zweiten Hälfte dann wieder in schnellere Gefilde begibt, geschieht dies so fließend, dass man davon dann doch etwas überrascht wird. Großartig! Mit „The spectre“ folgt ein kurzes, akkustisches Interludium, welches durch das langsame Einfaden auch als Intro zu „Autumn’s herald…Interitus“ dient. Der moderne Ansatz im Songwriting ist hier unverkennbar, ist das Riffing doch eine Mischung aus klassischem, melodischen Black Metal und eher aus dem atmosphärischen Cascadian Black Metal entlehnten Riffs, was ausgezeichnet miteinander harmoniert und man als Hörer niemals das Gefühl hat, irgendwo zwischen den Stilen zu schwanken. Als eine modern ausgerichtete Reverenz in Richtung der Neunziger darf man auch „A realm beyond“ verstehen, gerade durch die sehr prägnante Piano-Melodie im Hintergrund. Der Song lockert das Album damit sinnvoll auf, da man es vor allem versteht, auch die eigene Note mit hinein zu weben. „The light beyond the sky (The passage II)“ ist als Albumcloser exzellent gewählt, vereint er doch alle Stärken der Band in sich und verschafft ihr so einen würdigen Abschluss eines äußerst starken Albums.

Okay, seien wir ehrlich: Gratwanderungen zwischen Altem und Neuem sind nicht immer einfach und ein Großteil der Bands scheitert eben genau daran, weshalb man sich im Zweifelsfall dann doch wieder auf das Althergebrachte stützt – was zwar ausgezeichnete Alben mit einer extrem hohen Qualität hervorbringt, jedoch auch das Neue, Unverbrauchte vermissen lässt. ARCTOS könnten genau da anknüpfen: Man hört zu jeder Zeit unverkennbar heraus, wie groß die Begeisterung für den Melodic Black Metal der Neunziger ist, aber man ruht sich nicht darauf aus, sondern erschafft ein absolut für sich selbst stehendes Klangbild, was nicht nur die Einzigartigkeit fördert, sondern auch ein Album hervorgebracht hat, wie es das in diesem Jahr noch nicht gab und wohl auch kein zweites Mal geben wird. „Beyond the grasp of mortal hands“ ist somit der beste Beweis dafür, dass das Genre auch ohne Retro-Gewandung funktioniert und für die nächste Generation an Fans und Bands weiterentwickelt werden kann. Ich bin schwer begeistert! PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Bereits jetzt kann man sich das schicke Digipack, das auf 500 Exemplare limitiert sein wird, als Pre-order sichern. Dazu sucht ihr einfach den Webshop des Labels auf oder geht auf deren Bandcamp-Seite, wo ihr euch zusätzlich das digitale Format sichern könnt. Am Releasetag selbst gibt es alle Infos noch einmal auf der Facebook-Page von Black Salvation.

ARCTOS // © 2019 Arctos

ARCTOS – Beyond the grasp of mortal hands
Melodic Black Metal from Canada
Northern Silence Productions
Running time: 47:56 minutes
Release date: September 20th, 2019 (all formats)

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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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