RUNESPELL – Voice of opprobrium

RUNESPELL – Voice of opprobrium // © 2019 Iron Bonehead Productions / Runespell

Extreme Hardliner im Black Metal sprechen dem Genre oftmals nur eine wirklich relevante Band zu: Sadistik Exekution. Etwas gemäßigtere, aber dennoch sehr auf den extremen Stil bezogene Menschen mögen dem noch Bestial Warlust und Deströyer 666 hinzufügen; jedoch verkennen alle diese „Fans“ den Umstand, dass es Down Under sehr wohl auch immer Bands gegeben hat, die melodischer und atmosphärischer zu Werke gegangen sind und bis heute gehen. So wie das erst wenige Jahre existierende, jedoch bereits zwei Alben vorweisende Ein-Mann-Projekt RUNESPELL, dessen drittes Album „Voice of opprobrium“ kurz vor der Veröffentlichung steht und sich erneut zwar sehr an mittleren Graveland orientiert, aber dankenswerterweise auf jegliche völkische Tümmelei verzichtet und eher Themen wie Schicksal, Tugend oder mittelalterlichen Heroismus in den Fokus rückt. Jedoch sollte man anhand dessen nicht glauben, es hier mit einer Form des Medieval Black Metal zu tun zu haben, trotz der Überschneidungen in lyrischer Hinsicht. Dafür geht man instrumental viel zu puristisch ans Werk, wie man im folgenden hoffentlich näher erkennen wird.

Dass man das Album mit einem sechs Minuten andauernden Intro einleitet, das in erster Linie von mittelalterlich-melancholischen Gitarrenklängen getragen und nur sporadisch von weiteren unaufdringlichen Synths untermalt wird, spricht für das große Selbstvertrauen, das Mainmain Nightwolf mittlerweile in seine Musik und in die Aufnahmebereitschaft der Fans setzt. „Firmament in blood“ ist somit die perfekte Einleitung und weckt eher Assoziationen an Bathory in ihrer Viking-Metal-Phase als an die offensichtlicheren Graveland. Deren Einfluss ist jedoch ohne Zweifel im eigentlichen Opener und zugleich Titeltrack „Voice of opprobrium“ zu erkennen. Anders als bei den umstrittenen Polen findet innerhalb des Songwritings jedoch wesentlich mehr Dynamik statt: Das Drumming bildet eine solide, unaufgeregte Grundlage, der Gitarrensound – obwohl stellenweise etwas zu sehr im Hintergrund – drückt die Songs ordentlich nach vorne und die typischen, rauen Vocals fügen sich passend ins Gesamtwerk ein. Gerade die nur leicht angezerrte Gitarrenspur macht die Songs extrem gut hörbar, ohne irgendwelche Kompromisse an Easy-Listening-Black-Metal zu machen. Daneben sind es jedoch die komplett akkustisch vorgetragenen Passagen, die das ganze Potential sowie das Gespür für gutes Songwriting vollends entfalten: „Wraithwoods“, als instrumentales Interludium fungierend, lässt das Herz höher schlagen ob der wunderschönen Melodik, die zwar sehr deutlich Bilder mittelalterlicher Schlösser vor dem inneren Auge bildet, jedoch zu keiner Zeit in Kitsch abdriftet oder sich in belangloser Klimperei ergeht, wie das oftmals bei Bands aus dem Atmospheric Black Metal zu finden ist. Das ist ganz große Klasse und stellt einen tollen Kontrast zum folgenden „All thrones perish II“ dar, dessen epischer Überbau über dem straighten Black Metal so gut wie sämtliche Referenzen an oben genannte Bands tilgt und statt dessen der eigenen Kreativität vollends Raum schafft. Mit dem nächsten instrumentalen Interludium „Wings of fate“ führt man das akkustische Erlebnis zum nächsten Höhepunkt, ziehen hierbei doch erneut Bilder vor dem geisten Auge vorüber, die diesmal eher an endgültige Resignation, unerfüllbare Schicksale und tiefsten Selbstzweifel denken lassen. Dieser Twist in der Stimmung von episch zu tiefster Melancholie wird nur noch verstärkt durch den Albumcloser „Ascendant“, der ein wütend nach vorne treibendes Stück Black Metals ist, dessen melodische Leads nicht über die Aggressivität hinwegtäuschen können, die dem Track zugrunde liegt. Und beinahe schon fassungslos blickt man nach der letzten Note auf die Uhr und stellt fest, dass gerade einmal 37 Minuten vergangen sind, seit dem ersten Druck auf die Play-Taste. Im Falle dieses Albums wird man diese noch verdammt oft drücken müssen, denn je öfter man sich „Voice of opprobrium“ zu Gemüte führt, desto höher wird das Suchtpotential. Ich bin – mal wieder! – schwer begeistert!!!

Was für eine Steigerung zu den ersten beiden Alben: Waren die in 2017 und 2018 erschienenen „Unhallowed blood oath“ und „Order of vengeance“ zwar solide Veröffentlichungen, an denen man abgesehen vom Sound und den hier und da etwas zu gleichförmig wirkenden Songs kaum etwas aussetzen konnte, spielt „Voice of opprobrium“ alle Stärken RUNEPELL’s vollends aus: Wahnsinnig gut gelungene akkustische Parts, das langsame Loslösen von den Vorbildern und Etablieren des eigenen Stils machen den Release definitiv zu einem Must-Have für alle Fans, die ihren Black Metal klassisch, melodisch, melancholisch, abwechslungsreich und mit der einen oder anderen Zutat aus dem Medieval Black Metal gewürzt lieben. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten

Das Album wird ab dem Releasetag als CD und LP im Webshop von Iron Bonehead verfügbar sein und zusätzlich dazu auch digital in deren Bandcamp-Shop. Alle Infos zu den dann verfügbaren Formaten gibt es wie gehabt auch auf der Facebook-Seite von Black Salvation.

RUNESPELL // © 2019 Runespell

RUNESPELL – Voice of opprobrium
Black Metal from Australia
Iron Bonehead Productions
Running time: 37:02 minutes
Release date: September 6th, 2019 (all formats)

Iron Bonehead Productions Webshop
Iron Bonehead Productions Bandcamp
Iron Bonehead Productions Facebook
Runespell Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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