In aller Regel mache ich um Funeral Doom einen weiten Bogen: Zu unstrukturiert, zu unmelodisch, zu weit entfernt von meiner eigenen Definiton hörbarer Musik ist das Meiste aus diesem Bereich. Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel, wie beispielsweise My Dying Bride. Die fallen zwar nur sporadisch unter dieses Label, aber gerade deren extrem langsame und klagende Stücke sind dann meist auch die besten Referenzen an diesen Stil. Oder Skepticism, die ebenfalls einen hohen Anteil an Melodiosität aufweisen können. Ganz aktuell fällt in dieses Raster allerdings auch noch das Ein-Mann-Projekt SHADES OF DEEP WATER, das im kommenden Juli sein zweites Album „Death’s theshold“ veröffentlichen wird. Und eines möchte ich vorab bereits anmerken: So sehr wie dieses Album konnte mich dieser Stil schon lange nicht mehr packen…
Das hat mehrere Gründe: Zum einen liegt das an der gut verdaulichen und in vier Tracks aufgeteilten Spielzeit von 41 Minuten, zum anderen an der Struktur der Songs, die allesamt recht zugänglich sind, was in diesem Genre wahrlich keine leichte Aufgabe ist. So erinnert „Part 1“ immer wieder an das Überwerk der oben genannten Engländer „The light at the end of the world“, was vor allem der immer wieder einsetzenden Violine zu verdanken ist, deren traurig-schönes Klagen man neben der grandiosen Verwendung in den Songs auch als respektvolle Verbeugung verstehen kann. Allerdings findet hier kein schlichter Plagiarismus statt, denn zu monoton ist das Riffing sowie das sich ständig gleich anhörende Anschlagen der Becken. Der nahtlose Übergang in „Part 2“ bringt gerade hinsichtlich der Gitarrenarbeit etwas mehr Farbe und Dynamik hinein, an der grundsätzlichen Ausrichtung ändert sich jedoch nichts. Die Monotonie wird geradzu zelebriert und zieht den Hörer dennoch unwiderruflich und unwiderstehlich in seinen Bann. Das langsame Ausfaden begünstigt sowohl den Release auf Vinyl als auch den nächsten Zyklus mittels „Part 3“, das nun deutlich energischer ausfällt, was sich insbesonders im kraftvolleren Riffing bemerkbar macht. Bemerkenswert auch, dass selbst die immer wieder auftauchenden, leicht dissonanten Parts nichts an der im Grunde harmonischen Struktur ändern, die den Tracks innewohnt. Den Abschluss bildet mit „Part 4“ der rein vom Gefühl her langsamste, aber auch melodischste Track, was besonders beim Tempo viel heißen will. So gibt man dem Doom-Anteil noch einmal gehörig viel Raum und rundet somit ein gelungenes Album ab.
Es kommt ja nicht besonders oft vor, dass mich ein Album von der ersten Note an so sehr begeistern kann, wie im Falle von „Death’s threshold“. Sicher hat gerade beim ersten Durchlauf die My-Dying-Bride-Komponente ihren Teil dazu beigetragen, doch mit jedem weiteren Durchlauf tritt diese weiter in den Hintergrund. Denn überzeugen kann SHADES OF DEEP WATER in erster Linie mit seinem Songaufbau, der bis zur Perfektion getriebenen Monotonie, die durch die kraftvollen Melodien jedoch niemals anstrengend wird, sondern für ein erstaunlich kurzweiliges Erlebnis sorgt. Das muss man im Funeral Doom erst einmal erreichen und dafür verdient das finnische Projekt meinen höchsten Respekt. Wer auf diesem hohen Niveau so überzeugend agieren kann, der sollte auch jedem anderen Doom-Afficionado höchste Genüsse bereiten können! PFLICHTKAUF +++ 9 / 10 Punkten
Schon jetzt ist das Album sowohl im Webshop des Labels als auch in dessen Bandcamp-Shop als Pre-order erhältlich. Neben der regulären CD sowie dem digitalen Format ist es auch als 12″-LP auf schwarzem Vinyl (300 mal), auf rotem Vinyl (100 mal) und auf aquamarin-blauem Vinyl (ebenfalls 100 mal) zu haben. Und alleine schon des Covers wegen rate ich drigend zum Erwerb des Vinyls!
SHADES OF DEEP WATER – Death’s threshold
Funeral Doom Metal from Finland
Dunkelheit Produktionen
Running time: 40:59 minutes
Release date: July 25th, 2019 (all formats)
Dunkelheit Produktionen Webshop
Dunkelheit Produktionen Bandcamp
Shades of Deep Water Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation