In schöner Regelmäßigkeit warten DARKTHRONE mit einem neuen Album auf und seit der Jahrtausendwende darf man sich darauf verlassen, dass das norwegische Kult-Duo wieder eine Überraschung aus dem Hut zaubern wird. Nach den im Death Metal liegenden Anfängen, mit den Alben zwei bis vier zur absoluten Speerspitze der zweiten Black-Metal-Welle geworden, den sowohl minimal moderner klingenderen Alben der Phase Ende der Neunziger bis Mitte der 2000er und vor allen Dingen die Entwicklung hin zu einem beinahe schon kauzigen Retro-Sound ab „F.O.A.D.“ (2007) wussten Fenriz und Nocturno Culto stets zu überzeugen und selbst die von den meisten Fans so verehrten und für die Entwicklung eines ganzen Genres so wichtigen Alben zwei bis vier klingen jeweils völlig anders. So durfte man gespannt sein, in welche Richtung man sich mit dem neuesten Opus wenden würde. Und eines möchte – nein, muss!!! – ich an dieser Stelle schon mal loswerden: „Old star“ ist das wahrscheinlich brutalste, aber definitiv das beste Album, das die beiden je aufgenommen haben!
Eines jedenfalls machen schon die ersten Sekunden des Openers „I muffle your inner choir“ ohne den Hauch eines Zweifles klar: Play at maximum volume!!! ist hier oberstes Gebot! Das extrem Black-Metal-lastige Riffing, die von der Intonation her an Celtic Frost erinnernden, leicht in den Hintergrund gemixten Vocals sowie das stampfende Midtempo-Drummung sorgen sofort für die genau richtige Stimmung, die sich durch das gesamte Album ziehen wird. Der Gitarrensound ist absolut dominant und stellt somit auch die größte Stärke von „Old star“ dar, die man in einem Wort charakterisieren darf: Riffs!!! Die sind so abwechslungsreich und sinnig in die Songs verwoben, dass sich selbst die alten Alben plötzlich in einem anderen Licht sehen lassen. Die doomigen Riffs in der zweiten Hälfte des Openers sind dafür nur ein erster Hinweis darauf, wieviel Doom eigentlich bspw. im „A blaze in the northern sky“-Album steckt. Der zum Albumrelease einzig bekannte Track „The hardship of the Scots“ setzt diese Marschrichtung unerbittlich fort und ist mit seinen Proto-Metal-Anleihen in Verbindung mit der stets präsenten Doom-Atmosphäre ein echtes Glanzlicht in der Discographie der Norweger. Das Riffing ist so dermaßen an Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger entstandenen Underground-Metal angelehnt, dass diese in Kombination mit dem typischen DARKTHRONE-Feeling die pure Gänsehaut zu erzeugen vermögen. Mit seinen rund viereinhalb Minuten ist der Titeltrack „Old star“ der kürzeste des Albums, der sich mit einem Wort klassifizieren lässt: Doom. Punkt. Aus. Aber ernsthaft: In der Vergangenheit habe ich ja schon oft dargelegt, wie sehr mir ein doomiger Grundsound im Black oder Death Metal zusagt und wie sehr ich diese dunkle Atmosphäre schätze. Dieser Track jedoch bricht alles auf seine pure Essenz herunter und das klingt böser und finsterer als so manche reinrassige Funeral-Doom- oder Blackened-Doom-Kapelle. Alleine schon des langsamen Tempos wegen absolut großartig! Das jedoch kann man sogar noch steigern – mit „Alp man“, das wie bissigere Saint Vitus oder Candlemass auf Steroiden klingt. Mit einem der bestgesetzten Breaks der Bandgeschichte sowie einem Wahnsinnslead stellt man eindrucksvoll unter Beweis, wie engstirning im Grunde das Denken in Genres ist; vor allem, wenn sich Hammer-Riff an Hammer-Riff reiht. „Duke of Gloat“ zieht das Tempo dann erstmals wieder richtig an und wildert in alten Soundgefilden: So sind die Riffs wieder sehr im Black Metal verhaftet, jedoch immer mit ordentlicher Achtziger-Schlagkante versehen. Und auch hier sorgt wieder ein massives Break für einen Twist hinsichtlich der Atmosphäre, denn kurz vor Schluß bettet man einen der brutalsten Parts ein, die man je von diesem Duo gehört hat. Mit einer unglaublichen Dynamik bringt man den Song zu Ende, um mit dem mächtigen „The key is inside the wall“ einen Albumcloser hinzulegen, der vor Energie, einfallsreichem Songwriting und Tempiwechseln schier zu bersten droht und durch das beinahe abrupte Ende einen perfekten Schlusspunkt unter ein ebenso perfektes Album setzt. Genauso muss man ein Album zu Ende bringen – so und nicht anders!
Die Erwartungen an „Old star“ waren naturgemäß wieder einmal extrem hoch und schon bei der ersten Auskopplung „The hardship of the Scots“ vor einiger Zeit durfte man sich mit einem sehr positiven Vorgefühl auf das gesamte Album freuen. Das Gefühl täuschte auch nicht: Denn DARKTHRONE haben – zumindest meiner Ansicht nach – ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Auch wenn man das Duo schon lange nicht mehr ausschließlich im Black oder Death Metal verorten kann und sich seit mehr als zehn Jahren immer mehr Spuren anderer Genres in ihrem Sound finden lassen, hat man es diesmal geschafft, alle diese Elemente zu einer solch geballten Ladung Energie zu bündeln, die es völlig unerheblich macht, ob man das nun Black, Death, Heavy oder Doom Metal nennt. In erster Linie ist das Album eines: METAL and RIFFS!!! Und genau dafür sollte man der Kult-Institution dankbar sein. MEISTERWERK!!! +++ 10 / 10 Punkten
Da man „Old star“ wie für DARKTHRONE-Verhältnisse üblich in allen einschlägigen Läden und Webshops bekommt, verzichte ich hier diesmal auf Empfehlungen. Aber eines möchte ich doch unmissverständlich auch der hippsten Digital-Knalltüte klarmachen: Legt euch dieses Meisterwerk unbedingt auf VINYL zu!!!
DARKTHRONE – Old star
Black / Death / Heavy / Doom Metal from Norway
Peaceville Records
Running time: 38:10 minutes
Release date: May 31st, 2019 (all formats)
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation