THENIGHTTIMEPROJECT – Pale season

THENIGHTTIMEPROJECT – Pale season // © 2019 Debemur Morti Productions / TheNightTimeProject

Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass man ein Album auf den Tisch bekommt, dass so gar nicht in das übliche Beuteschema passt, aber einen so großen emotionalen Impact auslöst, dass man gar keine andere Wahl hat, als sich intensiv darin zu versenken. So geschehen mit dem schwedischen All-Star-Project THENIGHTTIMEPROJECT, das in wenigen Wochen sein zweites Album „Pale season“ veröffentlichen wird und mit seiner Mischung irgendwo zwischen Alternative, Progressive Rock, Doom und Gothic Rock ein zeitloses Stück Musik erschaffen hat. Und selten genug kommt es vor, dass es richtig schwer fällt, auch nur einen Song besonders herauszustellen, da jede einzelne Note eine Klasse für sich darstellt. Natürlich ist das einerseits nicht verwunderlich, wenn man sich das Line-up vor Augen führt, dass mit Musikern aus so illustren Bands wie Katatonia oder October Tide sowieso schon stark besetzt ist. Andererseits sollte man sich auch nicht davon verführen lassen – zu oft schon wurde man von All-Star-Bands enttäuscht. Im Falle von THENIGHTTIMEPROJECT darf man jedoch jeden Zweifel außen vor lassen, denn dem Quartett ist ein hochemotionales, berührendes und stimmiges Album gelungen, das sich durch seine melancholische Note tief in die Seele zu fräsen vermag.

Alleine schon der sehr ruhige, sich jedoch in seiner Dynamik nach und nach öffnende Opener „Hound“ ist eine Klasse für sich, was durch die klare Produktion noch unterstrichen wird, die mit dem genau richtigen Druck und sehr differenziert sowohl die Instrumentalfraktion und besonders natürlich die wahnsinnig emotionalen Vocals von Alexander Backlund ins rechte Licht setzt. „Rotting Eden“ gibt sich im Anschluss um einiges energetischer, überschreitet jedoch nie die Grenze vom rockigen Grundsound zum Metal, der hier auch nicht angebracht wäre. Alleine wenn man sich die Gesangsharmonien in einem Track wie „Binary“ vor Augen führt, dürfte klar sein, wie wichtig den Musikern selbst daran gelegen ist, ein schlüssiges Gesamtbild zu erschaffen. Und das liegt eindeutig in der Verschmelzung von progressiven und rockigeren Klanglandschaften, wie einer der Albumhöhepunkte „Final light“ eindrucksvoll beweist.

THENIGHTTIMEPROJECT – Final light // © 2019 Debemur Morti Productions / TheNightTimeProject

Auch die Dynamik des Albums generell ist eine runde Sache: So legt man sich nicht auf eine spezielle Formel fest, nach der die Songs aufeinander aufbauen, sondern man lässt jeden Song für sich selbst sprechen, was dem Albumflow unheimlich gut tut. Ein zentral gesetzter Track wie „Embers“ funktioniert deshalb so gut, weil er auch an jeder anderen Stelle des Albums seine Wirkung nicht verfehlt hätte, was sich im Grunde auch zu jedem anderen Track sagen lässt. Der Titeltrack „Pale season“ sowie das folgende „Anti Meridian“ sind zwei weitere wunderschöne, düstere Soundlandschaften, die das Album sinnvoll bereichern und auf den absoluten Höhepunkt zusteuern: Der ist „Signals in the sky“ betitelt und beinhaltet mit den Gastvolcals von Heike Langhans (Draconian) eine der besten Stimmen, die sich finden lassen. Auch hebt sich der Track durch seine Mischung aus Gothic Rock und ruhigen Alternative-Momenten doch ein wenig von den restlichen Songs ab und bildet vor dem Outro „Meridian“ die Krönung dieser knapp 49 Minuten.

Ich bin absolut begeistert und sprachlos zugleich: Selten genug passiert es, dass mich ein Album so restlos mitreißen kann, dass mir eine Genrezuordnung völlig egal ist – und fast nie kommt es vor, dass mich ein solches Album dann auch noch emotional mitreißt. Doch genau das schaffen THENIGHTTIMEPROJECT: Mitreißendes Songwriting, sowohl melancholisch als auch stets mit einem kleinen Hoffnungsschimmer versetzt, hochemotionale Vocals und eine wahnsinnig tolle Produktion machen „Pale season“ zu einem absolut zeitlosen und klischeefreien Album. Die Versatzstücke aus Progressive, Alternativ, Doom und Gothic sind so wunderschön ineinander verwoben, dass dem Hörer gar keine andere Wahl bleibt, als jeden einzelnen Song intensiv zu erleben und zu lieben. Wer auch nur einen Funken musikalische Offenheit besitzt und die Musik um ihrer selbst willen zu würdigen weiß, ist hier definitiv richtig! PFLICHTKAUF!!! +++ 9,5 / 10 Punkten

Wer möchte, kann – nein, sollte! – sich das Album schon jetzt als Pre-order sichern. Erhältlich sein wird es als Digipack-CD, als 12″-LP auf schwarzem Vinyl sowie in einer limitierten Auflage als 12″-LP mit einer zufällig gewählten Farbe. Auch digital wird es erhältlich sein, wobei ich natürlich wie immer Bandcamp den Vorzug geben würde.

THENIGHTTIMEPROJECT // © 2019 TheNightTimeProject

THENIGHTTIMEPROJECT – Pale season
Alternative / Progressive Rock / Doom Rock / Gothic Rock from Sweden
Debemur Morti Productions
Running time: 48:26 minutes
Release date: June 28th, 2019 (all formats)

Debemur Morti Productions Webshop
Debemur Morti Productions Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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