DEATHSPELL OMEGA – The furnaces of Palingenesia

DEATHSPELL OMEGA – The furnaces of Palingenesia // © 2019 Norma Evangelium Diaboli / Deathspell Omega

Zu den wichtigesten und nicht mehr wegzudiskutierenden Bands seit Beginn der dritten Black-Metal-Welle Ende der Neunziger gehören ohne den Hauch eines Zweifels die Franzosen DEATHSPELL OMEGA, deren orthodoxer und weitestgehend anonymer Nimbus bis heute einen großen Einfluss auf viele nachfolgende Bands ausübt. Konsequente Verweigerung von Interviews seit 2004 sowie Live-Abstinenz tragen ebenso ihren Teil dazu bei, wie natürlich auch die zumeist extrem hohe Qualität der Alben. Orientierte man sich zu Beginn noch am orthodoxen Black Metal, fand auf den letzten Veröffentlichungen ein Schwenk hin zu eher avantgardistischen Tönen statt. Immer noch brutal und von abgrundtiefer Dunkelheit geprägt, musste man nun sehr viel Zeit darauf verwenden, um wirklich in die Alben eintauchen zu können, was diese sowohl unberechenbar als im Rückblick auch verdammt großartig ausfallen ließ. Man durfte also gespannt darauf sein, in welche Richtung man mit dem soeben erschienenen „The furnaces of Palingenesia“ schreiten würde.

Vereinfacht ausgedrückt: Man hat einen Mittelweg gefunden, der sowohl den komplexen Parts als auch den bitterbösen, aggresiven gerecht wird. Das macht man schon mit dem Intro „Neither meaning nor justice“ deutlich, dessen ausuferndes Songwriting bereits bei anderen Bands für ein halbes Album ausreichen würde. Im Vergleich zum regulären Opener „The fires of frustration“ ist dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, da hier der avantgardistische Ansatz vollends ausgelebt wird: Verschachtelte Riffs treffen auf Highspeed-Drumming und über allem thronen die bösen Vocals, die den ganzen Abscheu über die Welt treffend herausgrowlen. Tempomäßig ist das folgende „Ad arma! Ad arma!“ das genaue Gegenteil: Die Geschwindigkeit wird größtenteils komplett herausgenommen, was den Track zu einem der atmosphärisch dichtesten auf dem Album werden lässt. Und nicht nur hier erinnert man durchaus an aktuelleres Material von Mayhem; ein Paradebeispiel dafür, wie sehr man sich hinsichtlich komplexer Strukturen angeglichen hat, bietet „Splinters from your mother’s spine“, das so vertrackt und gleichzeitig so straight daherkommt, als ob es direkt aus Norwegen nach Frankreich verfrachtet worden wäre. Allerdings gehen die Franzosen um einiges wahnsinniger vor, wie die extrem schwer nachvollziehbaren Drum-Patterns in „Imitatio dei“ zeigen. Mit „1523“ schwenkt man wieder in die Gegenrichtung: Sehr limitiert in der Instrumentierung und das Tempo bis auf ein Minimum heruntergedrückt, lehnt sich das Hauptriff an eine mittelalterliche Melodie an, die sich jedoch eher erahnen lässt, denn wirklich heraushören. Das verdichtet das Album noch ein weiteres Stück mehr und sorgt zudem für eine gewisse Immersion, die man so nicht erwartet hätte. Zumal man mit „Sacrificial theopathy“ den Spieß wieder herumdreht, um dem Wahnsinn erneut Tür und Tor zu öffnen. Diesmal jedoch geht man eher strukturiert ans Werk, was doch überraschend kommt und für gehörig Abwechslung sorgt. Diesen Weg verfolgt ma mit „Standing on the work of slaves“ konsequent weiter, so dass sich die Übergänge hier relativ fließend gestalten. Einigermaßen komplex fallen anschließend „Renegade ashes“ sowie „Absolutist regeneration“ aus, bevor mit „You cannot even find the ruins…“ ein sehr ruhiger Schlusspunkt gesetzt wird, der dem Album das finale i-Tüpfelchen verpasst.

Für DEATHSPELL OMEGA gilt schon seit langem die Beschreibung „wie nicht von dieser Welt“. Unabhängig von den Klassikern, die Anfang der 2000er die Renaissance des Black Metal mit initiiert haben, sind die Alben der Franzosen schon immer etwas ganz Besonderes gewesen. Seien es nun die avantgardistischen Ansätze inmitten rasenden Black Metals in Verbindung mit dem komplexen und stellenweise schwer nachzuvollziehendem Songwriting – jeder einzelne Track auf „The furnaces of Palingenesia“ ist ein kleiner Kosmos für sich, der jedoch am besten funktioniert, genießt man ihn im Kontext des Albums. Der Band ist somit erneut ein schwer verdaulicher Hochkaräter gelungen, für den man zwar wieder viel Zeit aufwenden muss, was im Endeffekt aber mit einem umso großartigeren Hörerlebnis belohnt wird. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Erhältlich ist das Album sowohl als CD als auch als 12″-LP im Gatefold-Cover im Webshop des Labels sowie digital unter anderem auf Bandcamp.

DEATHSPELL OMEGA // © 2019 Deathspell Omega

DEATHSPELL OMEGA – The furnacesof Palingenesia
Black Metal from France
Norma Evangelium Diaboli
Running time: 45:18 minutes
Release date: May 24th, 2019 (all formats)

Norma Evangelium Diaboli Webshop
Norma Evangelium Diaboli Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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