HELLISH GRAVE – Hell no longer waits

HELLISH GRAVE – Hell no longer waits // © 2019 Helldprod Records / Hellish Grave

In letzter Zeit habe ich richtig viel Spaß daran gefunden, wieder tiefer im Speed Metal zu graben, da dieser mit einer meiner ersten Berührungspunkte im Metal war. So ist es kein Wunder, dass hier bereits Bands wie Seax und Sins of the Damned ihren Platz gefunden haben, die beide auf ihre eigene Weise dem Speed Metal huldigen. Mit HELLISH GRAVE aus Brasilien folgt nun der nächste Spross dieser Stilrichtung: Die Brasilianer sind seit 2011 aktiv und haben in dieser Zeit zwei EP’s sowie ihr Debütalbum veröffentlicht. „Hell no longer waits“ ist nun das zweite Album und wird Ende Mai erscheinen. Und eines muss man direkt zum Einstieg wissen: Wer mit melodischen Gitarrenläufen im NWOBHM-Stil nichts anfangen kann, sollte sich besser ein anderes Review zum Lesen suchen. Denn die Gitarrenarbeit ist fantastisch! Obwohl man die Produktion relativ rauh belassen und dem Album somit einen gewissen Underground-Charme verpasst hat, ist das musikalische Können des Quintetts aus jeder Note zu hören. Am ehesten erinnert der Sound selbst an die frühen 80er-Releases aus England; sprich, die Drums böllern teils ein wenig dumpf, die Gitarren sind relativ akzentuiert zu hören und drehen in den Solos und Leads ordentlich auf, der Bass wummert deutlich vernehmbar im Hintergrund und die Vocals stehen genau richtig in der Mitte. Und die Songs – die Songs erst!

Schon der instrumentale Opener „Transilvanian nights“ zeugt vom Selbstbewusstsein der Band und ihrer songwriterischen Klasse: Wo andere Bands einen solchen Track eher ans Ende des Albums oder vielleicht noch als Interludium in die Mitte gestellt hätten, gehen die Brasilianer einen ganz anderen Weg, was mir ausnehmend gut gefällt! Alleine schon, dass man ihn ausfaden lässt, räumt dem ersten vollständigen Song, „In nomine Draculae“, eine Sonderposition ein. Dieser baut sich von einem Proto-Black-Metal-Monster zu einer Granate aus angeschwärztem Speed Metal auf und verleiht diesen ersten Minuten gehörig Druck. Den steigert man im Anschluß mit „Revenant awakening“ noch um eine ganze Ecke weiter, da dieser unbarmherzig nach vorne treibt und die ersten beiden Tracks wie Waisenknaben aussehen lässt! Auch „Over my haunted pact“ ist, was dessen Titel verspricht: Ein von sehr creepy wirkenden Orgeln unterlegter Song, der in bester Horror-Metal-Tradition steht und eine nette Abwechslung zwischen den anderen, relativ schnellen Songs darstellt. „Possessed by the witch“ und „Macabre worhip“ fangen die Essenz des Bandsounds wohl am besten ein und sind verdammt energetische Speed-Metal-Brecher. „Macabre worship“ kann zudem mit einem Lead und einem Solo aufwarten, die einfach nur zum Niederknien und purer Maiden-Worship sind und dem Hörer Freudentränen in die Augen treiben werden. Grandios! Mit „Lust for youth“ wird man wieder ein wenig morbider und lässt die immer unterschwellig präsenten klassischen Metal-Strukturen dadurch noch stärker wirken und verleiht dem Album somit einen ganz eigenen Flow. Der sorgt auch für eine gewisse Kurzweil bei den Songs, da sie zu keiner Zeit langweilig wirken. Denn auch „Locomotive blast“ sowie der Titeltrack „Hell no longer waits“ sind Granaten vor dem Herrn, die schlicht und einfach funktionieren und das Album abschließend sinnvoll abrunden. Punkt. Die europäische Version des Albums enthält noch einen Bonustrack in Form des Running-Wild-Covers „Soldiers of hell“ und das fügt sich in den eigenen Sound ein, als ob der Track wie für die Brasilianer gemacht wäre. Ich habe lange nicht mehr eine so authentisch wirkende Coverversion gehört. Top!

Zugegeben: Mir war die Band bisher nicht bekannt und als ich zum ersten Mal das Cover sah und den Albumtitel las, war mein erster Gedanke, „oha, schon wieder eine schlechte Slayer-Kopie“. Allerdings wurde ich sehr angenehm überrascht: Angeschwärzter Speed Metal mit ganz viel NWOBHM-Flair und teils fantastischen Melodieläufen, wie man sie viel zu selten zu hören bekommt. Die Brasilianer machen hier alles richtig und liefern mit „Hell no longer waits“ ein energetisches, schweißtreibendes Album ab, das METAL in seiner pursten Form ist. Neben dem aktuellen Album von Sins of the Damned ist dieses hier im Speed Metal mein absoluter Favorit! Und was bei den Chilenen galt, gilt auch hier: Jeder, der sich Metaller nennt, sollte sich dieses Album intensiv zu Gemüte führen! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten

Bereits jetzt kann man sich das Album im Bandcamp-Shop des Labels als Pre-order sichern. Erscheinen wird es in relativ kleiner Auflage von 300 Stück auf CD, daneben gibt es natürlich auch noch den digitalen Release. Kleiner Tipp: Obwohl ich den Webshop mit verlinke, empfehle ich dennoch Bandcamp für die Shoppingtour bei Hellprod, da die Homepage ziemlich unübersichtlich aussieht.

HELLISH GRAVE // © 2019 Hellish Grave

HELLISH GRAVE – Hell no longer waits
Blackened Speed Metal from Brazil
Helldprod Records
Running time: 42:31 minutes
Release date: May 31st, 2019 (all formats)

Helldprod Records Webshop
Helldprod Records Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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