FÖRGJORD – Ilmestykset

FÖRGJORD – Ilmestykset // © 2019 Werewolf Records / Förgjord

In dem ganzen Wust aus Monat für Monat erscheinenden Alben wird es wirklich immer schwerer, genau die Alben herauszufischen, die wirklich etwas besonderes für die Szene darstellen. Alben, die nicht gerade 08/15 sind; Alben, die wahrscheinlich viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten; und natürlich Alben, auf die man oft nur stößt, wenn man sich einigermaßen auskennt oder sich spezialisiert. Zur letzteren Kategorie dürften die Finnen FÖRGJORD gehören, die seit immerhin 1995 existieren und Ende dieser Woche ihr viertes Album „Ilmestykset“ veröffentlichen. Bereits den Vorgänger fand ich ziemlich gelungen, weshalb ich mir auch diesen neuen Streich einmal genauer durch die Gehörgänge pusten ließ.

Der Sound ist ein wenig roher geworden und hat dennoch nichts von seiner Melodik verloren, was nach dem ersten Durchlauf als Erstes positiv hängenbleibt. Aufmerksame Leser kennen ja meine Ansprüche, was Sound etc. angeht, weshalb ich mir den Sermon an dieser Stelle spare. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands finden FÖRGJORD nämlich die genau richtige Mischung aus Rohheit, Melodien an den passenden Stellen und einer sehr rauen Produktion, die alles andere als Kommerz ist, im Underground jedoch für viel Konsens sorgen wird. Mit dem Intro „Ensimmäinen ilmestys“ steigt man atmosphärisch und ein wenig creepy in das Album ein, da sich durchaus eine gewisse Horroratmosphäre breit macht, die im kompletten Gegensatz zu dem Sturm steht, der den Hörer mit dem Opener „Orjahuoran laulu“ erwartet. Der Grundton des Albums ist also gefunden – und der ist durchgehend aggressiv, auch wenn melodischere Parts dem ganzen genügend Auflockerung besorgen. Dabei gehen diese fließend ineinander über, so dass wirkliche Breaks eher selten zu finden sind. Für Abwechslung sorgen auch die sich deutlich unterscheidenden Spielzeiten: Ist der Opener mit achteinhalb Minuten recht lang, so schiebt man im folgenden mit dem nur etwas mehr als zwei Minuten dauernden „Karsikko“ ein kurzes, straightes Intermezzo hinterher, dass dennoch einen vollwertigen Song darstellt. Zu den intensivsten Ausflügen auf dem Album gehört allerdings „Maailma palaa“, das durch seine Tempiwechsel und besonders die Orgeluntermalung deutlich heraussticht. Von dem melancholisch wimmernden Lead ab der Hälfte des Songs gar nicht zu sprechen, das sich so atmosphärisch wie wunderbar einfügt, dass es trotz des extremen Unterbaus beinahe zu Tränen rühren kann. Und das schaffen in diesem Sektor nur äußerst wenige Bands in dieser Form! „Kaksitoista kuolemaa“ geht da schon wieder etwas straighter zu Werke, auch wenn sich der melodische Unterbau nicht von der Hand weisen lässt und somit für eine Konsistenz im Albumablauf sorgt, dem auch ein loses Konzept zugrunde liegt, dass man sich jedoch am besten selbst erschließt. Das Instrumental „Suormanluodit“ nimmt dem Album zunächst einmal das Tempo, was ihm spürbar gut tut, bevor mit „Pohjolan soturi“ der Sturm erneut Fahrt aufnimmt und in den Abschlusstrack „Kaikkivaltis“ mündet. Beide Tracks haben ihr ganz eigenes Stimmungsmuster und finden durch den eigenständigen Mix aus Aggression und Melodik doch immer wieder zusammen. Nach Verhallen der letzten Töne macht sich vor allen anderen ein Gefühl breit: Nämlich die Befriedigung darüber, dass es zum Glück noch genügend Bands gibt, die beide Welten miteinander verbinden können, ohne Kompromiss einzugehen. Und das macht das Hörvergnügen nur umso interessanter!

An vielen Stellen hat mich das Album auf Grund seiner Vielschichtigkeit positiv überrascht. Was beim ersten Hörduchlauf durchaus noch wie typischer Black Metal aus dem Land der tausend Seen klingt, entwickelt sich mit der Zeit zu einem unglaublich dichten Werk, dem auch die rohe Produktion nichts anhaben kann. Im Gegenteil: Selten habe ich ein Album gehört, dem diese Art der Präsentation wie auf den Leib geschnitten schien. Im Grunde sollte sich jeder mit einer Affinität zu finnischem Black Metal, sowie jeder, für den Black Metal als Kunstform generell spannend ist, „Ilmestykset“ in die heimische Sammlung holen. KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8,5 / 10 Punkten

Schon jetzt könnt ihr euch das Album auf der Bandcamp-Seite des Labels vorbestellen. Es wird sowohl als CD als auch digital erhältlich sein.

FÖRGJORD // © 2019 Förgjord

FÖRGJORD – Ilmestykset
Black Metal from Finland
Werewolf Records / Hells Headbangers Records
Running time: 41:22 minutes
Release date: April 19th, 2019 (all formats)

Werwolf Records Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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