Von den Bands, die seit den Neunzigern eine extrem hohe Reputation im Underground haben, sind die ursprünglich von den Philippinen stammenden (und mittlerweile in Costa Rica ansässigen) DEIPHAGO nicht wegzudenken. Die Mischung aus Black und Death Metal, immer mit viel Anspruch unterlegt, gehört mit zum Intensivsten, was man sich in dieser Sparte denken kann. Auch gehört man zu den seltenen Bands, die mit für die Entstehung des Bestial Black Metal verantworlich zeichnen, ohne jemals diesem Genre angehört zu haben. Mit „I, the Devil“ steht nun in Kürze das mittlerweile fünfte Album kurz vor der Veröffentlichung (passenderweise an Walpurgisnacht) und man durfte gespannt sein, welche Wege man mit diesem Album beschreiten würde.
Das kurze, jedoch überraschenderweise sehr orchestrale „Intro“ eröffnet den Reigen aus Antireligiosität und Satanismus noch einigermaßen unspektakulär, bevor man mit dem eigentlichen Opener „Quantum death“ aus dem Stand weg alles niederwalzt. Dominiert vom pfeilschnellen und bisweilen aryhtmischen Drumming und unterlegt von absolut irrwitzigen Gitarrenläufen liefert das Power-Trio einen Track ab, der keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass man im extremen Metal zu absoluten Speerspitze zählt. Gerade die Riffs, die für diesen sehr extremen Sound etwas beinahe avantgardistisches und/oder progressives aufweisen, überraschen dabei. Auch wenn DEIPHAGO bereits in der Vergangenheit nicht gerade zur Primitiv-drauflos-prügeln-Fraktion gehörten, so stellen sie sich in diesen insgesamt 39 Minuten auf ein noch höheres Level. „Neuro-satanic circuit“ ist dafür der nächste Anhaltspunkt, da man die im vorigen Track weit nach oben gelegte Messlatte noch ein Stück weiter übertrifft. Und bereits an dieser Stelle ist klar, dass man für dieses Album einiges an Zeit benötigen wird. Die relativ roh belassene, aber druckvolle Produktion tut hierbei ihr Übriges, um den Hörer langfristig bei der Stange halten zu können. So chaotisch sich der Sound während der ersten paar Durchläufe auch anhören mag, dieses Gefühl legt sich mit der Zeit. Zumal man mit „11:4:6“ sowie „Deus alienus“ auch zwei etwas zugänglichere Songs in die erste Hälfte gepackt hat, die zwar keine Abstriche an die Komplexität des Albums machen, aber doch etwas leichter ins Ohr laufen. Gerade letzteres wirkt zeitweilig etwas strukturierter, was dem Album auch ein gewisses Maß an Abwechslung verleiht. „Chaos protocols“ schraubt den Anspruch allerdings wieder in die Höhe (man höre sich nur mal die Bassläufe an) und zwingt den Hörer erneut, sich konzentriert auf die Musik einzulassen. Was ob dieses Soundgewitters auch erst einmal bewerkstelligt werden muss. Denn „Anti-cosmic triggers“ treibt es dabei fast auf die Spitze mit seiner Vielschichtigkeit. Im Grunde sind DEIPHAGO das krasse Gegenstück zu dem ganzen Djent- und Pseudo-Progressive-Müll, der einem so oft als innovativer Metal verkauft werden soll. Nicht falsch verstehen: Ich liebe guten Progressive-Metal, wenn ihm nicht die Aggression abgeht (man denke dabei mal an Sanctuary oder deren Nachfolger im Geiste Communic). Allerings wird viel zu vielem auch einfach der Progressiv-Stempel aufgedrückt, bloß weil man zum Beispiel mal ein paar atonale Töne einflicht. Nein, da lobe ich mir ein Album wie „I, the Devil“, dass in seiner Extremität wohl kaum ernste Konkurrenz fürchten muss, wie man abschließend im Albumcloser und Titeltrack noch einmal schlagfertig und höllisch komplex unter Beweis stellt.
Es kommt ja nicht oft vor, dass es in einer solch extremen Sparte im Metal auch Bands gibt, deren Songwriting avantgardistische und progressive Töne enthält und diese in einer gewaltigen Soundwand verpackt. DEIPHAGO gelingt dies allerdings ausgezeichnet und somit ist „I, the Devil“ ein weiterer Beweis dafür, dass es eben oft doch nicht ausreicht, Black/Death Metal an der Schwelle zum Bestial Black Metal stets möglichst primitiv klingen zu lassen, um die größtmögliche Flächenwirkung zu erzielen. Wer komplexes Songwriting zu schätzen weiß und dieses zusammen mit einem extremen Sound genießen möchte, für den ist dieses Album wie gemacht. Alle anderen sollten vorher unbedingt erst einmal probehören. Was mich angeht: Mir macht das Album richtig viel Spaß und in Verbindung mit einem der schönsten Cover der letzten Zeit bleibt daher nur zu sagen: PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Wie von Hells Headbangers gewohnt, gibt es auch jetzt schon die Möglichkeit, das Album als Pre-order zu erwerben. Und zwar als reguläre CD, als Digipack-CD, als auf 400 Stück limitierte, auf cyanblauem/goldfarbenem Vinyl, als auf 100 Exemplare limitierte LP auf schwarzem Vinyl, als Picture-LP (begrenzt auf 111 Exemplare) sowie auf Tape (100-mal) und natürlich digital.
DEIPHAGO – I, the Devil
Black / Death Metal from Costa Rica & Philippines
Hells Headbangers Records
Running time: 39:07 minutes
Release date: April 30th, 2019
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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation