TOTENGOTT – The abyss

TOTENGOTT – The abyss // © 2019 Xtreem Music / Totengott

Wenn es eine Band gibt, die dem Terminus „Celtic-Frost-Worshipping“ bis ins kleinste Detail gerecht wird, dann sind das ohne den Hauch eines Zweifels die Spanier TOTENGOTT, die vor zwei Jahren mit ihrem Debüt „Doppelgänger“ für ziemlich viele hochgezogene Augenbrauen gesorgt haben. Was 2014 mit dem „Lucifuge Rofocale“-Demo nur als Tribut an eine der einflussreichsten Extreme Metal-Bands aller Zeiten gelten sollte, entwickelte sich recht schnell zu einem Eigenläufer. Besonders der Umstand, dass man sich eher am letzten Werk der Mannen um Tom Gabriel Fischer, „Monotheist“, orientiert und seinen Schwerpunkt besonders auf die doomige Seite des Sounds legt, bewahrt das Trio vor reiner Kopiererei. Mit dem in nunmehr drei Wochen erscheinenden zweiten Album „The abyss“ legt man zudem einen Silberling vor, der den aktuellen Werken von Triptykon in nichts nachsteht.

Die vier Tracks schließlich sind eine Wucht, in denen man das komplette Spektrum der dunklen Künste verarbeitet. Das Songwriting ist dabei deutlich stärker geworden, auch liegt dem Album nun ein wesentlich besserer Spannungsbogen zugrunde. So beginnt der Opener „Ceremony I: Sic transit gloria mundi“ sehr ruhig und akkustisch, steigert nur langsam die Intensität, bis er sich nach ca. der Hälfte in ein Blackened Doom-Monster wandelt. Bemerkenswert ist, dass man selbst für die nur spärlich verwendeten Vocals Balc (u.a. Balmog) rekrutieren konnte, der allerdings nicht der einzige Gast auf „The abyss“ sein wird. „Ceremony II: The way of sin“ gehört quasi zu den Trademark-Songs der Band: Schnell, düster, nicht um die CF-Anleihen verlegen, aber mit einer dennoch ziemlich imposanten Death/Thrash-Schlagseite, die der Band ausgezeichnet zu Gesicht steht. Mit 13 Minuten ist „The spell“ der zweitlängste Track des Albums und erneut zieht man sämtliche Register, was das Kreieren eines spannenden Songs anbelangt. Der Track beginnt wieder sehr zurückhaltend mit nur sehr spärlicher Instrumentierung, doch sobald dieser extrem tief gestimmte Bass einsetzt, bricht die Hölle los. Schwärzester Doom ist hier oberstes Gebot und das Verharren im Downtempo lässt auch die Produktion zur Geltung kommen, die wie schon auf dem Debüt sehr stimmig gelungen ist. Trotz des tiefen Sounds hört man jeden Saitenanschlag, die Drums sind schön trocken produziert und die (natürlich) sehr an Tom Gabriel Fischer angelehnten Vocals könnten nicht besser klingen. Und sobald die Gastvocals von Kam Lee einsetzen, ist sowieso kein Halten mehr. Der Altmeister hat es halt einfach immer noch drauf und dessen tiefes Organ fügt sich einfach harmonisch in den Sound von TOTENGOTT ein. Danke dafür! Track Nummer Vier bzw. Seite B des Vinyls ist mit 22 Minuten ein weiterer Beweis dafür, dass die langen, ausufernden Songs es dem Trio angetan haben. „Doppelgänger II: The abyss“ baut einen ganz eigenen Spannungsbogen auf und hat als weiteres Schmankerl erneut Gastvocals zu bieten: Diesmal von der Mazedonin Marija Krstevska, die man wohl eher aus der Stoner Rock-Ecke kennt, die sich aber dennoch auch hier ohne Weiteres einfügt. Der Track selbst ist etwas dynamischer als „The spell“ und erinnert stellenweise an die „To mega therion“-Phase der Schweizer Heroen. Dies jedoch ist nur ein grober Leitfaden, denn besonders die partiell verwendeten Synths fügen einen wesentlichen Punkt hinsichtlich der Atmosphäre hinzu und lassen die dominierenden Metal-Parts umso wuchtiger erscheinen. Und von Downtempo bis angezogenes Midtempo ist hier auch alles vertreten, was den Sound der Band ausmacht. Besser kann man solch ein Monster von einem Longtrack nicht schreiben und sobald der letzte Ton verklungen ist, dürfte wahrscheinlich jeder Hörer direkt wieder auf Play drücken.

Ich sage ja immer wieder, dass mir stilübergreifende Bands oftmals lieber sind, als strikt auf ein Genre festzunagelnde Gruppen. Denn gerade der Blick über den Tellerrand ist es doch, weshalb wir alle Celtic Frost bis heute lieben. Und das ist auch der Grund, weshalb ich TOTENGOTT und „The abyss“ für lange Zeit hochhalten werde. Nicht nur gelingt es den Spaniern, sich langsam von den großen Vorbildern freizuschwimmen und etwas Eigenständiges zu schaffen; gerade die Leidenschaft für die Musik ist es, die hier aus jeder Note quillt und dem Album trotz seiner schweren Düsternis Leben einhaucht. In dieser Form dürfte uns das Trio noch lange erhalten bleiben und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die Vergleiche mit gewissen Altmeistern irgendwann aufhören werden. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten

Wie bereits das Debüt dürfte auch „The abyss“ besonders auf Vinyl zur Geltung kommen, gerade des atemberaubend intensiven Covers wegen. Die 12″-LP wird bei Burning World Records erscheinen, und zwar auf goldfarbenem sowie schwarzem Vinyl (Limitierungen sind bisher keine bekannt). Desweiteren wird das Album natürlich auch auf CD sowie digital zu erwerben sein (über Xtreem Music).

TOTENGOTT // © 2019 Totengott

TOTENGOTT – The abyss
Doom / Black / Thrash Metal from Spain
Xtreem Music / Burning World Records
Running time: 46:57 minutes
Release date: April 16th, 2019 (all formats)

Xtreem Music Webshop
Xtreem Music Bandcamp
Burning World Records Webshop
Totengott Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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