VANANIDR – Vananidr

VANANIDR – Vananidr // © Purity through Fire / Vananidr

Was ich im heutigen Black und Death Metal manchmal vermisse, sind Bands, die das Attribut „melodisch“ im Genrenamen führen. Guter Melodic Black Metal oder Melodic Death Metal sind schwer zu finden, da das Meiste doch wieder nur weichgespülter Kommerzquatsch ist. Dass es auch anders geht, beweist das Ein-Mann-Projekt VANANIDR aus Stockholm, das zwar in erster Linie eine richtig starke Mischung aus Black und Death Metal spielt, allerdings auch eine nicht zu unterschätzende melodische Komponente hat. Das gleichnamige Debüt erschien bereits als Independent-Release digital im vergangenen November. Purity through Fire haben sich nun der Veröffentlichung der CD angenommen, was wieder mal Grund genug ist, dieses Album genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dabei sollte man das Schlagwort „melodisch“ hinsichtlich des Stils hier nicht allzu wörtlich nehmen, da die Melodik eher unterschwellig durch die Riffs transportiert wird und sie einem nicht mittels Leads immer wieder vor den Latz geknallt werden. Natürlich haben auch diese bei VANANIDR einen gewissen Stellenwert, werden jedoch nur punktuell gesetzt, so wie im Opener „Raging blizzards“, das nicht nur sehr gut als Eröffnungstrack funktioniert, sondern vor allem direkt und unmissverständlich klar macht, dass man in erster Linie Wert auf ein sinnvolles Zusammenspiel der Genres legt. Auch „Frostbitten kingdom“ ist dafür ein gutes Beispiel: Wähnt man sich partiell an Dark Tranquillity zu „The gallery“-Zeiten erinnert, so wechselt man immer wieder hinüber zu purem schwedischen Black Metal, was sich nicht nur interessant anhört, sondern auch so klingt. Denn die verschiedenen Parts gehen so fließend ineinander über, dass bald kaum noch ein Unterschied zwischen Death und Black Metal zu spüren ist. Allerdings hat man auch merklich Spaß am Ausleben eindeutig definierter Genretracks wie „Abomination of evil“, dass eine reinrassige Black Metal-Hymne ist und sich ohne Weiteres auch gut auf zahlreichen Veröffentlichungen in den Neunzigern hervorgetan hätte. Mit „Projections“ schiebt man ein Instrumental ein, das nicht wirklich weh tut, das man allerdings auch nicht vermissen würde, vor allem da es ein wenig die Grundstruktur des Albums aufreißt, da man mit „Rise“ wieder einen schnellen Track hinterherschiebt, der besser als Anschluss an „Abomination…“ gepasst hätte. Nach diesen zwei wütenden Ausbrüchen gibt man in „Warfare“ auch dem melodischen Death Metal wieder mehr Raum. Abwechslung wird hier definitiv großgeschrieben, was das Album nicht nur extrem gut hörbar macht, sondern ihm auch so etwas wie Kurzweiligkeit verleiht, ohne sich dabei irgendwie an Trends anzubiedern. So lobe ich mir das! „Enter eternity“ baut das Ganze sogar noch ein wenig aus, indem man das Tempo ziemlich drosselt und so einem reinrassigen Meldodic Death Metal-Track Platz schafft, wie man ihn auch vor zwanzig Jahren schon genossen hätte. Das mit Orgel gespielte und sehr an alte Kirchenmusik erinnernde Outro „Psalm till döden“ ist im Gegensatz zu dem anderen Instrumental wirklich gut gewählt, da es das Album nach der genau richtigen Spielzeit beendet und zudem einen netten Kontrast zum ansonsten sehr energischen Stil bildet.

Ich hätte nicht gedacht, dass „Vananidr“ so einen guten Flow hat. Schneller als gedacht sind die 40 Minuten Spielzeit um und zurück bleibt die Frage, warum nicht alle Bands mit einem vergleichbaren Stil diese Qualität haben. Sicher, wirklich neu ist hier nichts, aber dafür auf einem extrem hohen Niveau dargeboten. Und das ist mir immer noch lieber, als falsch verstandene Innovation, Pseudo-Retro-Getue oder – am schlimmsten – „most fucking trve and evil devil worshippers“-Quatsch. „Vananidr“ ist ein solides Album im besten Sinne und ich wünsche dem Kopf dahinter, dass das Projekt die ihm innewohnende Wertschätzung über weite Teile der Szene erhält! KAUFEMPFEHLUNG!!! +++ 8 / 10 Punkten

Neben der natürlich nach wie vor digital erhältlichen Version veröffentlichen Purity through Fire das Album als reguläre CD sowie als limitiertes A5-Digipack.

VANANIDR // © 2019 Vananidr

VANANIDR – Vananidr
Melodic Black / Death Metal from Sweden
Independent (digital) / Purity through Fire (CD, A5 Digipack)
Running time: 39:49 minutes
Release date: November 20th, 2018 (digital) / March 17th, 2019 (CD, A5 Digipack)

Purity through Fire Webshop
Vananidr Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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