SJUKDOM – Stridshymner og dødssalmer

SJUKDOM – Stridshymner og dødssalmer // © 2018 Osmose Productions / Sjukdom

Seien wir doch für einen Moment mal gnadenlos ehrlich: Bei all den ganzen verschiedenen Subgenres innerhalb des Black Metal vermisst man doch manchmal schon die ‚guten, alten Zeiten‘, in denen man sich in 90 Prozent der Fälle darauf verlassen konnte, dass man unbarmherzige Musik um die Ohren geprügelt bekam, sobald von Black Metal die Rede war. Es waren definitiv einfachere Zeiten – nicht so spannend wie heute, das gebe ich zu. Aber ganz sicher waren es unbeschwertere Zeiten. Norwegischer Black Metal war okkult, tiefschwarz und eiskalt. Das schwedische Pendant bitterböse und rasend schnell. Und in genau diese Kerbe schlagen die Norweger SJUKDOM, die bereits im vergangenen Oktober ihr zweites Album „Stridshymner og dødssalmer“ herausbrachten und für das ich jetzt endlich (!!!) die nötige Zeit hatte.

Und dafür bin ich – ehrlich gesagt – auch dankbar! Denn wie in den ersten Zeilen schon gesagt, ist ein Teil von mir bei aller Weiterentwicklung immer noch irgendwo zwischen 1994 und 1999 gefangen. Das fängt schon beim „Panzer-fährt-durch-Ruinen“-Cover an: Eine eindeutige Ansage an den Zeitgeist mit seinen oftmals zwar wirklich wunderschönen, aber genauso oft mit Symbolen überladenen Titelbildern. Versteht mich nicht falsch: Ich liebe es, wenn ich in ein Cover eintauchen kann und alles eine Einheit bildet – gerade dann, wenn die jeweilige Band auch noch ein entsprechendes Konzept fährt. Ich wünsche mir auch nicht die klassische Schwarz-Weiß-Ästhetik der frühen bis mittleren Neunziger zurück. Aber manchmal darf es halt eben auch etwas Einfacheres sein. Und sobald die ersten Takte des Openers und Quasi-Titeltracks „Dødssalmer“ durch die Boxen rauschen ist auch das alte Gefühl wieder da, unverwundbar, über allem stehend und evil-as-fuck zu sein. Dabei ist der Track gerade mal oberstes Medtempo – sprich: schwedisches Riffing mit norwegischer Atmosphäre. Herrlich! Der größte Unterschied zu damals ist lediglich die bessere Produktion. Hatte man bei den alten Scheiben oft das Gefühl, der Sound bestände nur aus Riffs und einem Ride-Becken, klingt dieses Album relativ ausgewogen. Keine überragende, eher eine zweckdienliche Produktion. Bei einem Track wie „Nærvær“ ist das aber dann auch egal: Hier zieht das Tempo schlagartig an und hält dies auch für einen Großteil der weiteren Tracks. „Lykantropi“ baut in die Mitte des Songs ein nettes Break ein, nur um sofort wieder Gas zu geben. Sicher, die Varianz im Riffing ist nicht sonderlich groß, aber das erwartet man hier auch gar nicht. Da freut man sich schon darüber, wenn es einmal in den Songs selber in den Tonlagen variiert, so wie in „Med en fot i graven“. Dass man sich aber dennoch um Atmosphäre bemüht, zeigt „Terra nihil“, das als weiteren Farbtupfer noch ein wenig finnische Atmosphäre einfließen lässt. Und ja, die melodische Variante. Das sorgt für etwas Abwechslung, zu der auch erneut ein Break (inkl. Luftschutzsirenen) beträgt. Das ein Titel wie „I en storm av stål“ kein Kindergeburtstag ist, dürfte zu erwarten sein. Das Tempo wird erneut angezogen und man erwischt sich ein ums andere Mal, dass man sich am liebsten vor der Anlage aufbauen würde, um die Rübe kreisen zu lassen. Den Abchluss bildet der Siebenminüter „Skudd for skudd“ und wer jetzt noch Variationen im Soundgefüge erwartet, der hat etwas ganz und gar nicht verstanden. Denn eines bleibt nach den letzten Tönen unzweifelhaft klar: Manchmal muss ein Album einfach nur scheißbrutal sein, um überzeugen zu können. Ja, das hat die aktuelle Trespasser besser gemacht, aber das will ich auch gar nicht so vergleichen, da sich beide Bands doch unterscheiden. Ich für meinen Teil höre jetzt erst noch mal dieses Album hier. Es tut einfach sooo gut…

Nein, innovativ ist „Stridshymner og dødssalmer“ ganz sicher nicht. Nicht einmal originell. Aber das will es auch gar nicht. Und vor allem: Das muss es auch nicht! Denn dass SJUKDOM in erster Linie erneut ein Album für diejenigen aufgenommen haben, die sich mit ausgerecktem Mittelfinger und „Fuck you“ auf den Lippen der Gesellschaft entgegenstellen, tut verdammt gut. Genauso muss unverfälschter Black Metal klingen! Definitive Kaufempfehlung!!! +++ 8 / 10 Punkten

Das Album erhaltet ihr als CD sowie als LP im Webshop des Labels. Für die digital Version surft ihr einfach auf deren Bandcamp-Seite.

SJUKDOM // © 2018 Sjukdom

SJUKDOM – Stridshymner og dødssalmer
Black Metal from Norway
Osmose Productions
Running time: 34:58 minutes
Release date: October 26th, 2019 (all formats)

Osmose Productions Webshop
Osmose Productions Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

Anregungen? Kritik? Immer her damit...

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.