FROSTLAND – Winterkult

FROSTLAND – Winterkult // © 2018 Frostland

Manchmal mag man sich am liebsten in den Allerwertesten beißen: Da erhält man Promomaterial, legt es falsch ab, vergisst es daraufhin und nur durch puren Zufall beim Ordnen der Mails stößt man wieder darauf. In einem Fall wie dem Debüt der Kölner FROSTLAND ist dies besonder ärgerlich, da „Winterkult“ ein durchaus ansprechendes Album ist, welches zwischen norwegischem und US-Black Metal pendelt und durchaus eine intensivere Beschäftigung wert ist.

Dabei ist es gar nicht mal so einfach, die Stile einzeln in den Tracks hervorzuheben. Zu sehr ist man darauf bedacht, eine ganz eigene Stimmung zu erzeugen und die Einflüsse lediglich auch als solche zu behandlen, ohne sie an gewissen Stellen dominant zur Schau zu stellen. Und dennoch ist „Winterkult“ nicht einfach nur ein weiteres sehr gutes Black Metal-Album. Denn man benötigt durchaus mehrere Durchläufe, bis man richtig mit dem Material warm geworden ist. Das ist gar nicht mal schlecht, denn dann öffnet sich das Album dem Hörer und lässt ihn tief in dessen Atmosphäre eintauchen.

Dabei führt man ihn zunächst auf eine falsche Spur, da der Opener „Jenseits der Mauer des Schlafes“ gerade in den Vocals Anleihen aus dem DSBM zieht, was, nimmt man sich die Lyrics sowie dessen sichtliche Inspiration, Lovcraft, vor, nur allzu gut zu dem Wahnsinn passt, den die Band hier präsentiert. Musikalisch liefert man keine 08/15-Riffs ab, das Drumming ist dynamisch und auch den Bass hört man relativ gut heraus, ohne lange an den Reglern rumfummeln zu müssen. Ein bisschen mehr Druck hätte dem Ganzen allerdings nicht geschadet, da das Album an und für sich ein wenig zu leise gemischt ist. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau; vom Volumeregler hochdrehen hat noch niemand Schaden davongetragen. Im folgenden „Krater“ werden die Einflüsse aus dem US-Black Metal erstmals richtig deutlich. Melodische und aggressive Riffs wechseln sich gekonnt ab und auch hier sind es wieder die Vocals, die man herausstellen muss. Gerde die unkonventionelle Weise, in der sich das Black Metal-typische Keifen mit tieferen und höheren Stimmlagen abwechselt, stellt die Kölner deutlich über das gewöhnliche Mittelmaß hinaus. Bei einem Titel wie „83°41`20,7“N,31°5`26,8“`W“ denken viele vielleicht an ein Überbleibsel des letzten Bergthron-Albums „Expedition Autarkis“. Dem ist jedoch nicht so, denn man führt konsequent die eingeschlagene Richtung fort und hier fallem einen dann auch die kurzen Tempiwechsel erstmals richtig auf, die für einige Sekunden das Tempo verzögern, um dann wieder Gas zu geben. Keine Sorge, das sind keine richtigen Breaks, sondern eher ist es ein Herantasten an die ‚echten‘ Tempiwechsel, die für spürbar Atmosphäre sorgen. Umso mehr, wenn man den Leads komplett unverzerrt viel Raum gibt. „Fragmente im Sturm“ fügt dem Klangkosmos stellenweise fast progressiv zu nennende Leads hinzu (zwar nur an einer Stelle, aber die sticht deutlich heraus), was ein guter Kontrast zum sonst sehr straighten Material ist. Apropos straight: Das ist auch die perfekte Umschreibung für „Aurora Borealis“. Denn das treibt von der ersten Note an dermaßen nach vorne, dass es einfach nur riesigen Spaß macht. So sehr, dass man die Anlage hier noch ein bisschen weiter aufreißen darf. So, liebe Freunde des im Kartoffelkeller aufgenommenen und komplett unproduziertem Rausch/Quiek/Gehörgangterror-Black Metal klingt es, wenn eine Band wirklich Musik für den Underground macht. Das ganze ist immer noch METAL, verdammt noch mal, und der soll auch in diesem Genre das Maß aller Dinge sein! Mit dem neunminütigen Schluß- und Titeltrack „Winterkult“ legt man schließlich die Basis für die weitere Zukunft. Man bündelt all seine Stärken noch einmal zu einem großen Ausbruch an Energie und Leidenschaft und nach der letzten Note ist man sich sicher, dass hier noch etwas Großes entstehen kann. Bis dahin hilft, erneut die Repeat-Taste zu drücken.

Seit zwei, drei Jahren häufen sich die erstklassigen Veröffentlichungen im heimischen Underground und ich betone an dieser Stelle immer wieder, wie wichtig es ist, gerade die kleineren Bands zu supporten. FROSTLAND darf man zu eben jener Kategorie zählen, denn mit „Winterkult“ ist ihnen ein bemerkenswert vielschichtiges Album gelungen, dass sich nicht vor den großen Namen verstecken braucht. KAUFEMPFEHLUNG, ohne Wenn und Aber! +++ 8 / 10 Punkten

Wer jetzt überzeugt ist: Das ist genau das richtige Album für mich, der sei auf die Bandcamp-Seite der Band verwiesen, wo man sich das Album sowohl als CD als auch digital ordern kann.

FROSTLAND // © 2018 Frostland

FROSTLAND – Winterkult
Black Metal from Germany
Self-released (Digital) / Höstljus Records (CD)
Running time: 41:48 minutes
Release date: February 27th, 2018 (Digital) / May 6th, 2018 (CD)

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Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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