ILLUM ADORA – …of serpentine forces

ILLUM ADORA – …of serpentine forces // © 2019 Folter Records / Illum Adora

Was habe ich auf dieses Debüt gewartet! Schon die in 2015 und 2016 veröffentlichten Demos, die „Son of dawn“-EP (ebenfalls 2016) sowie die 2017 veröffentlichte Split mit Morte Incandescente haben mich extremst angefixt. Allerdings stellte sich mir immer eine Frage: Wie soll ich eine Band reviewen, deren unmittelbarer Vorgänger Zarathustra in 2006 mit „In hora mortis“ eines der meiner Meinung nach besten Black Metal-Alben aller Zeiten veröffentlicht haben (bei „Embrace your sanity“ drehe ich bis heute komplett durch)? Daher gab es auf Black Salvation zu den genannten Veröffentlichungen auch noch keine Reviews. Zu gewaltig schien mir die Aufgabe, zu sehr habe ich das neue Material von Bandkopf Hurricane Hellfukker an dem Status gemessen, den Zarathustra bei mir einnehmen.

Seit mir jedoch die Promo zu ILLUM ADORA’s Debütalbum „…of serpentine forces“ vorliegt, bin ich noch einmal ganz objektiv an die ganze Sache herangegangen, um das ständige Vergleiche-ziehen aus dem Kopf zu bekommen. Das Resultat: Nach mehreren Tagen Dauerrotation bleibt vor allem eines hängen: Dieses Album hier ist Black Metal, wie er klassischer nicht sein kann – und gerade deswegen eine extrem erfrischende Sache. Nicht nur die Vermengung von vielen Stilelementen, die sich vor allem ca. Mitte der Neunziger etabliert haben, sondern vor allem die kompromisslose Art und Weise, mit der „…of serpentine forces“ agiert, ist beinahe beispiellos. Dazu trägt auch die passende Produktion bei. Die ist sowohl brutal, ohne allzu modern zu klingen. Vielmehr ist auch sie ein weiterer Stein im Gebäude ILLUM ADORA’s. Dabei ist die Instrumentierung differenziert genug, um wirklich alles herauszuhören und der Gesang hat das genau richtige Maß an Hall verpasst bekommen, ohne dass es unangenehm oder aufgesetzt klingt.

Mit „Dominions of spheres beyond“ startet man von 0 auf 100 in die knapp 41 Minuten ein. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Hart an der Grenze zwischen oberem Uptempo und Blasts feuert man sofort aus allen Rohren, nur um nach nicht mal zwei Minuten mit einem Break völlig unvermittelt das Tempo rauszunehmen. Das passiert so abrupt, dass man erst einmal leicht irritiert ist. Jedoch stellt man sich schnell darauf ein und so macht das im Folgenden wieder leicht anziehende Tempo hin in einen atmosphärischen Mittelpart den Track zu einem würdigen Opener. Das Intro zu „Clashing of swords“ sowie dessen Hauptriff fügen im Anschluss die genau richtige Dosis an neuen Elementen hinzu: Denn das hier Gebotene erinnert frappierend an Desaster zu „Hellfire’s dominion“-Zeiten! Das kommt unerwartet und ist dennoch nur der nächste Stein im Konzept von Illum Adora, Black Metal wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen. „Forever dying but never dead“ führt diesen Weg unbeirrbar weiter fort, geht allerdings in der Historie noch einen Schritt weiter zurück. Im Midtempo angesiedelt, ist dieser Track pure, primitive Finsternis. Dabei darf man „primitiv“ gerne so verstehen, als ob die frühen Bathory einfach das Tempo rausgenommen hätten und so zu einer Art giftigem Venom-Worship mutiert wären. Großartig!

Der wahrscheinlich ungewöhnlichste Track ist eindeutig der Titeltrack: Der Wechsel von klarer, dunkler Stimme hin zum dominierenden Keifen funktioniert ausgezeichnet; vor allem, da man fast den Eindruck haben kann, als ob die Musik gerade für diese Art von Gegensatz wie geschaffen ist. Musik und Vocals bilden eine Einheit, die immer wieder von halbakkustischen Parts hin zu voll aufgedrehten wechselt. Das komplette Gegenteil ist dagegen „Nihil negativum“, welches das Zeitrad erneut um 25 Jahre zurückdreht. Und Leute: so gut viele andere Bands das auch beherrschen (was ich zugegebenermaßen auch gerne hervorhebe), so fehlt es vielen dieser Bands jedoch an genau der Authentizität, die man hier auf diesem Album spürt. Was ja auch kein Wunder ist, schließlich ist Hurricane auch schon seit über 20 Jahren aktiv in der Szene unterwegs. „Hic sunt dracones“ fühlt sich wie eine Fortsetzung des vorigen Tracks an. Und das ist gar nicht mal schlecht, denn so aufregend das erste Drittel des Album war, so will man an dieser Stelle vor allem eines: Bangen, bis der Teufel einem das Genick bricht! Und das funktioniert, wie so vieles andere auf diesem Album auch, erstaunlich gut. Relativ zackig geht man hier zu Werke und ist trotzdem überrascht, dass der Track mit beinahe sechs Minuten der längste des Album ist.

Man hält im Folgenden das aufgebaute Energielevel. „Slaves to existence“ steigert das Tempo sogar noch und wird zum unbarmherzigen Thrasher – allerdings ohne Thrash-Elemente, was auch gekonnt sein will. Man lässt schlichtweg alles an Energie hervorbrechen, was man zu bieten hat und die eingestreuten Film-Samples passen einfach perfekt hinein. Mit dem Album-Closer „Under the iron of the moon“ geht abschließend eine kurze, intensive Reise zu Ende, in der man atmosphärisch den Bogen zum Beginn des Albums schlägt. Die Reminiszenzen an alte, fast vergessene und nicht weniger als glorreiche Zeiten des 90er-Jahre-Black Metals werden hier noch einmal stolz empor gereckt. Da macht es das instrumentale Outro „Tiusche Man in Wieße Thorn“ genau richtig und lässt den Hörer in scheinbarer Melancholie zurück. Scheinbar – denn wozu sonst gibt es die Repeat-Taste!?

Okay, ich muss zugeben, dass das Album in den ersten zwei, drei Durchgängen erst mal nur so durchgerauscht ist. Dann allerdings hat es begonnen, sich zu öffnen und mich auf einen wahren Höllenritt der Emotionen geschickt. An anderer Stelle schrieb ich vor einiger Zeit ja schon, dass mir Bands, die gut die alten Zeiten hochleben lassen, lieber sind, als schlechte und scheinbar innovative. Und ILLUM ADORA treffen genau meinen Nerv. „…of serpentine forces“ vereint im Grunde „nur“ das Beste aus 25 Jahren Black Metal Kvlt, bietet das allerdings auf eine so unverkrampfte und authentische Weise dar, dass man das Album einfach lieben muss. Und auch, wenn das Ende Januar eine gewagte Aussage ist: Hier liegt definitv schon das erste Highlight des Jahres vor! PFLICHTKAUF!!! +++ 8,5 / 10 Punkten

Bereits jetzt könnt ihr euch das Album beim Label Folter Records entweder als CD, als auf 150 Exemplare limitierte LP auf schwarzem Vinyl oder als auf 100 Exemplare limitierte LP im Splatter-Look vorbestellen. Weiterhin wird es Album noch auf Tape sowie als handgearbeitetes A5-Digipack mit Tape und Live-DVD geben. Details dazu am Releasetag.

ILLUM ADORA // © 2019 Illum Adora

ILLUM ADORA – …of serpentine forces
Black Metal from Germany
Folter Records
Running time: 40:45 minutes
Release date: 25.02.2019 (all formats)

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Folter Records Bandcamp
Illum Adora Bandcamp

Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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