Nachdem das Jahr 2018 einen so großartigen Ausklang mit dem Debüt von OMNIPOTENCE hatte, steigen wir nun hoffentlich genauso großartig in das neue Jahr 2019 ein: Nämlich mit dem zweiten Album der italienischen Doom Metaller THE OSSUARY. Deren Debüt, „Post Mortem Blues“, wurde im Februar 2017 schon mit 9 Punkten von mir geadelt und hat weltweit generell sehr positiven Anklang gefunden; es dürfte also spannend werden, ob dies mit dem zweiten Album, namentlich „Southern funeral“, auch wieder gelingt.
Zweifel darüber, dass das Debüt möglicherweise nur ein Überraschungserfolg wie so viele gewesen sei, räumt man jedoch schon in den ersten Minuten mit dem Opener „Walk into sepulchral haze“ beiseite. Denn der Grundsound hat sich ein wenig mehr in Richtung Proto-Doom verschoben, die klassischen Metalparts sind also deutlich dominanter geworden. Und, meine Fresse, ist das eine druckvolle Produktion! Selbst bei relativ moderaten Einstellungen an der Anlage schlägt einem der Sound dermaßen eins um die Ohren, dass selbige freudig schlackern. Ohne irgendwelche Kompromisse an modernen Zeitgeist gibt es hier einen warmen und energetischen Klang zu genießen. Man höre nur das Eröffnungsriff bie „Maze of no return“ sowie dessen Solo. Das schreit förmlich nach Vinyl (das es zum Glück auch gibt, siehe weiter unten). „Belphegor“ glänzt anschließend mit den wohl besten Blues-Riffs im Metal-Gewand seit langer Zeit. Wer hier noch ruhig sitzen bleiben kann, der ist selber schuld! Der Titeltrack spendiert dem Album schließlich eine gehörige Portion klassischen Doom. Irgendwo zwischen Saint Vitus und Candlemass pendelnd, reduziert man das Tempo und die Instrumentierung nur auf das Nötigste und gibt den fantastischen Vocals von Stefano Fiore genügend Platz zum Entfalten. Von düster deklamierend bis hoch und beschwörend kann dieser einfach überzeugen, was dem ganzen Material die entscheidende Komponente hinsichtlich Authentizität hinzufügt. Waren die ersten Tracks noch im klassischen Metal angesiedelt, so geht man nun einen Schritt zurück in der Historie und addiert noch eine ordentliche Portion Hard Rock à la Thin Lizzy oder Rainbow, wobei einiges davon auch ziemlich proggy klingt. So wie „Eternal pyre“, dessen Riffs deutlich eher nach 1970 als nach 1980 klingen. Was ich persönlich daran schätze. ist, dass es keinen wirklichen Bruch im Soundgefüge gibt. Vielmehr kann man von einer klassischen Aufteilung in eine A-Seite und eine B-Seite sprechen, was dem Vinyl-Release sehr zugute kommt. Mich würde da mal interessieren, ob das von Anfang an geplant war… Auch „Sleep demon“ ist wieder sehr zurückgenommen im Sound und im besten Sinne mit angedeutet progressiven Elementen versetzt. „Under the spell“ ist da wieder etwas straighter und mit mehr Power versehen und somit die perfekte Vorbereitung für den Schlusstrack „Shadow of plague“. Und der ist mal eine der besten Reverenzen hin in Richtung Pentagram, ob nun gewollt oder nicht, die ich je gehört habe. Man stelle sich den Track einfach mal mit den Vocals von Bobby Liebling vor und die Illusion wäre perfekt. Das ist doch mal ein würdiger Abschluss eines erneut bockstarken Albums!
Offen gestanden hätte ich nicht geglaubt, dass mich „Southern funeral“ so sehr mitreißen kann. Sicher, ich stehe nach wie vor hinter der Benotung des Debüts, auch wenn ich rückblickend sagen muss, dass ein halber oder ganzer Punkt eher der Bonus für die Klasse des Releases widerspiegeln. THE OSSUARY sind zum Glück nicht stehengeblieben, sondern haben sich spürbar weiterentwickelt, so dass auch das neue Album wieder voll überzeugen kann. Die Vocals sind stärker geworden, das Songwriting abwechslungsreicher und der entscheidende Punkt ist, dass man retro klingt, ohne retro zu sein. Und dieser Schlag in Richtung all der ganzen Möchtegern-Siebziger-Rocker kann nur mit einem honoriert werden: PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Das Album wird als Digipack-CD, digital und in diversen Farben auf Vinyl erscheinen. Dieses wird es auf 500 Exemplare limitiert geben und zwar in den Farben schwarz (200-mal), halbtransparentes see-blau (200-mal) sowie als durchsichtiges Splatter-Vinyl (100-mal).
THE OSSUARY – Southern funeral
Heavy / Doom Metal
Supreme Chaos Records
Running time: 44:47 minutes
Release date: January 25th, 2019 (all formats)
Supreme Chaos Records Webshop
Supreme Chaos Records Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation