Zugegeben: Ich war Anfang der Neunziger keine große Freundin von Death Metal. Es gab zwar einige Alben, die ich ganz okay fand, aber irgendwie hat mir im Großen und Ganzen der Zugang gefehlt. Der ist auch erst relativ spät gekommen, als vor ungefähr zehn Jahren langsam das Revival des klassischen Death Metal einsetzte und Elemente daraus auch immer wieder den Weg in den Black Metal fanden und sich daraus ein bis heute immer weiter entwickelnder neuer Stil herausgebildet hat. Aufmerksamlese Leser dieses Magazins wissen da natürlich, wo meine Vorlieben sind, weswegen ich hier jetzt keine Referenzbands nenne. Denn mit dieser Entwicklung begann auch mein Interesse für den ursprünglichen Sound zu wachsen, was natürlich auch mit den heute möglichen Produktionen zusammenhängt, die einfach einiges mehr an Druck haben und somit auch für mich interessanter klingen. Eine dieser Bands, die an die frühen Neunziger anknüpfen, sind nun die 2016 gegründeten RAVENOUS DEATH aus Mexiko,die in Kürze ihr Debüt „Chapters of an evil transition“ unters Volk bringen werden.
Und meine Fresse, ist das ein Geschoss! Die zehn Tracks (inklusive Intro) ballern von Anfang bis Ende mit einer Wucht auf den Hörer ein, dass man schon bald nur noch um Gnade winseln möchte. Die wird jedoch nicht gewährt, wie man nach dem instrumentalen Intro „Prelude to evilness“ feststellen darf. Denn der Opener „Doomed to exist“ schlägt einem von der ersten Note an direkt in den Unterleib: Ordentlich sägende Gitarren, die Riffs so tief gehalten, wie es nur geht und das Ganze in einem verdammt hohen Tempo gespielt, mit nur selten mal im Midtempo eingebauten Parts. Die Produktion ist schön trocken, aber mit viel Power, so dass auch die Drums neben den Gitarren einwandfrei zur Geltung kommen. Dass die Growl einfach nur begnadet sind, muss ich hier wohl nicht extra erwähnen, denn alles andere würde dem musikalischen Standard sonst wohl spotten. „Harvesting hate“, „Evil dementia (The voices of the nobodies)“ und „Awakening of the damned“ sind weitere durchschlagende Beweise für die Klasse der Band. Man schafft es, trotz des konstant hohen Tempos, die Tracks nicht eintönig klingen zu lassen. Klar, Innovation geht anders, und wer es eher etwas technischer oder verspielter mag, der greift eben zu den neuen Alben von Sulphur Aeon oder Chapel of Disease. Doch den straighten Kurs auf einem Album wie diesem halten zu können, ohne sich zu wiederholen, muss auch erst mal gekonnt sein. Denn auch „Cursed origin“, „Initiation ritual“ sowie „The sinister being“ fügen dem Bandsound stets weitere kleine Facetten hinzu. Gerade die kleinen Licks während dem Riffing, die oft nur kurz aufblitzen, machen das Hören so spannend. Die beiden Schlusstracks „Massacre cult“ und „Souls consumes by the occult“ setzen schließlich den gelungenen Schlusspunkt unter ein sowohl brutales als auch verdammt starkes Old-School-Death-Metal-Album.
Bei der Bewertung hatte ich letztlich nur ein Problem: Vergebe ich die Note auf das komplette Genre bezogen oder aber spezifisch auf den Stil fokussiert? Ich habe mich für letzteres entschieden, da der Death Metal mittlerweile so vielfältig ist. Und es wäre unfair, würde ich diese straighten Mexikaner mit technisch weit anspruchsvolleren Bands vergleichen. Sieht man einmal vom künstlerisch eher naiven Cover ab, ist das vorliegende Album außerdem eine von vorne bis hinten rundum gelungene Sache: Angefangen bei der starken Produktion bis hin zu den einfach nicht langweilig werdenden Songs haben RAVENOUS DEATH mit „Chapters of an evil transition“ einen Release vorgelegt, der einfach perfekt in die heutige Szene passt und den man auch in den nächsten beiden Dekaden regelmäßig hören wird. PFLICHTKAUF!!! +++ 9 / 10 Punkten
Wer seine Sammlung um einen weiteren Death Metal-Hochkaräter erweitern will, der kann sich das Album entweder als CD ins Regal stellen oder aber digital erwerben. Die CD wird übrigens auf 1000 Exemplare limitiert sein.
RAVENOUS DEATH – Chapters of an evil transition
Death Metal from Mexico
Memento Mori
Running time: 40:13 minutes
Release date: January 21th, 2019 (CD) / February 5th, 2019 (digital)
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Ravenous Death Bandcamp
Review © 2019 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation