OMNIPOTENCE – Praecipitium

OMNIPOTENCE – Praecipitium // Cover © 2018 Iron Bonehead Productions / Omnipotence

Alle paar Monate erscheint ein Album, dass mich richtig aus den Latschen kippen lässt. Mit schöner Regelmäßigkeit werde ich dann daran erinnert, dass es im Metal alles andere als langweilig zugeht und man auch abseits der großen Majorlabel immer mit neuen, aufregenden Veröffentlichungen gefüttert wird. Und ganz im Gegensatz zu gewissen Majors kann man sich bei vielen Indie-Releases blind darauf verlassen, dass man hier exakt das geliefert bekommt, wofür das jeweilige Label steht. So bin ich stark davon ausgegangen, dass das am 07. Dezember bei Iron Bonehead erscheinende Debüt der Kanadier OMNIPOTENCE, „Praecipitium“, ein klasse Album werden wird; was dann jedoch beim ersten Hördurchlauf in nicht mal einer halben Stunde über mich hereinbrach, war nicht weniger als eines der besten drei Alben in diesem Jahr.

Bemerkenswert ist, dass es sich gleichzeitig um das erste Lebenszeichen der Band seit deren Gründung 2015 handelt. Man hat sich also ganz bewusst die Zeit genommen, um das Material mit dem nötigen Feinschliff zu versorgen, so dass es uns nun mit einer Urgewalt um die Ohren gedonnert wird. Die Mischung aus Black und Death Metal ist, im Gegensatz zum Stil sehr vieler anderer Bands, nicht rumpelig oder düster oder abgrundtief böse. OMNIPOTENCE packen den Hörer mit einer Produktion, die vor allem eines hat: EIER! Dabei klingt der Sound weder glattgebügelt, sondern hat Ecken und Kanten und ist im besten Sinne des Wortes rauh und trotzdem beinahe schon mit einer Epik ausgestattet, die es schwer macht zu begreifen, was da gerade über dich hinwegrollt.

Die Riffs fliegen messerscharf um die Ohren, Lead und Rhythmus-Gitarre sind einwandfrei voneinander zu unterscheiden, der Bass drückt extrem angenehm unaufgeregt in die Magengrube und die Drums (für mich das A und O einer jeden Produktion) sind genau richtig abgemischt. Kein Böllern im Vordergrund, kein undifferenziertes Klopfen von weit hinten, sondern so, wie es sein soll: Dominant, aber immer den Gesamtsound im Blick.
Das Riffing erinnert immer wieder an Bands der melodischeren Richtung im griechischen Black Metal, was schon den nächsten Pluspunkt darstellt, da die erwähnte Epik so noch mehr zum Tragen kommt. Das ganze wird vermischt mit Einflüssen der schwedischen schwarzen Schule.  Die nur miminal ein Stück weiter nach hinten gesetzten Black Metal-Vocals runden den positiven Eindruck ab. Das alles unter einem Fundament aus klassischem Death Metal ergibt „Praecipitium“.

OMNIPOTENCE // © 2018 Omnipotence

Dabei ist dieses Album alles andere als der Abgrund, den uns sein Titel suggerieren möchte. Fast schon trägt es dich in die Höhe, und das von der ersten Note des Openers „Paths to oblivion“ an. Man bewegt sich zumeist im oberen Midtempo, zieht stellenweise das Tempo aber auch schon mal an. Dabei sind die Übergänge bei den Tempiwechseln gekonnt und immer songdienlich gesetzt, was vor allem in „Composite forms of sound and thought“ gut zu erkennen ist. Interessant ist auch zu beobachten, dass, obwohl die Songs deutlich voneinander abgegrenzt sind, es keine merkenswerte Übergänge zu geben scheint. So wirken der eben genannte Track sowie das folgende „The emptiness that breathes“ fast wie aus einem Guss und erzeugen somit einen ungeheuren Sog, der dich tief in die Musik hineinzieht. Vor allem die Verquickung der Stile tut ihr Bestes, dich zwischen eisiger Kälte und angenehmer Wärme zu tragen und öffnet mit jedem neuem Track eine andere Welt, die trotzdem ein Teil des großen Ganzen ist. So geschehen im vorletzten der fünf Tracks: „Lethiferous“ ist ein Paradebeispiel für die Emotionen, die sich während der Hörens sowohl des Songs als auch des kompletten Albums entwickeln. Komplett in die Höhe getragen und dort verweilend wird man allerdings mit dem abschließenden „Beyond the boundaries of being“, welches zu den besten Tracks gehört, die ich seit langer, langer Zeit gehört habe und an den ich mich auch in vielen Jahren noch ohne Schwierigkeiten erinnern werde. Sei es der Melodie wegen, sei es wegen der beinahe perfekten Dynamik im Song selbst: Alleine diese acht Minuten sind den Kauf von „Praecipitium“ mehr als nur wert.

Als Fazit bleibt mir da schlicht und ergreifend nur zu sagen: Wer auch nur einen Funken Verstand hat, wird sich dieses Album noch am Erscheinungstag kaufen und im Anschluss für womöglich sehr lange Zeit nicht mehr viel anderes hören wollen. Ich bin restlos begeistert von „Praecipitium“ und hoffe inständig, dass der Band eine große Zukunft und vor allem ein hohes Maß an Bekanntheit zuteil wird. Verdient hätte sie es. In diesem Sinne: PFLICHTKAUF!!! +++ 9,5 / 10 Punkten

OMNIPOTENCE // © 2018 Omnipotence

OMNIPOTENCE – Praecipitium
Black / Death Metal from Canada
Iron Bonehead Productions
Running time: 28:31 minutes
Release date: December 7th, 2018

shop.ironbonehead.de
ironboneheadproductions.bandcamp.com

Review © 2018 Beatrice Sophia von Siedler / Black Salvation

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