ECTOPLASMA – Cavern of foul unbeings

Copyright: Memento Mori / Ectoplasma
Copyright: Memento Mori / Ectoplasma

Das Revival des klassischen Death Metal hält auch weiterhin an. Ständig kriechen neue Bands aus ihren Löchern, um den alten Helden zu huldigen und dabei mal mehr, mal weniger eine eigene Identität entwickeln. Bei einigen Bands sind die Reverenzen so deutlich, dass es schon wehtut, andere Bands wiederum nutzen sie mit einer gewissen Ironie, was durchaus auch seinen Charme hat. Andere Gruppen wiederum spielen diese Musik aus totaler Leidenschaft heraus, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob und wie deutlich die Einflüsse bemerkbar sind. Zur letzten Kategorie zählen die Griechen ECTOPLASMA, die am 22.01.2018 ihre zweite Full-length „Cavern of foul unbeings“ vorlegen. Wie der Vorgänger „Spitting coffins“ sind die Querverweise in den Death Metal der Endachtziger (Bands aus den Staaten) sowie in den europäischen Death Metal von Anfang der Neunziger wieder allgegenwärtig. Ähnlich wie die heimischen Chapel of Disease oder Deserted Fear kocht man jedoch sein ganz eigenes Süppchen, so dass man nach einigen Durchläufen keine Schwierigkeiten mehr hat, die Band unter zig anderen herauszuhören. Das ist gut und muss auch so sein, vor allem, da die Produktion zwar ordentlich ist, aber keine Genregrenzen sprengt. Heißt: Solide, nicht poliert, man spürt den Schmutz bei jedem Lead und bei jedem Solo aus den Boxen tropfen. Generell ist „Cavern…“ durchaus differenziert abgemischt, versprüht jedoch massig Sunlight-Atmosphäre. Genial!

Mit dem Intro „Amorphous atrocity“ steigt man ‚klassisch‘ in die nun folgenden 48 Minuten ein. Das ruft sofort 90er Jahre-Atmosphäre auf den Plan und mit dem Opener „Entranced in blood“ ist man entgültig wieder da angekommen. Schnelle, immer mal wieder melodische Gitarrenläufe während der Leads, ein Basssound, der dir die Eingeweide malträtiert und ordentlich böllernde Drums. Dazu das (zu jeder Zeit) souveräne Growlen: Einfach herrlich! Es scheint fast, als hätte es die letzten 25 Jahre nicht gegeben. Als Headbanger vor dem Herrn entpuppt sich als nächster Track „Mortified and despised“. Das ist ganz alte Schwedenschule und lässt selige Erinnerungen an alte Grave und Entombed zu Demozeiten wachwerden. Aber auch abseits dieser Nostalgie funktionieren die Songs, wie man mit „Seized in Cimmerian darkness“ unter Beweis stellt. Denn das Album macht zwei Dinge genau richtig: Erstens schafft es eine durchgehende Atmosphäre und zweitens sind die Songs so gut arrangiert, dass auch der Albumflow extrem gut funktioniert. „Cavern of foul unbeings“ als Titeltrack zu wählen, war eine gute Idee, deckt er doch einerseits die rohe Ungezügeltheit des 80er- mit der morbiden Atmosphäre des 90er-Jahre-Death Metal ab. Was hier wie auch an anderen Stellen auffällt: Kommt die Doublebass prominent ins Spiel, wird sie nicht unnötig in den Vordergrund gemischt sondern bleibt angenehm im Hintergrund. Danke dafür! Ja, ich weiß, ich bin selber Drummerin und mag es nicht, wenn ich zu weit nach hinten gemixt werde… Aber man kann schließlich alles übertreiben…

Nach diesem ‚Gefühlsausbruch‘ konzentrieren wir uns lieber wieder auf das Album. „Primeval haunting“ ist ein Paradebeispiel dafür, weshalb man den alten US-Death Metal so liebte: Pfeilschnelles Drumming, ausgefeilte Gitarrenarbeit, ein Sänger, der sich die Seele aus dem Leib growlt und Songs, die nicht von vorne bis hinten durchgeknüppelt sind, sondern mit technischen Soli und Leads immer wieder Kontrapunkte setzen. Extrem kurzweilig und extrem gut. Ebenso fällt „Reanimated in Trioxin“ aus, welches erneut das Beste aus beiden Welten vereint. Besonders die Gitarrenarbeit kann überzeugen. In den nur wenige Sekunden kurzen Leads steckt soviel Energie, die andere Bands auf Albumlänge nicht zustandebringen. Was darf allerdings auf solch einem Album nicht fehlen? Genau, eine ordentliche Doom-Walze! Die bekommt man – zumindest annähernd – mit „The unspeakable one“. Zwar kein Vergleich mit aktuellen Asphyx, sondern eher an deren Frühphase angelegt (noch vor „The rack“), aber durch die stetige Verquickung der Stile hat auch dieser Track etwas ganz Eigenes. „GhoulSpawn“ läutet im Anschluss das Abschlusstriple ein und ist zudem ein Brecher erster Güte. Schweres Riffing, im Midtempo gehaltene Geschwindigkeit und ordentlich Druck. So macht das Spaß! Besonders, wenn sich solch einem Track wieder eine Verbeugung vor dem alten Death / Doom holländischer Prägung anschließt. Und „Disembodied voice“ macht diesmal alles richtig: Der Doom-Anteil ist zu Beginn genau richtig gesetzt und der Wechsel zum schnellen Tempo und zurück ist genau abgestimmt. Absoluter Wahnsinn! Dem setzt die das Album abschließende Coverversion von Unleashed’s „The immortals“ dann die Krone auf. Zwar kommt es nicht ans Original heran (und das würde wohl KEINE Band schaffen), aber Ectoplasma sind verdammt nah dran.

Ich muss schon sagen, ich bin mehr als nur ein bisschen beeindruckt. Hatte ich beim Lesen des Promo-Wischs noch gedacht, „och nö, nicht schon wieder so eine ‚früher-war-alles-besser-Gedächtnis-Kapelle'“, so wurde ich allzu schnell eines besseren belehrt. Die vier Griechen machen einfach alles richtig: Gutes Songwriting, Abwechslung wird großgeschrieben und auch optisch könnte das Album kaum besser sein (hoffentlich kommt ein LP-Release). Wer mal wieder Bock auf ECHTEN Death Metal mit Eiern hat, der muss hier zuschlagen. Generell empfehle ich aber jedem, hier zumindest einmal reinzuhören. Für Erstere gilt: PFLICHTKAUF!!! +++ 8,5 / 10 Punkten

Aus irgendeinem Grund funktioniert im Moment der Webshop von Memento Mori nicht. Ich hoffe jedoch, dass man das schnellstens behebt. Falls dies bis zum Releasetag dennoch nicht der Fall sein sollte, dann könnt ihr auch auf andere Mailorder ausweichen. Die Vertriebsstruktur ist für ein so kleines Label wirklich gut. Statusänderungen erfahrt ihr wie immer aus dem Facebook-News Feed auf Black Salvation.

Copyright: Ectoplasma
Copyright: Ectoplasma

ECTOPLASMA – Cavern of foul unbeings
Death Metal from Greece
Label / Distribution: Memento Mori (CD)
Running time: 48:44 minutes
Release date: 22.01.2018

www.memento-mori.es

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