NECROMANTE – The magickal presence of occult forces

Copyright: Iron Bonehead Productions / Necromante
Copyright: Iron Bonehead Productions / Necromante

Brasilien ist ja nicht gerade als Hochburg des Black Metal bekannt und auf die Schnelle fallen einem wahrscheinlich eher Bands aus dem Death oder Thrash ein, die die metallische Historie des Landes bereichern. Mit den 2007 gegründeten NECROMANTE schickt sich nun ein Vertreter der schwarzmetallischen Zunft an, diesen Umstand mit zu ändern. Soeben erschien deren Debüt „The magickal presence of occult forces“ über Iron Bonehead Productions (wo auch sonst) und das stellt bereits einen recht respektablen Einstand dar. Rein technisch gibt es an der Horde nichts auszusetzen: Man beherrscht sein Handwerk und auch produktionstechnisch gibt man eine solide Figur ab. Klar und gut ausdifferenziert und mit einer gehörigen Portion rohem Charme wartet man hier auf und sorgt so dafür, dass einem die knapp 40 Minuten nicht zu lange werden.

Denn schon das okkulte Flötenintro „In the wings of the dark mother (Part 1)“ zieht einen unwillkürlich hinab in Sphären mystischer Erwartung. Hat man sich vorab allerdings noch nicht mit der Band beschäftigt, dürfte der erste Gedanke bei vielen wohl zunächst sein, ‚oha, die nächste okkulte Rock-Kapelle‘. Okkult, ja. Rock, allerdings nicht. Mit dem folgenden „Secret eye“ hat man einen verdammt starken Opener gewählt, der in seiner Grundstruktur eher an den griechischen statt an den südamerikanischen Black Metal denken lässt. Das konsequent gehaltene Midtempo mit nur kurzen eingestreuten etwas schnelleren Passagen reißt mit und macht direkt Lust auf mehr. Diese Lust wird dann auch sofort mit „Nekrokosmick Pentagram“ bedient. Die griechischen Einflüsse von Anfang bis Mitte der Neunziger sind nach wie vor latent vorhanden, jedoch verfügt der Song durch das etwas bessere Riffing in den Leads über etwas mehr Dynamik als der Opener. Spannend! Das mit viel altem Death und Thrash unterlegte „Occult cult“ bringt dann erstmals etwas Abwechslung in den Albumfluss; und das funktioniert sogar ausnehmend gut: Nicht nur kann man sich hier ungezügelter präsentieren, auch rein vom Spielwitz her klingt der Track so, als ob man mächtig viel Spaß damit hatte. Anlage aufdrehen ist hier definitiv angesagt! „Sirius 6“ ist ein kurzes Akkustikintermezzo von einer halben Minute, dass man sich, offen gestanden, hätte schenken können. Denn nicht mal als Intro zum darauf folgenden „A’arab zaraq“ funktioniert es. Ein Einbinden in den eigentlichen Song wäre sinnvoller gewesen.

Denn besagtes „A’arab…“ wechselt stilistisch nun deutlicher in südamerikanische Sphären und lässt seine südeuropäischen Einflüsse nur noch im Chorus durchscheinen. Dass man es zudem beherrscht, akkustische Intros in den Anfang eines Songs einzubinden, zeigt der wahrscheinlich abwechslungsreichste Track „Initiation“. Obwohl man hier gar nicht mal so viel anders macht als in den übrigens Tracks, verbindet man nicht nur die bisher eingestreuten Einflüsse miteinander, sondern fügt noch eine gehörige Portion okkulten Black Metals der Marke mittlere Watain hinzu (wenn auch nur kurz angedeutet). Gut, das ‚Solo‘ klingt zwar ziemlich schief; ich gehe aber einfach mal davon aus, dass das so gewollt war. „Prelude to movement…“ ist wieder mal ein akkustisch vorgetragenes Intro zum dazugehörigen „Baphomet movement“. Über Sinn und Unsinn solcher Intros kann man jetzt zwar diskutieren, aber hier passt es endlich atmosphärisch wirklich gut, da man es thematisch mit einer Panflöte begleitet. Im okkulten oder mystischen Kontext gesehen ist das eine logische Querverbindung. „Baphomet…“ selbst ist dann ein sowohl wütend nach vorne preschender Track als auch eher in sich gekehrt und mit einer gewissen Ruhe versehen. Spätestens hier merkt man, dass das Trio durchaus ab und an sein Lichtlein doch ein wenig unter den Scheffel stellt. Der Rausschmeißer „Enuma elish“ verabschiedet den Hörer dann mit – akkustischen Klängen! So nett sich das Geklampfe auch anhört, als Album-Closer steht der Track jedoch an völlig falscher Stelle. Schade, da wäre definitiv mehr drin gewesen…

Zugegeben: „The magickal presence of occult forces“ ist ein leicht durchwachsenes Album. Starken Tracks stehen in der zweiten Hälfte einige unnötige Akkustikeinlagen entgegen. Klammert man diesen Umstand jedoch aus, dann hat man ein richtig gutes Debüt-Album vor sich, dem man auf meine Wertung gerne noch einen halben Punkt mehr aufschlagen darf. Ich jedenfalls habe die Hoffnung, dass die genannten Kritikpunkte in der Zukunft so weit ausgemerzt werden, als dass man die Intros dann etwas sinniger in die jeweiligen Songs einbindet. Auf jeden Fall sollte man die Brasilianer im Auge behalten und ihnen eine echte Chance geben. Definitiv Kaufempfehlung! +++ 7,5 / 10 Punkten

Dann jetzt aber ab in den Webshop von Iron Bonehead und sich das Album entweder auf CD oder aber noch besser als LP geholt. Wer mag, kann natürlich auch auf das digitale Format im Bandcamp-Shop des Labels zurückgreifen.

Copyright: Necromante
Copyright: Necromante

NECROMANTE – The magickal presence of occult forces
Black Metal from Brazil
Label / Distribution: Machado Fantasma (Tape) / Death Dealer Productions (Tape) / Iron Bonehead Productions (CD, LP) & Bandcamp (Digital)
Running time: 39:33 minutes
Release date: 04.03.2017 (Machado Fantasma) / 15.04.2017 (Death Dealer Productions) / 06.10.2017 (Iron Bonehead & Bandcamp)

www.shop.ironbonehead.de
www.bandcamp.com

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